Der SV Leonberg/Eltingen erhebt wegen der stark gestiegenen Energiekosten einen zusätzlichen finanziellen Beitrag. Das kommt nicht bei allen Mitgliedern gut an.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Manche Worte hören sich gefährlich an, wie „Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung“ (67 Buchstaben) oder „Kassenrabattvertragsarzneimittelnichtverfügbarkeitskennzeichnungsfehlerberichtigungsermächtigung“ mit gar 97 Buchstaben. Aber im Grunde sind sie harmlos, weil kaum jemand davon betroffen ist. Bei „zweckgebundener Energieumlage“ sieht das schon ganz anders aus – das klingt nach Angriff auf den Geldbeutel. Und so ist es auch. Der SV Leonberg/Eltingen hat bereits kurz vor Weihnachten beschlossen, eine solche Umlage zu erheben und damit seine Mitglieder zu verpflichten, bis zu 100 Euro zu bezahlen, um die Vereinskasse von den enorm gestiegenen Energiekosten zu entlasten.

 

Anfang Februar wurde der Beschluss des Hauptausschusses, der aus dem Vorstand, dem erweiterten Vorstand sowie aus sämtlichen Abteilungsleitern besteht, einstimmig bei einer Enthaltung gefasst und Anfang Februar den 4600 Mitgliedern mitgeteilt – was bei den meisten zu Naserümpfen, bei anderen zum Meckern und bei wenigen zu harscher Kritik geführt hat mit dem Duktus: Alles wird teurer und jetzt verlangt auch der Sportverein eine erkleckliche Sonderabgabe. Tobias Müller kann das Unbehagen nachvollziehen, doch mehr nicht. „Dem Verein blieb keine andere Möglichkeit“, betont der Geschäftsführer, „vor allem die hohen Energiekosten, aber auch andere gestiegene Kosten greifen die Liquidität des Clubs sehr stark an, sodass wir uns zu diesem Schritt gezwungen sehen.“

Müller rechnet vor: Der Preis für eine Kilowattstunde (kWh) Strom hat sich von 29,28 Cent im Jahr 2022 auf 46,41 Cent erhöht, der Preis für Fernwärme ist von 44,9 Euro pro Megawattstunde (MWh) auf 66 Euro gestiegen. Der Ukrainekrieg und als Folge die in zweistellige Prozentwerte gestiegene Inflation hätten „nicht kalkulierbare Mehrkosten verursacht, die nun extrem ins Kontor schlagen“, wie Müller bedauert. Ein verdammt harter Schlag, und damit der SV nicht auf die Bretter knallt wie ein Boxer nach einem K.-o.-Schlag, müssen die Mitglieder als Retter einspringen.

400 Kündigungen wegen Corona

Das Eigentum des Sportvereins wird zur Kostenfalle – da das Gelände samt der im Sommer 2021 eröffneten Sportwelt dem Club gehört, bleiben die galoppierenden Kosten an ihm hängen im Gegensatz zu Vereinen, wo die Mitglieder auf städtischem Gelände oder in Hallen der Kommune ihre Leibesübungen verrichten. Auch der Mitgliederschwund wegen Corona (400 Kündigungen) sowie der Mindererlös beim Verkauf des Geländes Jahnstraße an die Stadt und dringenden Reparaturen am Kunstrasen oder dem Dach der kleinen Sporthalle bedeuten einen Mehraufwand von 150 000 Euro, die der SV ausgleichen muss. „Das hat nichts mit dem Betrieb der Sportwelt zu tun“, stellt der Geschäftsführer klar, der weiß, dass manche darin die Ursache vermuten, „die besitzt eine eigene Rechnungsstellung.“

Umlage beträgt maximal 100 Euro

Die Umlage wird gestaffelt erhoben, Jugendliche unter 18 sowie Behinderte sind ausgenommen, Rentner zahlen 55 Euro – ein erwachsenes Mitglied jedoch muss 100 Euro abdrücken. Müller kalkuliert mit Zusatzeinnahmen von 180 000 Euro. „Der überwiegende Teil unserer Mitglieder äußert Verständnis und trägt die Maßnahme mit Fassung“, sagt Müller und betont: „Der SV Leonberg/Eltingen steht nicht vor der Insolvenz!“ Das ist dann doch eine gute Nachricht für alle Mitglieder trotz der ungeliebten „zweckgebundenen Energieumlage“.