Seit mehr als 30 Jahren pflegt der MGV Frohsinn Renningen eine Partnerschaft mit dem Männergesangverein Lauenstein-Geising im Osterzgebirge. Die Sänger erzählen von dieser besonderen Freundschaft.

Renningen - Am 3. Oktober feiert Deutschland 30 Jahre Wiedervereinigung. Schon etwas länger dauert die Vereinsfreundschaft zwischen den Männergesangsvereinen Frohsinn Renningen und Lauenstein-Geising. Wobei sich ein enger Kontakt erst nach dem Mauerfall entwickelte. Doch wie kam der Kontakt in die DDR, ins Osterzgebirge überhaupt zustande? „Einer unserer damaligen Sängerkameraden hatte einen Kollegen, dessen Bruder war in Lauenstein im Männergesangverein“, erinnert sich Erich Schöck. Das war 1987. Die Lauensteiner hätten damals einen Verein in Westdeutschland gesucht. Auch die Renninger hätten sich zu der Zeit nach einem Partner umgesehen. „Wir wollten aber nicht ins fremdsprachige Ausland. Wir wollten, dass man uns versteht“, sagt Schöck und lacht.

 

Das erste Konzert gibt es schon 1991

Über drei Ecken wurde dann Kontakt in die DDR aufgenommen. „Wir schrieben damals an eine Stelle in Ostdeutschland, ob wir Lauenstein besuchen dürfen. Aber das wurde abgelehnt“, berichtet Erich Schöck weiter. Auch die Anfrage in anderer Richtung, also für einen Besuch der Sachsen im Schwabenländle, wurde abgelehnt. Dann sei der Mauerfall gekommen. Schon 1990 waren die Renninger dann das erste Mal im Osten. „Damals standen wir auch vor der Ruine der Dresdner Frauenkirche. Als wir Jahre später bei einem erneuten Ausflug dann vor der wiederaufgebauten Kirche standen, das war überwältigend“, erinnert sich Schöck.

Zwar standen in der Wendezeit für die Lauensteiner zunächst andere Dinge im Vordergrund. „Das erste gemeinsame Konzert gab es dann schon 1991“, erzählt Herrmann Arzt vom MGV Frohsinn. Damals hatte man die Freunde zur 1000-Jahr-Feier von Renningen eingeladen. „Wir treffen uns seitdem kontinuierlich jedes Jahr“, sagt Herrmann Arzt. Einmal hier in Renningen, einmal dort in Lauenstein. Der Kontakt sei sehr schnell sehr intensiv geworden, viele Freundschaften daraus entstanden. „Es gibt auch sehr viele private Besuche von Lauensteinern bei uns und von uns in Lauenstein“, nennt Arzt ein Beispiel.

Hilfe nach dem Hochwasser

Und so habe man sich immer gegenseitig unterstützt. „Von dem verheerenden Elbe-Hochwasser 2002 war ein Lauensteiner Vereinsmitglied stark betroffen. Bereits im Herbst haben wir deshalb ein Benefizkonzert gegeben und konnten ihm dann eine vierstellige Summe überweisen.“

Auch gemeinsam sind die Chöre der beiden Männergesangvereine schon aufgetreten. „Wir haben ihnen schwäbische Weinlieder beigebracht. Im Gegenzug können wir nun Bergmannslieder singen“, berichtet Erich Schöck. Den schwäbischen Wein habe man auch immer im Gepäck. „Die Schwaben und die Sachsen sind schon vom gleichen Schlag“, findet er.

Kameradschaft steht im Vordergrund

Wenn die Renninger Sänger nun auf 30 Jahre Mauerfall und Wiedervereinigung zurückblicken, dann sehen sie für sich ein Thema: „Mut, der verbindet. Es war mutig damals, so etwas zu machen“, sagt Schöck mit Blick auf die Vereinsfreundschaft zu Westdeutschland. Es sei zwischen beiden niemals Neid aufgekommen. „Wir haben den Aufbau Ost von beiden Seiten erlebt. Als wir das erste Mal dort waren – ich will nicht sagen, dass es dort heruntergekommen war. Aber schon ein anderes Niveau“, sagt Erich Schöck. Doch man habe eben auch gesehen, wie wieder etwas aufgebaut wurde. Man habe sich gegenseitig die Schätze der eigenen Region gezeigt. Über Politik rede man aber eher wenig. Die Kameradschaft stehe im Vordergrund.

Beide Vereine plagen Nachwuchssorgen. Lauenstein hat deshalb vor einigen Jahren mit dem Gesangsverein von Geising fusioniert. Der nächste Besuch der Sachsen in Renningen war für den Herbst geplant. Doch das Herbstfest ist Corona-bedingt abgesagt. Ob es dann nächstes Jahr klappt? Wer kann das jetzt schon sagen. 2022 aber muss es dann klappen, sagt Erich Schöck. „Da feiert der MGV Frohsinn seinen 110. Geburtstag.“