Tatort-Kritik: „Die Nacht gehört Dir“ Hört eigentlich jemand zu?

Das Kommissarsduo Ringelhahn und Voss musste in „Die Nacht gehört Dir“ unter sehr seltsamen Leuten ermitteln. War das Anschauen einen Sonntagabend wert?
Nürnberg - Was taugt „Die Nacht gehört Dir“, der neue „Tatort“ aus Franken? Unser Schnellcheck.
Die Handlung in zwei Sätzen Die im Beruf erfolgreiche, kluge und selbstbewusste Babs Sprenger (Anna Tenta) wird ermordet, den Umständen nach wohl von jemandem, den sie vertrauensvoll nahe an sich herangelassen hat. Die fränkischen Ermittler Voss (Fabian Hinrichs) und Ringelhahn (Dagmar Manzel) überprüfen die Dating-App-Kontakte und die Berufskollegen von Sprenger und finden lauter abgehobene oder zugeknöpfte Leute.
Zahl der Leichen Zwei.
Moralfaktor Ein bisschen schwitzig angeschickert, ein bisschen empört, ein bisschen ungläubig schaut sich die erweiterte Polizeitruppe die private Selbstdarstellung der Ermordeten in den sozialen Netzwerken an. Nach Feierabend hatte diese Frau Interesse an Sex, und wieder mal schlägt im „Tatort“ eine miefige Ordentlichkeitsidee von vorgestern durch, als sei ausgelebte Sinnlichkeit irgendwie doch ein Laster.
Die gute Frage Ringelhahn hat von einer Verdächtigen irgendwann genug und wird grundsätzlich: „Frau Hein, hören Sie uns? Hören Sie, was wir sagen?“ Man hat hier aber ganz oft das Gefühl, dass die Figuren sich zu fein sind, um auf die allgemeine Wellenlänge zu gehen.
Der letzte Halt Egal, wie hoch der Regisseur und Autor Max Färberböck die Ambitionen steigen lassen wollte: Ein paar der Nebenfiguren hielten mit ihrem soliden Dialekt ein wenig Bodenkontakt.
Unser Fazit Blasierter Kram, der glaubt, ein großes Melodram zu sein.
Spannung Note 4; Logik Note 4
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