The Cat Empire präsentieren im Stuttgarter LKA die nächste Stufe der Unterhaltungsmusik: mehrstimmige Mitsing-Refrains. Beim Konzert der Australier am Mittwochabend zeigt das Stuttgarter Publikum, dass es auch anders kann.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Das Stuttgarter Konzertpublikum: eine Wundertüte. Health verkaufen anderswo die Hallen aus, in Stuttgart aber nur eine Handvoll Tickets. Und dann am Mittwochabend: The Cat Empire, ausverkauft wie anderso, und genauso gefeiert. Die Combo um den Austroaustralier und Sänger Felix Riebl und den australischen Trompeter und Co-Frontmann Harry James Angus lässt sich seit vielen Jahren regelmäßig in Germany blicken. Sie füllt die Hallen und Festivals - völlig ohne Charthit oder nennenswerte Radiopräsenz. Zumindest hierzulande. Schön, wenn sich Gutes herumspricht.

 

In die vorderen Reihen des ausverkauften LKA durchzudringen, ist kurz vor Konzertbeginn jedenfalls kaum möglich. Die Konzertbesucher: alle Altersgruppen, bekannte Konzertgängergesichter ebenso dabei wie Gelegenheitslivemusikhörer. Verbindendes Element: gute Laune und Vorfreude auf die Musik. The Cat Empire nutzen die erwartbar freundliche Begrüßung, um in eine abwechslungsreiche, 18 Songs umfassende Werkschau samt Ausblick auf das bereits angekündigte neue Album zu starten. 

Diese Gruppe hat ihren Stil  gefunden; neue Songs mischen sich ganz selbstverständlich ins Set und werden nicht mal groß angekündigt - vielleicht bemerkt sie der eine oder andere nicht einmal. Den Alles-schon-mal-dagewesen-Faktor, der in so einem Stadium droht, überwinden The Cat Empire mit Charme und spielerischer Rafinesse: die Band strahlt ihr Publikum regelrecht an, und da stehen natürlich hervorragende Musiker auf der Bühne.

Ein letzter Finish

Schlagzeug und Bass zelebrieren Tempiwechsel, die Bläser setzen ihre Spitzen punktgenau und Ollie McGill zeigt sich an den Tasten für die Latin- und Jazzeinflüsse zuständig, die man The Cat Empire gerne zuschreibt. Der Offbeat klingt nie angestrengt, Mitsing-Refrains werden mehrstimmig vorgetragen. Und das ist doch definitiv die nächste Stufe der Unterhaltungsmusik: mehrstimmig mitgrölen.

Wobei "grölen" natürlich nicht ganz passt, dafür sind die Songs von The Cat Empire viel zu fein. Der Sound der Band, fürs LKA ziemlich gut, klingt wunderbar rund, als bekäme er einen letzten Finish, bevor er Richtung Boxen gejagt wird. Diese Hochglanz-Unterhaltungsmusik erinnert in ihrer Raffinesse an den Electroswing von Parov Stelar, die vor zweieinhalb Jahren auch (noch) im LKA gespielt haben - ihr diesjähriger Stuttgart-Besuch führte sie dann in die Schleyerhalle.

The Cat Empire schaffen es, mit einem anspruchsvollen musikalischen Mix für ganz viele Menschen nicht nur hörbar zu sein, sondern sie auch bestens zu unterhalten. Dass sie gerade die "schwarzen" musikalischen Einflüsse aus Lateinamerika oder der Karibik in einen "weißen", zumindest im westlichen Sinne globalen Stil überführen - es soll den Australiern nicht vorgeworfen, aber zumindest vermerkt werden. Jedenfalls scheinen The Cat Empire ebenfalls für die größeren Hallen dieser Stadt prädestiniert. Ob sie die vollkriegen? Lassen wir uns vom Stuttgarter Publikum überraschen.


Mehr zum Pop in der Region Stuttgart gibt's auf kopfhoerer.fm - auch bei Facebook.