Der Ludwigsburger Theatersommer verabschiedet sich mit einer hervorragenden Besucher-Bilanz von der Saison 2023. Doch das Fortbestehen der Institution steht auf der Kippe. Die geplante Zukunfts-Werkstatt ist erst einmal abgesagt.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Nicht nur für den Intendanten Peter Kratz, sondern auch für Diana Gantner, die Leiterin des Kinder- und Familientheaters, ist es die letzte Saison im Ludwigsburger Freilichttheater gewesen. Dass Kratz nach 33 Jahren geht, war schon bekannt – „leider hat sich auch Diana Gantner aus privaten Gründen dazu entschlossen, nach der Saison 2023 aufzuhören“, sagt die Theatersommer-Pressesprecherin Nicola Steller. Dazu habe auch die unsichere Zukunft des Theatersommers beigetragen.

 

Auch die Zukunftswerkstatt, die für Mitte September geplant war, gibt es erst einmal nicht. Die Scala-Kultur Theatersommer gGmbH hat zwar trotz schwierigen Vorzeichen die Stelle der Theaterleitung bundesweit ausgeschrieben. Mit den Ideen und Impulsen einer eventuellen neuen Leitung oder eines neuen Leitungsteams, so die Hoffnung. sollten Mitte Oktober konkrete Visionen vorgestellt werden können. Das angekündigte Gutachten zu möglichen Zukunftsmodellen von Raphaela Henze, Professorin für Kulturmanagement in Heilbronn, werde aber wegen der Sommerpause und der Komplexität des Themas nicht zum ursprünglich angedachten Termin fertig, so Nicola Steller. Deshalb sei die am 16. und 17. September geplante „Werkstatt der Visionen“ vorläufig abgesagt worden.

Dabei liegt wiederum eine intensive und erfolgreiche Saison hinter den Schauspielerinnen und Schauspielern – wenn ihnen nicht gerade Wettereskapaden in die Quere kamen. „Das Wetter schien an der Berg- und Talfahrt der Gefühle unbedingt teilhaben zu wollen“, so Steller. „Startete die Spielzeit im Juni und Juli noch mit stabilem Sommerwetter, musste sich der Theatersommer im August mit einigen Wetterkapriolen herumschlagen und war gezwungen, viele Aufführungen abzusagen.“ Oft hätten die Besucherinnen und Besucher sogar schon auf den Plätzen gesessen, als plötzlich einsetzender prasselnder Regen die Aufführung unmöglich gemacht habe. Die Wiederaufnahme der „Blechtrommel“ wurde ganz abgesagt.

Trotzdem: Es gab auch Grund zum Feiern. Die Schultheatervorstellungen waren so gefragt, dass sie innerhalb von vier Stunden komplett ausverkauft waren. Mit rund 15 500 Gästen steigerte der Theatersommer die Zuschauerzahlen im Vergleich zum vergangenen Jahr überdies um 20 Prozent. Der Zuwachs im Abendspielplan, in dem Shakespeares „Der Sturm“ und Dario Fos „Bezahlt wird nicht“ gegeben wurden – beides Inszenierungen von Peter Kratz – lag bei rund 16 Prozent.

Tausende Zuschauer allen Alters zogen die Aufführungen in den Clussgarten

Auch das Kindertheater legte trotz des hohen Niveaus der Vorjahre ebenfalls noch einmal um fünf Prozent zu. Neben dem beiden Wiederaufnahmen von „Eine Woche voller Samstage“ und „Pippi Langstrumpf“ brachte Diana Gantner mit ihrer poetischen Neuinszenierung von „Der kleine Prinz“ stilistisch eine neue Farbe in das künstlerische Spektrum des Theatersommers.

Von den 112 angesetzten Vorstellungen mussten 14 Aufführungen, meist abends, abgesagt werden. 6731 Besucher sahen die Aufführungen im Abendspielplan an, 6234 Kinder und Familiengäste in vollen Rängen die Nachmittagsaufführungen, und 2656 Schulkinder besuchten die Vormittagsvorstellungen für die Bildungseinrichtungen aus Stadt und Kreis. Ergänzend zu den Schulvorstellungen gab es theaterpädagogische Nachbereitung der Aufführungen in den Schulen, die ebenfalls alle ausgebucht waren.

Dennoch: Das Fortbestehen des Theatersommers ist ernsthaft in Frage gestellt. Zwar hoffe man, dass die Stadt Ludwigsburg in puncto Förderung noch einlenke – rund 100 000 Euro mehr brauche man jährlich, sagt die Pressesprecherin, damit ein neues Team eine realistische Chance für einen Neustart habe. „Diesen Betrag, wie von der Stadt vorgeschlagen, Jahr für Jahr vollständig durch Drittmittel aufzubringen, erscheint vor dem Hintergrund einer seit 20 Jahren stagnierenden kommunalen Förderung als völlig unrealistisch.“

Zudem gebe es einen beträchtlichen Investitionsstau und Reparaturen, die in den nächsten zwei bis drei Jahren getätigt werden müssten, um den Spielbetrieb des Theatersommers überhaupt weiterführen zu können.