Schon die Kommentare von Thorsten Schorn in den Halbfinals des Eurovision Song Contest (ESC) waren erfrischend, im Finale setzte er noch einen drauf.

Österreich? „Ein Song, den wir wohl noch oft hören werden. Beim Autoscooter Fahren.“ Portugal? „Das ist Spitze. Also das, was die Tänzer da überm Kopf haben.“ 

 

Mit seinen Pointen und seinem Kommentarstil trat Schorn erfolgreich in die Fußstapfen von Peter Urban, der die jedes Jahr von einem Millionenpublikum in Deutschland geschauten ESC-Übertragungen der vergangenen 25 Jahre wesentlich geprägt hatte. Auch für den auf einem sehr guten zwölften Platz gelandeten deutschen Starter Isaak, der seinen Auftritt mit einer Feuershow untermalte, hatte Schorn einen treffsicheren Spruch: „Nach dieser Bühnenshow ist die deutsche CO2-Bilanz nur so schlecht, dass wir morgen einen autofreien Sonntag machen müssen.“

Schorn war selbstbewusst an die Urban-Nachfolge herangegangen und hatte augenzwinkernd im Vorfeld gesagt, mit seinen großen Füßen passe er eh in Urbans Fußstapfen. Schorn setzte dabei auf Kontinuität zu Urbans mit Witz garniertem Kommentarstil. 

So lief die ESC-Premiere des neuen Kommentators

Im großen Unterschied zu seinem Vorgänger, der im ESC-Finale seine Sprüche von den Halbfinals zu den einzelnen Künstlern im Finale wiederholte, veränderte Schorn seine Kommentare fürs Finale und peppte sie auf. Nebenbei verriet er dem Fernsehpublikum auch noch den Aufstieg von Holstein Kiel in die Fußball-Bundesliga.

Schorn stand erst seit wenigen Wochen als Urbans Nachfolger fest. Erst am 2. April, seinem 48. Geburtstag, bekam der 1976 geborene Kölner den Job. Urban wurde neben pointierten Sprüchen vor allem mit seiner markant-männlichen Stimme zum ESC-Markenzeichen. Auch Schorns Stimme ist unverwechselbar, bei ihm gibt es als Besonderheit einen weichen, geschmeidigen Klang. Bei seiner Zeugung sei offenbar ein Tropfen Olivenöl mit dabei gewesen, sagte Schorn dem Medienbranchendienst DWDL. 

Der neue ESC-Kommentator ist sowohl ein Mann des Radios als auch des Fernsehens, außerdem bei öffentlich-rechtlichen Sendern genauso zu Hause wie bei privaten. Seine Medienlaufbahn begann Schorn 1997 als Volontär beim regionalen Radio Neandertal. Von dort aus ging er zum Hessischen Rundfunk und ab 2001 zu 1Live, dem jungen Radiosender des Westdeutschen Rundfunks (WDR).

Moderationsstil galt früh als unverwechselbar

Schon früh galt sein Moderationsstil als unverwechselbar, mit einem Mix aus Seriosität und spontanen, humorvollen Sprüchen. 2015 bekam Schorn den Deutschen Radiopreis in der Kategorie des besten Moderators. 2017 wechselte er zu WDR2, wo er bis heute zum Moderatorenteam zählt.

Parallel arbeitet Schorn schon immer auch im Fernsehen. Er machte für Günther Jauch bei „Stern TV“ auf RTL die Liveschalten, war für „Zimmer frei!“ im WDR der Außenreporter. Seit 2500 Folgen ist er außerdem die Hintergrundstimme der Vox-Show „Shopping Queen“ und für RTL Spielleiter der Show „Denn sie wissen nicht, was passiert“ mit Thomas Gottschalk, Jauch und Barbara Schöneberger.

Auch ESC-Erfahrung hat Schorn - beim ESC in Düsseldorf 2011 war er Außenreporter. Für seinen neuen Job beim ESC hatte sich Schorn vorgenommen, das Publikum an die Hand zu nehmen. „Es geht nicht darum, irgendwas nach oben zu jubeln oder zynisch schlecht zu reden“, sagte er DWDL.

Ob Schorn nochmals wiederkommen darf, ist noch offen

So versprach er den Zuschauern nach dem Auftritt des deutschen Starters Isaak auch nicht den wohl unrealistischen Sieg mit dessen Lied „Always on the Run“ - aber Schorn verfiel auch nicht in einen zynischen Klageton, weil Deutschland zuletzt zweimal Letzter geworden war.

Isaak hat nur die eine Chance beim ESC. Ob Schorn nochmals wiederkommen darf, ist noch offen. Sein Vertrag galt zunächst nur für den diesjährigen Wettbewerb. Die souveräne Premiere könnte ihm aber die Tür für weitere Auftritte als ESC-Kommentator weit geöffnet haben.