Um 4:45 Uhr krachte es in der Nacht zum Montag in Esslingen. Mit Blitz und Donner fegte ein kleiner Blizzard über den Landkreis.

Kreis Esslingen - Von „einem kleinen Blizzard“, einem Schneesturm, spricht Michael Gutwein, der aus Esslingen stammende Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Ihn habe der extreme Wetterumschwung am Wochenende nicht überrascht: „Ich war innerlich vorbereitet. Die außergewöhnliche Wetterlage hat sich am Samstag bereits angekündigt.“ Die Warmfront, die samstags Temperaturen von fünf bis sechs Grad bescherte, sei im Verlauf des Sonntags auf einen Schwall subpolare Meeresluft geprallt, die rückseitig vom Tiefdruckgebiet „Roxana“ mitgebracht wurde. Die Folge waren Schnee, Graupel und Sturmböen.

 

Im Kreis Esslingen brachte die Kaltfront beispielsweise Niederschläge in Hohengehren mit 24 Litern pro Quadratmeter in der Stunde. In Echterdingen wurden Windstärken mit bis zu 76 Kilometer pro Stunde gemessen. Auf der Schwäbischen Alb erreichten die Böen Tempo 100. Die meisten Niederschläge seien nördlich von Stuttgart im Enzkreis gefallen, sagt Gutwein. Die labilen Luftmassen entluden sich in einem Gewitter, das gegen 4.45 Uhr am Montag über Esslingen zog. Wintergewitter sind dem Meteorologen zufolge selten. 95 Prozent der Gewitter gebe es zwischen April und September. „Das erlebt man nicht alle Tage, gehört aber auch zum Bild eines bisher viel zu milden Winters“, sagt Gutwein.

Trotz Glätte blieben schwere Unfälle aus

Während der Albaufstieg auf der A 8 im Kreis Göppingen mehrere Stunden gesperrt werden musste, ist die Nacht in den Landkreisen Esslingen, Reutlingen, Tübingen und Zollern-Alb eher ruhig verlaufen, teilte die Pressestelle des Polizeipräsidiums Reutlingen mit. Bis 6.30 Uhr mussten die Beamten rund 20 mal zu Schneeeinsätzen ausrücken: Einige kleinere Unfälle ohne Verletzte, Verkehrsbehinderungen durch umgefallene Bauzäune und umgestürzte Bäume seien zu verzeichnen. Die Pressestelle des Polizeipräsidiums Ludwigsburg vermeldete drei Unfälle auf der A 8 zwischen Kirchheim und Wendlingen. Zweimal gerieten Fahrer ins Schleudern und kamen von der Fahrbahn ab, ohne andere Autos zu streifen. Zwei Verletzte gab es beim Zusammenprall eines Audi Q7, der ins Schleudern geriet und gegen einen Seat Leon prallte. Dabei entstand ein Schaden in Höhe von 25 000 Euro. Die beiden Fahrer wurden ins Krankenhaus gebracht. Darüber hinaus hielten sich den Behörden zufolge die Unwetterfolgen im Kreis Esslingen in Grenzen. Die Pressestelle des Landkreises berichtete auf Nachfrage, dass weder Feuerwehr noch Straßenmeisterei besondere Vorkommnisse infolge des Unwetters zu vermelden hätten.

Achterbahnwetter bringt bis zu 14 Grad zur Wochenmitte

Bis Dienstag ist, laut Meteorologe Gutwein, weiter mit Wolken zu rechnen, bis sich die Sonne durchsetzt und dem Landkreis am Mittwoch Wetter mit 13 bis 14 Grad beschert. Bis zum Wochenende soll es wieder kühler werden. „Dieses Achterbahnwetter ist völlig normal für den Winter“, sagt Gutwein. „Die ersten Frühlingsboten sind da, aber bis April kann der Winter noch kommen.“