Fachleute des Stuttgarter Energieberatungszentrums EBZ geben Ratschläge, wie Hausbesitzer und Mieter Heizkosten sparen und möglichst klimaschonend ihre Wohnungen und Häuser warm halten können.

Viele tun sich schwer, beim Thema Heizen den Überblick zu bewahren. Zusätzliche Unsicherheit verursacht das Heizungsgesetz, das im September beschlossen wurde. Es schreibt vor, dass neu eingebaute Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen – zunächst aber nur in Neubauten. Doch wie können Hausbesitzer und Mieter schon jetzt beim Heizen sparen und zugleich etwas für den Klimaschutz tun? Wir haben Fachleute des Stuttgarter Energieberatungszentrums EBZ gefragt, wie Hausbesitzer und Mieter Heizkosten sparen und möglichst klimaschonend ihre Wohnungen und Häuser warm halten können. Das sind ihre Antworten:

 

Die Heizkörper werden nicht richtig warm. Was kann man tun?

Wenn es in der Übergangszeit, also im Herbst und Frühjahr, draußen noch recht warm ist, passt sich die Heizung an und liefert weniger heißes Wasser in die Heizkörper – weil ja noch nicht so viel Heizwärme gebraucht wird. Beeinflussen lässt sich dies mit der sogenannten Heizkurve. „Sie regelt die Vorlauftemperatur des Heizkessels in Abhängigkeit von der herrschenden Außentemperatur“, erklärt Ulrich König, der Leiter des Energieberatungszentrums. „Ist sie zu flach, können die Heizkörper in der Übergangszeit zu wenig Wärme liefern, ist sie zu steil, werden sie zum Beispiel bei fünf Grad Außentemperatur unnötig heiß.“

Üblicherweise wird die Kurve bei der Installation der Heizung in Richtung Komfortwärme eingestellt – was meist dazu führt, dass die Vorlauftemperatur unnötig hoch ist. „Das Einsparpotenzial liegt bei fünf bis zehn Prozent, wenn man bei der Einstellung der Heizkurve an die Komfortgrenzen geht“, weiß König.

Kann man die Heizkurve selbst verstellen?

Es lohnt sich, die Heizkurve zu optimieren. Doch dazu benötigt es möglicherweise mehrerer Korrekturen, für die jedes Mal die Heizungsfirma kommen müsste – bei den derzeitigen Zeitproblemen der Handwerker ist das schwierig und teuer. Man kann sich aber vom Heizungsbauer zeigen lassen, wie die Kurve verstellt wird und dann selbst den besten Kompromiss zwischen Komfort und Einsparung herausfinden. „Das ist kein Hexenwerk“, weiß König.

Was hat es mit dem hydraulischen Abgleich auf sich – und wie wird der gemacht?

Der Abgleich dient dazu, alle Heizkörper in einem Haus optimal mit Wärme zu versorgen. Damit geben die Heizkörper, die sich näher am Heizkessel befinden, genauso die erforderliche Wärme ab wie die weiter entfernten. Die Aktion ist allerdings vor allem in Mehrfamilienhäusern einigermaßen aufwendig, weil die Heizleistungen in den einzelnen Wohnungen zunächst berechnet und dann alle Heizkörper separat eingestellt werden müssen. Dazu müssen die Handwerker am gleichen Tag in alle Wohnungen.

Mit dem Abgleich lässt sich insgesamt bis zu 15 Prozent Heizenergie sparen, weshalb er bereits in großen Wohngebäuden mit mindestens zehn Wohneinheiten Pflicht ist. Bei Häusern mit bis zu sechs Wohnparteien ist noch bis September 2024 Zeit. Doch auch für Ein- und Zweifamilienhäuser lohnt sich der Abgleich, zumal es staatliche Fördermittel dafür gibt. Allerdings gibt es Rückmeldung von Verbrauchern, dass die Heizungsfirmen kaum Kapazitäten haben, bei Altanlagen den Abgleich durchzuführen. Meist sind sie voll damit ausgelastet, bei der Installation einer neuen Heizung den geforderten Abgleich zu machen.

Ulrich König Foto: EBZ/EBZ-Stuttgart

Funktioniert eine Wärmepumpe in meinem Haus?

Während die Wärmepumpentechnik bei gut isolierten Neubauten inzwischen technischer Standard ist und in der Regel zuverlässig funktioniert, sind die Herausforderungen bei älteren Gebäuden größer. Dabei wurde im Rahmen der Telefonaktion deutlich, dass hier die Verunsicherung der Hausbesitzer nach wie vor groß ist. „Eignet sich eine Wärmepumpe überhaupt für mein Haus?“, ist eine häufig gestellte Frage.

Viele bewegt auch die Frage, ob die Technik ausgereift sei oder ob man noch abwarten solle. Die Stuttgarter Energiefachleute raten in solchen Fällen, zunächst die Randbedingungen zu prüfen. Bei bis zu minus zwölf Grad Außentemperatur und einer Vorlauftemperatur von maximal 55 Grad empfehlen sie den Einbau einer Wärmepumpe – wobei sie davon ausgehen, dass solche Bedingungen in Zeiten der Klimaerwärmung nur noch an 10 bis 15 Tagen im Jahr herrschen.

In unserem Haus haben wir Etagenheizungen. Was kann man da machen?

Insbesondere in nicht renovierten Altbauten mit hohem Energieverbrauch sind Etagenheizungen verbreitet. Hier wäre es energetisch am sinnvollsten, diese durch eine Zentralheizung zu ersetzen. „Aber bei Mehrfamilienhäusern mit verschiedenen Parteien ist es ein Riesenproblem, dafür eine Mehrheit zu finden“, weiß Ulrich König aus Erfahrung. Eine Lösung könnten möglicherweise kleine Wärmepumpen in den Etagen sein. Das EBZ betreut in Stuttgart gerade ein entsprechendes Pilotprojekt – Ausgang offen.

Wie kann ich meine bestehende Heizung klimagerechter machen?

Eine Ergänzung mit einer solarthermischen Anlage zur Warmwasserbereitung auf dem Dach ist zweifellos sinnvoll. Und auch eine Fotovoltaikanlage zur Stromerzeugung vor Ort senkt die Kosten für den Energieverbrauch – wobei „ein Balkonkraftwerk gerade für Mieter eine durchaus sinnvolle Ergänzung sein kann“, so König. Gefragt wird auch, ob man jetzt eine noch vergleichsweise junge Gasheizung tauschen solle. „Nein“, lautet die klare Antwort der Energieberater.

Kostensparend Heizen

Thermostatventile
Sie sollten zwischen 2 und 3 stehen – etwa im Wohnzimmer. Die Stufe 3 entspricht etwa 20 bis 21 Grad. Im Bad kann es ein bisschen wärmer sein, im Schlafzimmer kühler. Jedes Grad weniger spart fünf bis sechs Prozent Energie. Es ist keinesfalls sinnvoll, einen kühlen Raum dadurch schnell aufheizen zu wollen, indem man das Thermostatventil auf die höchste Stufe stellt. Dadurch wird es nicht schneller warm – es führt nur dazu, dass die Heizung ohne Regelung auf vollen Touren läuft.

Mitheizen
Es ist nicht sinnvoll, mit nur einem Heizkörper – etwa im Wohnzimmer – die gesamte Wohnung zu beheizen und deshalb die Türen offen stehen zu lassen. Dann wächst die Schimmelgefahr. Und Heizenergie wird letztlich kaum gespart, vor allem auch deshalb, weil wenig geheizte Räume wegen möglicher Schimmelbildung besonders gut gelüftet werden müssen – wobei dies auf keinen Fall mit schräg gestellten Fenstern geschehen sollte.

Nachtabsenkung
Wenn man die Heizung nachts nicht durchlaufen lässt, sondern die Nachtabsenkung nutzt, spart das eindeutig Heizkosten. Dabei kann man durchaus bis auf 16 Grad heruntergehen und den Zeitraum zwischen 22 und 6 Uhr wählen – falls erforderlich auch zwischen 23 und 5 Uhr.