Die deutschen Hoffnungen bei der Tischtennis-EM in München ruhen nun auf dem gebürtigen Nürtinger Dang Qiu.

Titelverteidiger Timo Boll ist entthront, der Olympiadritte Dimitrij Ovtcharov ausgeschieden. Nach dem Aus der beiden Ausnahmespieler ruhen die deutschen Hoffnungen bei der Tischtennis-EM in München auf Dang Qiu (25), der Boll im Viertelfinale keine Chance ließ und Bronze sicher hat. Der gebürtige Nürtinger, erster deutscher Nationalspieler mit Penholder-Griffhaltung, trifft im Halbfinale am Samstag (ab 16.50 Uhr/ARD) auf Doppel-Weltmeister Mattias Falck aus Schweden.

 

Rekordeuropameister Boll (41) und sein langjähriger Weggefährte Ovtcharov (33) müssen dagegen überraschende Niederlagen verdauen. „Es war leider eine sehr deutliche Angelegenheit. Er hat super gespielt und verdient gewonnen. Ich hätte es gerne vor dieser tollen Kulisse knapper gemacht“, gestand Boll nach seiner Niederlage gegen Qiu. Der achtmalige EM-Champion Boll unterlag seinem Düsseldorfer Bundesligakollegen Qiu 0:4, Ovtcharov verlor gegen den Schweden Kristian Karlsson 2:4. Die letzte EM ohne Einzelmedaille für einen der beiden deutschen Tischtennisstars liegt 17 Jahre zurück.

„Gegen Timo Boll zu spielen, ist eine der schwersten Aufgaben im europäischen Tischtennis. Dass ich es jetzt endlich geschafft habe, ihn zu besiegen, ist ein Traum“, sagte Qiu. Boll zollte seinem Bezwinger Respekt: „Ich hätte mir mehr Gegenwehr gewünscht, aber Dang hat super gespielt. Ich muss einfach anerkennen, dass er in den letzten Jahren super stark geworden ist.“

Timo Boll denkt nicht ans Aufhören

Ein Karriereende ist mit dieser Niederlage jedoch nicht verbunden, beteuerte der 41-Jährige. „Auch wenn es sich immer so anhört: Ich höre noch nicht auf. So ein Spiel ist zäh, wenn es so deutlich ausgeht, aber ich habe immer noch viel Spaß am Tischtennis. Ich freue mich schon auf die nächste Trainingseinheit gegen Dang“, betonte er. Die Vorbereitung des achtmaligen Champions war durch die Spätfolgen eines Rippenbruchs stark beeinträchtigt gewesen.

Ovtcharov haderte mit den vergebenen Chancen im ersten und dritten Satz (jeweils 9:11). „Das ist untypisch für mich“, sagte der zweimalige Europameister, der wegen einer Knöchelverletzung monatelang ausgefallen war, in der ARD. Die Kraft sei wieder „in Ordnung, ich bin wieder recht fit, aber wenn man so lange raus war, fehlt doch einiges“, sagte Ovtcharov.

Die deutschen Frauen haben derweil bereits drei Medaillen sicher. Nina Mittelham (Willich) sollte am Nachmittag im Halbfinale gegen Shan Xiaona (Düsseldorf) spielen und anschließend Sabine Winter (Kolbermoor) gegen die Österreicherin Sofia Polcanova. Der dritte Platz wird bei dem Turnier nicht ausgespielt.