Als Verneigung vor Hans Bäurles Lebenswerk hat seine Tochter Karina Bäurle eine Schmuck-Serie gestaltet. Als Inspiration diente der Designerin die surreal-fantastisch anmutende Bildsprache des Vaters.

Böblingen - In Hans Bäurles Kunstwerken gehen pflanzlich und tierisch anmutende Motive eine surreal anmutende Verbindung ein. Mit seinen Bildern und Skulpturen ist der Altdorfer Maler und Bildhauer weit über den Kreis Böblingen bekannt geworden. Weniger bekannt ist bislang noch die Arbeit seiner Tochter Karina Bäurle. Das könnte sich nun ändern: Die Designerin hat am vergangenen Sonntag im Rahmen der großen Retrospektive anlässlich von Hans Bäurles 90. Geburtstag in der Städtischen Galerie in der Zehntscheuer einen Einblick in ihre Schmuckkollektion gewährt. Karina Bäurle zeigte in dem Museum drei limitierte Serien, die sie eigens für die Ausstellung ihres Vaters gestaltetet hat. Die Arbeiten stießen auf große Begeisterung bei den überwiegend weiblichen Ausstellungsgästen.

 

Limitierte Edition an Schmuckstücken

Als besondere Hommage an ihren Vater und zu Ehren seines langjährigen Schaffens hat die Tochter über den Zeitraum der letzten Monate eine exklusive Kollektion aus Armbändern, Ringen und Ohrschmuck gestaltet. Als Inspiration hatte sie das besondere Bäurle‘sche Bildvokabular herangezogen. In einem kurzen Rundgang durch die aktuelle Ausstellung ging die Kuratorin und Galerieleiterin Corinna Steimel zunächst auf die kreativen Inspirationsquellen der Designerin ein. Anschließend schilderte Karina Bäurle ihr individuelles Vorgehen bei der Erstellung ihrer Schmuckstücke.

Fabelhafte Tierwesen und filigrane Pflanzen

Sie betonte dabei, wie sie unter den drei Stichworten des Ausstellungstitels „Flora, Fauna und Fantastik“ und beim noch genaueren Betrachten der Gemälde ihres Vaters Impulse und Ideen erhielt. Dies inspirierte wiederum ihre eigene Handschrift zu neuartigen Formfindungen. So integriert sie für die Serie „Fauna“ zuvor noch nie aufgegriffene Elemente: Es sind die bei Hans Bäurle häufig auftauchenden, geflügelten Tierwesen. Karin Bäurle übersetzt diese stilvoll in ihre handwerklich akribisch und fein ausgeführten Schmuckdesignsprache.

Für ihre Kollektionen verwendete sie überaus farbintensive Edelsteine, die sie mit kostbaren Materialien wie Silber, Roségold oder Bronze kombiniert. Die zur „Flora“-Serie gehörenden Ohrringe mit dazu passendem Collier entstanden beispielsweise aus Silberketten mit tropfenförmig gestalteten, transparenten Bergkristallen.

In Pforzheim das Handwerk der Schmuckdesignern erlernt

Karina Bäurle, die an der renommierten Hochschule für Schmuck und Design in Pforzheim studierte, gründete und betreibt seit einigen Jahren mit einigem Erfolg ihr eigenes Schmucklabel. Ihre Kreationen zeichnen sich durch eine reduzierte, edle Formensprache aus, ganz im Gegensatz zu der auffallenden, farbenfrohen und formenreichen Kunst ihres Vaters. Als Verneigung vor dessen Lebenswerk hat sie sich auf Anregung der Ausstellungskuratorin Corinna Steimel dazu „überreden“ lassen, anlässlich der ersten Retrospektive seines umfangreichen Schaffens eine eigens gestaltete Edition an „kostbarem Geschmeide“ zu kreieren. Zur Verwendung hierfür wählte sie erlesene Materialien wie Edelsteine, Gold und Silber.

Das goldige Maskottchen taucht in drei Anhängern auf

Besonders gut kamen die Ausführungen zum „goldigen Maskottchen“ der Ausstellung namens „Wer bin ich?“ beim Publikum an. Diese herzallerliebste Fantasiefigur begleitet den Künstler seit den „Nullerjahren“ und taucht immer mal wieder in seinen Gemälden auf. Neuerdings auch als Protagonist im 2021 anlässlich der Retrospektive entstandenen Animationsfilm. Darin erwacht das Wesen zum Leben und unternimmt eine spannende Erkundungsreise durch die Gemälde des Hans Bäurle.

Karina Bäurle hat „Wer bin ich?“ unter der Rubrik „Fantasie“ in gleich drei Varianten zum Thema Anhänger gestaltet. Die Nachfrage seitens der Ausstellungsgäste war so groß, dass sie zur Finissage am 24. Oktober nochmals fünf Stücke davon gestalten wird, die dann vor Ort erworben werden können.

Die Einzelstücke der Kollektion, die ihr charakteristisches Produktdesign mit der Bäurle‘sche Kunstsprache in Einklang bringt, sind mal mehr, mal weniger sichtbar von dessen Bilderkosmos inspiriert worden und ausschließlich während der Ausstellungslaufzeit zu sehen. Die Prototypen und Unikate der Kollektion sind inmitten der Ausstellung unter verschraubten Vitrinenhauben verwahrt.

Führung am Sonntag widmet sich Bäurles Kleinplastik

Bereits am kommenden Sonntag, 26. September, findet um 14 Uhr eine weitere Führung im Rahmen der Ausstellung „Flora, Fauna & Fantastik“ statt. Der Kunstwissenschaftler Markus Baumgart und Hans Bäurle selbst werden durch die Überblicksschau in der Städtischen Galerie Böblingen führen. Baumgart ist ein langjähriger Kenner der Kunst Bäurles und hat Anfang August im Maurener Park dessen skulpturales Schaffen vorgestellt. Während Hans Bäurle seine großen bildhauerischen Werke ausnahmslos inmitten der Natur einbettet, sind die Kleinplastiken für den Innenraum gemacht. Spezial auf diese „handlicheren“ Arbeiten aus Epoxid-Harz, die in der Ausstellung in einer Art Dialog zu den Gemälden stehen, will Baumgart in der Führung genauer eingehen. Nach einem Rundgang wird der Künstler den Herstellungsprozess seiner mit bis zu 17 Farben gestalteten Serigrafien erläutern.

Info

Ausstellung
Die Überblicksschau „Hans Bäurle: Flora, Fauna & Fantastik. Bilderwelten & Weltenbilder zwischen Heilsversprechen & Horrorvision“ läuft noch einen Monat lang in der Städtischen Galerie Böblingen im Museum Zehntscheuer in der Pfarrgasse 2. Die Finissage findet am 24. Oktober von 11 bis 17 Uhr statt.

Öffnungszeiten
Die Zehntscheuer mit Städtischer Galerie und Bauernkriegsmuseum kann mittwochs bis freitags jeweils von 15 bis 18 Uhr, samstags von 13 bis 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr besucht werden.