Am 9. August 2014 wird der schwarze Jugendliche Michael Brown in Ferguson von einem weißen Polizisten erschossen. Fast auf den Tag genau ein Jahr später ereignet sich ein ganz ähnlicher Fall in Arlington. Auch diesmal ist das Opfer unbewaffnet.

Ferguson/Arlington - Kurz vor dem ersten Jahrestag des Todes von Michael Brown hat ein US-Polizist erneut einen unbewaffneten Schwarzen erschossen. Der Student sei mit seinem Wagen durch die Scheibe eines Autohauses in Arlington im Bundesstaat Texas gefahren, teilte die Polizei mit. Zwei Beamte seien wegen eines mutmaßlichen Einbruchsdeliktes dorthin geschickt worden.

 

Der 19-jährige Christian Taylor habe Aufforderungen der Beamten, sich zu ergeben, nicht Folge geleistet, zitierte der Sender CNN am Samstag den Polizeichef von Arlington, Will Johnson. Anschließend sei es zu einer Auseinandersetzung gekommen, Taylor habe versucht, zu flüchten. Ein Beamter habe daraufhin vier Mal geschossen. Wie das gerichtsmedizinische Institut bekanntgab, hatte der Tote Schusswunden am Hals, im Brustkorb und im Bauch.

Nach Behördenangaben wurde der 49 Jahre alte Schütze Brad Miller, der erst seit September 2014 bei der Polizei in Arlington ist, routinemäßig vom Dienst suspendiert. Er war den Angaben zufolge erst seit wenigen Monaten im Außendienst tätig und wurde von seinem Ausbilder, einem erfahrenen Polizisten, begleitet. Dieser habe bei der Auseinandersetzung einen Taser, ein Elektroschockgerät, eingesetzt. Der Vorfall ereignete sich bereits am frühen Freitagmorgen.

Wollte der Jugendliche wirklich einen Einbruch verüben?

Polizeichef Johnson versicherte, das Geschehen werde aufgeklärt. In den nächsten Tagen würden das Überwachungsvideo, der Polizeifunk zu dem Fall und die Anrufe bei der Polizei veröffentlicht. Auch Miller werde dazu gehört, allerdings wie bei tödlichen Auseinandersetzungen üblich erst nach einigen Tagen. "Sollte beim Einsatz gegen Recht und Gesetz verstoßen worden sein, wird dies Konsequenzen haben", sagte Johnson.

Die Familie des getöteten Studenten, seine Universität und sein Footballteam reagierten betroffen und geschockt. Vater Adrian Taylor sagte, was sein Sohn getan habe, sei nicht richtig gewesen. "Aber warum wurde ein unbewaffneter Mann erschossen? Sie sind ein Polizeibeamter, Sie sind ausgebildet, Verdächtige in den Griff zu bekommen. ... Unbewaffnet, ein 19-Jähriger, und Sie erschießen ihn?" Sein Sohn habe Obdachlosen geholfen. "Er war ein guter Kerl", sagte der Vater.

In den sozialen Netzwerken stellen viele die Frage, ob Taylor - Mitglied des Footballteams der Angelo State University in San Angelo - wirklich bei einem Einbruch ertappt worden sei.

Am Sonntag sollte in Ferguson im Bundesstaat Missouri mit einer Reihe von Veranstaltungen des getöteten Teenagers Michael Brown gedacht werden. Der junge Schwarze war ebenfalls unbewaffnet, als er am 9. August 2014 von dem weißen Polizisten Darren Wilson erschossen wurde. Es folgten Proteste und teils schwere Unruhen. Nach Angaben der Organisatoren gilt das Gedenken auch anderen Opfern von Polizeigewalt seit Browns Tod.