Der tödliche Unfall vor wenigen Wochen in Texas bleibt rätselhaft. Die Untersuchungen sprechen dagegen, dass der Wagen automatisch gesteuert wurde. Warum fand die Polizei einen leeren Fahrersitz vor?

Automobilwirtschaft/Maschinenbau: Matthias Schmidt (mas)

Stuttgart - Erste Mutmaßungen waren schnell formuliert, als ein Tesla Model S um 9.07 Uhr am 17. April 2021 in der Gemeinde Spring bei Houston/Texas von der Straße abkam, gegen einen Baum prallte und Feuer fing. Beide Passagiere, der 59 Jahre alte Besitzer und ein 69-jähriger Mitfahrer, kamen bei dem Unfall ums Leben. Einen von ihnen fand die Polizei auf dem Beifahrersitz, den anderen auf der Rückbank. Der Fahrersitz war leer – und damit wurde die Frage laut: War Teslas „Autopilot“ im Spiel?

 

Teslas Autopilot kann den Fahrer nicht ersetzen

Kritiker bemängeln seit Jahren, dass der kalifornische Elektroautohersteller seinem Assistenzsystem einen irreführenden Namen gegeben hat. Denn trotz diverser Automatisierungen ist komplett autonomes Fahren auch mit einem Tesla nicht möglich. Vielmehr ist die Aufmerksamkeit des Fahrers unerlässlich, er muss jederzeit die Kontrolle über das Fahrzeug übernehmen können. Dessen ungeachtet tauchen bei Youtube immer wieder Videos auf, in denen Tesla-Fahrer eingebaute Schutzmechanismen überlisten und sich auf der Strecke mit leerem Fahrersitz filmen.

Ein Zwischenbericht der Unfallbehörde NTSB in Texas aber legt nun nahe, dass der Crash andere Ursachen gehabt haben muss. Wichtigstes Indiz: Den Ermittlern ist es mit einem baugleichen Auto mit laut Tesla identischer Software nicht gelungen, auf der betreffenden Straße ein entscheidendes Teilsystem des Autopiloten zu aktivieren. Die autonome Lenkung funktioniert nur mit Fahrbahnmarkierungen, die am Ort des Unfalls aber fehlen. Somit könnte allenfalls der Tempomat fürs automatische Gasgeben aktiv gewesen sein.

Die Unfallbehörde kündigt weitere Untersuchungen an

Dazu kommt, dass das Auto vom Zuhause des Fahrers bis zum Crash nur 168 Meter zurücklegte und eine Diebstahlschutz-Kamera festgehalten hatte, dass er zunächst auf der Fahrerseite eingestiegen war. Es gab also kaum Zeit, während der Fahrt von vorn auf die Rückbank zu klettern. Ob die Passagiere angeschnallt waren, ließ die Behörde offen. Unsicher ist, ob die Unfallursache noch zweifelsfrei geklärt werden kann. Die internen Speicher für die Daten der Fahrt sind verbrannt. Die NTSB hat weitere Untersuchungen angekündigt, unter anderem postmortale Drogentests bei den Insassen.