Der Pächter des Restaurants „Ratsstuben“, Thorsten Nufer, hat sich mit einer kleinen Konservenmanufaktur in Weissach ein zweites Standbein geschaffen.

Ludwigsburg: Anne Rheingans (afu)

Die Gastrobranche ist durch die Coronapandemie arg gebeutelt worden. Mehrfach mussten Restaurants ihren Betrieb pausieren. Zu anderen Zeiten blieben wegen der Zugangsbeschränkungen die meisten Gäste aus. Auch Thorsten Nufer, den aktuellen Pächter der „Ratsstuben“ in Weissach, stellt diese Situation seit zwei Jahren vor Herausforderungen. Er hat die schwierige Zeit jedoch schon früh genutzt, mit einem Start-up neue Wege zu gehen.

 

Schon als er das „Alte Holzwichtele“ in Ditzingen betrieben hat, kam ihm der Gedanke, Produkte zum schnellen Zubereiten zu Hause anzubieten. Diese Idee nahm er 2019 mit ins neue Restaurant nach Weissach. Erst der erste Lockdown im März 2020 brachte den ausgebildeten Koch aber dazu, seine Pläne tatsächlich in die Tat umzusetzen, sagt er. Der Anfang für „Tortis Kitchen“, so der Name der neuen Firma, war gemacht.

Auf schwäbische Küche spezialisiert

Die Idee dahinter ist, Konserven und andere Fertigprodukte zu verkaufen – alles handgemacht und aus eigener Herstellung. „Qualität in der Dose“, so fasst Thorsten Nufer seinen Anspruch zusammen. Im Frühjahr 2020 machte sich der Restaurantbetreiber daran, seine ersten Konserven zu entwerfen, die Geräte für die Konservierung anzuschaffen, zusammen mit Partnerfirmen zu experimentieren und die Rezepte so anzupassen, dass die Speisen hochwertig bleiben und zugleich nur noch erwärmt werden müssen. „Zu Beginn musste ich etwas herumprobieren, damit zum Beispiel die Soßen die perfekte Konsistenz dafür haben“, erklärt der Gastronom.

Wie in seinem Restaurant hat sich Thorsten Nufer mit „Tortis Kitchen“ auf die schwäbische und gutbürgerliche deutsche Küche spezialisiert. Klassiker wie Maultaschen und Fleischküchle gehören ebenso zu seinem Sortiment wie Rouladen, saure Kutteln, Ochsenbäckchen und Gulasch. Mit deren Zubereitung kennt sich der Koch mit Sterne-Erfahrung nicht nur bestens aus, sondern er möchte auch in eine Marktlücke stoßen. Bisher geht dieses Konzept sehr gut auf, obwohl seine Konservendosen teurer als die Waren der großen Hersteller sind. „Meine klassischen Delikatessen sind besonders gefragt“, sagt er.

Sortiment wird stetig erweitert

Gekocht werden die Spezialitäten in einem Autoklaven, der die Speisen 420 Tage haltbar macht, ohne dass Thorsten Nufer auf Konservierungsmittel oder andere Zusätze zurückgreifen muss. Die Konserven müssen nicht gekühlt werden. Damit keine Produkte auf den Markt kommen, die die Anforderungen dafür nicht erfüllen, nimmt ein Lebensmittelinstitut jede neue Spezialität genau unter die Lupe.

Mittlerweile hat die kleine Manufaktur bereits 18 verschiedene Spezialitäten im Sortiment. Bis jetzt ist das Angebot, das auch Soßen, Dressings und Kräuterbutter beinhaltet, sehr fleischlastig. Thorsten Nufer möchte die Palette aber stetig erweitern und künftig mehr vegetarische und vegane Produkte aufnehmen. Darüber hinaus gehört es zum Konzept, immer wieder saisonale Spezialitäten herzustellen.

Vertrieb in der ganzen Region aufgebaut

Momentan ist der Gastronom sieben Tage in der Woche in den „Ratsstuben“ anzutreffen. Wenn er nicht gerade im Restaurant zu tun hat, kümmert er sich im eigens dafür umgebauten Obergeschoss um die Produktion. Neben dem Onlineshop Tortis-Kitchen.de und dem Verkauf direkt in Weissach hat er einen Vertrieb über 16 Märkte in der Region aufgebaut.

Bei Edeka Neumann in Rutesheim, im E-Aktiv-Markt in Höfingen, in mehreren Getränkemärkten und auf dem samstäglichen Wochenmarkt in Leonberg sind seine Produkte unter anderem zu bekommen. In seinem Wohnort Korntal hat er mit der Bäckerei Hieber und dem Edeka-Markt sogar zwei Verkaufsstellen. Dabei will es der Firmenchef aber nicht belassen. Bereits im April möchte er in der Region Verkaufsautomaten aufstellen, die rund um die Uhr nutzbar sind, zum Beispiel in Ditzingen und Hemmingen.

Auch ansonsten ist Thorsten Nufer auf Expansionskurs. Seine neue Firma soll in den kommenden zwei Jahren weiter wachsen. Momentan kann dieses zweite Standbein seinen Restaurantbetrieb noch nicht ersetzen. Wenn der Pachtvertrag in Weissach ausläuft, möchte er die „Ratsstuben“ aber ganz aufgeben und sich nur noch auf „Tortis Kitchen“ konzentrieren. Um bis dahin Gas zu geben, sind seine Frau und seine Schwägerin in das Start-up eingestiegen. Auch sein Bruder wird künftig im Betrieb mitarbeiten.

Wenn der Laden richtig brummt, möchte Thorsten Nufer mehr Restaurantpersonal in die Firma übernehmen. Während der Pandemie hat der Gastronom einen Teil seiner Mitarbeiter dadurch halten können, dass er sie in der Herstellung der Konserven beschäftigt hat. Schon jetzt ist der Firmenchef daher dabei, sich nach einer neuen Produktionsstätte umzusehen, denn in der Bahnhofstraße in Weissach wird der Platz allmählich knapp.