Madonna hat am Mittwoch in der Kölner Lanxess-Arena das erste von vier Deutschlandkonzerten im Rahmen ihrer „The Celebration“-Tour gegeben: Kritik, Setlist und Bilder von der Show.

Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

Die Geschichte von Madonna Louise Ciccione, die einst von Bay City, Michigan, nach New York City zog, um die Königin des Pop zu werden, hat alles, wovon Hollywood und der Broadway träumen: Sex, Skandale, Dramen und jede Menge aufregende Musik. Und weil die 65-Jährige es noch nie gemocht hat, wenn andere über sie entscheiden, erzählt sie jetzt lieber selbst die Geschichte ihres Lebens in Form einer Art Bühnenmusicals.

 

Mal verwandelt sich die Show in eine durchgeknallte Modeschau, mal in einen Boxring, mal verknoten sich die Körper der Tänzerinnen und Tänzer lüstern zuckend, mal scheint Madonna verzehnfacht auf der Bühne zu stehen. Bei der Deutschlandpremiere ihrer „The Celebration“-Tour am Mittwoch in Köln bietet die Popikone jede Menge Schauwerte, blickt theatralisch überhöht auf ihre mehr als vier Jahrzehnte umfassende Karriere zurück – und lässt die Fans wie bisher bei jedem Konzert der aktuellen Tournee sehr lange warten: Statt um 20.30 Uhr kommt sie erst um 22 Uhr auf die Bühne.

„Holiday“, „Ray of Light“, „Bitch I’m Madonna“

In den zweieinviertel Stunden, die dann in der fast ausverkauften Lanxess-Arena folgen, arbeitet sich Madonna vor 16 000 Menschen weitgehend chronologisch an ihren Hits ab von „Holiday“ über „Ray of Light“ bis „Bitch I’m Madonna“ – und erzählt nebenbei die Geschichte einer Selbstermächtigung und ihres Lebens. Um das Mädchen mit den großen Träumen, das Ende der 1970er nach New York City kommt und sich von der Szene dort mitreißen lässt, geht es in der kunterbunt-ausgelassenen Version von „Into the Groove“ und in einer erstaunlich nach Punkrock riechenden Interpretation von „Burning up“, bei der sich eine Ecke der Bühnenrampe in den Underground-Kultclub CBGB’s verwandelt, in dem damals viele Karrieren begannen.

Doch dann kommt Aids, und die große Party ist erst einmal vorbei. Bei „Live to Tell“ werden großformatig auf den mobilen Videoleinwänden Gesichter von Menschen gezeigt, die dem Virus zum Opfer fielen – von Keith Haring bis Freddie Mercury. Madonna schwebt in einem durchsichtigen Kasten durch die Halle, während unten ein trauriger Clown mit rotem Luftballon über die Laufstege schlurft.

Provokantes Spiel mit religiösen Symbolen

Danach begibt sich Madonna noch intensiver auf die Suche nach sich selbst. Mal findet sie sich im hedonistischen Treiben („Justify My Love“), mal in der Esoterik („Human Nature“), mal zwischen schönem Schein („Vogue“), mal als Teil einer Familie („Mother and Father“). Und auch wenn sich Madonna diesmal nicht auf der Bühne kreuzigen lässt, liebt sie weiterhin das provokant-obszöne Spiel mit religiösen Symbolen. Bei „Nothing Really Matters“ trägt sie zu Beginn des Konzerts einen Perlenkopfschmuck, der halb Dornenkrone, halb Heiligenschein ist, in „Like a Prayer“ verkleidet sie sich wieder einmal als unzüchtige Nonne, lässt Gregorianik auf BDSM treffen und schmuggelt sogar ein paar Takte aus Sam Smiths Song „Unholy“ in die Liveversion.

Tochter Mercy James am Flügel

Sowieso quillt dieses Spektakel über vor Popkulturzitaten, von Verweisen zum Beispiel auf Grace Jones, auf Colin Kaepernick und natürlich auf Madonna selbst. Die „The Celebration“-Tour ist nicht wirklich als Konzertreihe konzipiert, sondern dem Publikum werden bildgewaltige, opulent inszenierte Shows vorgesetzt (Regie: Jamie King, Musical Director: Stuart Price), die sich nur wenig unterscheiden, egal, ob sie in Köln, Las Vegas oder Amsterdam aufgeführt werden. Für Instrumente ist nur ganz selten Platz auf der Bühne – etwa dann, wenn Madonnas Tochter Mercy James ihre Mutter bei dem Song „Bad Girl“ am Flügel begleitet oder sich Madonna selbst die Akustikgitarre umhängt, um bei einem Solo inmitten der Halle eine Coverversion von Gloria Gaynors Discohit „I Will Survive“ zu spielen.

Swarovski, Versace und Gaultier

Doch meistens kommt die Musik aus dem Off. Stars der Show sind stattdessen neben Madonna und ihrem Conférencier Bob the Drag Queen die Tänzerinnen und Tänzer. Lange, breite Laufstege schlängeln sich dafür durch die Halle, und immer wieder schweben auch Podeste durch die Lanxess-Arena – etwa bei „Ray of Light“ gegen Ende der Show.

Und die Tour-Credits verraten nicht etwa, mit wem Madonna da auf der Bühne singt und tanzt, sondern wer sie ausgestattet hat: dass die Stiefel in „Everybody“ von Miu Miu stammen, dass das Halsband in „Live to Tell“ von Swarovski angefertigt wurde, dass den Catsuit in „Bedtime Stories“ Versace geschneidert hat, dass das Kleid und die Jacke in „Vogue“ natürlich Jean-Paul Gaultier entworfen hat.

Deutschlandkonzerte in Köln und Berlin

Madonnas Welttournee hat Mitte Oktober in London begonnen. Insgesamt 78 Shows sind bis April nächsten Jahres geplant. Madonnas Stationen in Deutschland sind die Lanxess-Arena in Köln (15. und 16. November) und die Mercedes-Benz-Arena in Berlin (28. und 29. November)

Madonna: Setlist vom Konzert in Köln

Act 1 Nothing Really Matters ● Everybody ● Into the Groove ● Burning up ● Open Your Heart ● Holiday Act 2 Live to Tell ● Like a Prayer Act 3 Erotica ● Justify My Love ● Hung up ● Bad Girl Act 4 Ballroom ● Vogue ● Human Nature ● Crazy for You Act 5 Die Another Day ● Don’t Tell Me ● Mother and Father ● Sôdade ● I Will Survive ● La Isla Bonita ● Don’t Cry for Me Argentina Act 6 Bedtime Story ● Ray of Light ● Rain Act 7 Bitch I’m Madonna ● Celebration (Songs, die nur vom Band eingespielt wurden, haben wir weggelassen)