Bei der Touristikmesse CMT wird viel für Flugreisen geworben. Umwelt- und Klimaschützern sind diese seit langem ein aber Dorn im Auge. Häufiges Fliegen sei nicht klimaverträglich, lautet ihre Kritik.

Stuttgart - Ein Hin- und Rückflug von Stuttgart nach Sydney erwärmt die Erde pro Passagier so stark, wie das sonst ein Deutscher in einem ganzen Jahr macht“, sagt Dieter Bareis, Sprecher vom Klima- und Umweltbündnis Stuttgart (KUS). Dies seien rund zehn Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr. „Häufiges Fliegen und Fliegen von langen Strecken sind auf Dauer nicht klimaverträglich“, so der Umweltschützer. Das KUS hat am Samstag im Rahmen der CMT auf die Umweltbelastung durch Flugreisen aufmerksam gemacht.

 

„Wir verweisen auf die Möglichkeiten, die zumindest nicht so klimaschädlich sind“, sagt der Umweltschützer auf der Messepiazza vor dem Eingang Ost. Er meint Bahn- und Busreisen oder Rad- und Wandertouren. Rund 3,2 Milliarden Reisende waren laut der Internationalen Luftfahrtorganisation ICAO 2014 per Flugzeug unterwegs. In knapp 15 Jahren sollen es schon doppelt so viele Passagiere sein. Laut einer Studie der Technischen Universität Darmstadt ist mit alternativen Antrieben bis 2050 nicht zu rechnen.

Es entstehen Treibhausgase und Aerosole

Bei Flugreisen wird Kerosin in großer Höhe verbrannt. Dabei entstehen neben dem Kohlenstoffdioxid gefährliche Treibhausgase sowie feine Partikel, sogenannte Aerosole. Unter ihrem Einfluss entstehen Kondensstreifen und faserige Eiswolken, sogenannte Zirren. Sowohl Aerosole als auch Zirren tragen ebenfalls zur Erwärmung der Erdatmosphäre bei.

Bareis vermutet, dass der Flughafen in Stuttgart auch dieses Jahr einen neuen Passagierrekord aufstellen wird. Von hier aus verreisten im vergangenen Jahr insgesamt rund 10,5 Millionen Fluggäste, wie das Unternehmen Anfang Januar mitteilte. Dies sei eine Steigerung von 8,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Starts und Landungen stieg um 4,9 Prozent auf 130 485 Flugbewegungen. „Das ist natürlich alles andere als gut“, so Bareis. Am Samstag verteilten die Klimaschützer rund 900 Flugblätter unter den Besuchern der CMT. Das KUS ist ein Bündnis von 29 Bürgerinitiativen, Umweltverbänden und Vereinen.

Billigflüge auf Kurzstrecken stehen in der Kritik

Vor allem Billigfluganbieter sind den Umweltschützern ein Dorn im Auge, da diese häufig Kurzstreckenflüge anbieten. Das KUS empfiehlt bei einer Reise nach Berlin auf die Bahn umzusteigen. Dies reduziere bei Verzicht auf einen Flug den Ausstoß von Treibhausgasen schon um 75 Prozent. Wer dennoch mit dem Flugzeug reisen muss, dem empfiehlt Bareis mit Atmosfair zu reisen. Passagiere könnten mithilfe der gemeinnützigen Organisation die Klimagase ihrer Flugreise kompensieren, erklärt der KUS-Sprecher.

Das funktioniert so: Reisende zahlen freiwillig einen von den Emissionen abhängigen Klimaschutzbeitrag, heißt es auf der Webseite der Vereinigung. Das so gewonnene Geld werde verwendet, um etwa erneuerbare Energien in Entwicklungsländern auszubauen. So werden CO2-Emissionen in gleicher Menge an anderer Stelle eingespart. Dabei sei es egal, wo weltweit Kohlenstoffdioxid eingespart wird – das Klima werde immer entlastet, heißt es weiter. „Aber das ist eben auch kein Freifahrtschein“, hebt Bareis hervor. Auf Dauer ließe sich damit das Klimaproblem nicht lösen.

Ziel sind faire Rahmenbedingungen

„Die Politik muss faire Rahmenbedingungen für das Reisen schaffen“, sagt der Klimaschützer. „Es kann nicht sein, dass das klima- und umweltfreundliche Reisen mit der Bahn steuerlich stärker belastet wird als das klimaschädliche Fliegen“, so Bareis. Derzeit bezahle die Deutsche Bahn im Inlandsbereich Mehrwert- und Ökosteuer, während internationale Fluggesellschaften völlig mehrwertsteuerfrei seien, kritisiert der Umweltschützer. Das KUS fordert eine weltweite Besteuerung des Flugzeugtreibstoffs Kerosin und von lauten Flugzeugen.

„Man darf keine Ausnahmen für den Flugverkehr machen, wenn beschlossen wurde, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen“, sagt Bareis. Auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Paris sei im vergangenen Jahr aber gar nichts zum Thema Flugemissionen verhandelt worden, kritisiert er.