Was soll eigentlich diese ganze Verwechselei? Die Inszenierung Edith Koerbers von Shakespeares „Komödie der Irrungen“ klärt in der Tri-Bühne nicht nur diese Frage, sondern formuliert auch die sozialkritischen Momente des Stoffs mit erfreulicher Deutlichkeit.

Stuttgart - Das mag ja alles unglaublich konstruiert sein, aber so ist es halt in der Kunst, und für solche Erfindungen hat ein Dramatiker natürlich gute Gründe. Shakespeare hat sich für seine „Komödie der Irrungen“ einen Mann mit zwei Söhnen ausgedacht, Zwillingen, die beide Antipholus heißen. Dann kauft er noch zwei Sklaven, ebenfalls Zwillinge und ebenso gleichen Namens, nämlich Dromio. Die Familie gerät eines Tages in Seenot. Ein Sturm trennt die Familie in den Vater mit dem einen Sohn und einem der Sklaven von der Mutter mit dem anderen Sohn und dem anderen Sklaven. Und nun lässt Shakespeare all diese Figuren genüsslich aufeinanderprallen.

 

In der Tri-Bühne wird vor einer Kulisse aus Großfotos antiker Ruinen gespielt (Bühne: Stephen Crane). Antipholus Nummer Eins lebt in Syrakus und sucht seinen Bruder, Antipholus Nummer Zwei, der in Ephesus ansässig ist. Die Gattin des Ephesus-Zwillings empfängt den Zwilling aus Syrakus vor ihrem Heim als vermeintlichen Gatten, indem sie ihn leidenschaftlich umhalst. Der Zwilling reagiert natürlich völlig konsterniert. Christian Werner spielt das mit wunderbarer Komik, ohne jemals zu übertreiben. In seiner Doppelrolle gibt er den anderen Antipohlus als lässig-virile Type, und Werner schafft den Spagat. Selbstverständlich werden auch die Diener (Manoel Vincius Tavares da Silva spielt beide derb-temperamentvoll) ununterbrochen verwechselt. Bis zum Ende des Stücks rappelt ein irres Durcheinander über die Bühne des Theaters.

Was soll eigentlich diese Verwechselei? Im Grunde ist es eine Methode der Verfremdung, und durch die amüsante Distanz lenkt die Komödie den Blick des Zuschauers auf diverse menschliche Grundhaltungen. In diesem Stück sind das zum Beispiel die Eifersucht und die Knechtung von Dienern. Die beiden Dromios werden von ihren Herren nämlich durchweg schlecht behandelt, und dieses sozialkritische Element des Stücks führt die Inszenierung von Edith Koerber mit erfreulicher Deutlichkeit aus. Ansonsten läuft alles wie am Schnürchen, wenngleich häufiges ohrenbetäubendes Schreien der Darsteller und allzu burleskes Gewusel auf der Bühne nerven. Insgesamt aber ist die Inszenierung rund und klar geraten.