Der Erich Fromm-Preis geht 2024 an den Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen. Dessen Förderung der Medienmündigkeit aller sei eine Vision im Sinne Fromms, so die Jury.

Stadtleben/Stadtkultur/Fildern : Andrea Kachelrieß (ak)

Geht es um die Rolle der Medien in der zunehmend aufgeheizten, öffentlichen Debatte, ist Bernhard Pörksen ein begehrter Gesprächspartner. Der Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen beschäftigt sich seit Jahren mit den Folgen der Digitalisierung; eine seiner Veröffentlichungen dazu trug den Titel „Die große Gereiztheit: Wege aus der kollektiven Erregung“.

 

Auf Pörksens Analysen ist auch die Erich-Fromm-Gesellschaft aufmerksam geworden, nun ehrt sie den Tübinger Wissenschaftler mit dem Erich-Fromm-Preis 2024. Verliehen wird die Auszeichnung am 23. März 2024, dem 124. Geburtstag des Sozialpsychologen Erich Fromm, in einer Matineeveranstaltung im Hospitalhof Stuttgart. Die Laudatio hält die Publizistin Kübra Gümüşay.

Wie die Erich-Fromm-Gesellschaft mitteilt, erfülle das wissenschaftliche und öffentliche Wirken von Bernhard Pörksen die humanistische Intentionen Erich Fromms in hohem Maße. Die fünfköpfige Jury unterstreicht, dass Pörksen wie Fromm um die Bedeutung eines qualitativ hohen Informationsniveaus als „einer entscheidenden Voraussetzung für die Bildung einer echten Demokratie“, so Fromm in „Haben oder Sein“, wisse. Pörksens Konzepte zur Förderung der Medienmündigkeit und seine Forderung nach einer „redaktionellen Kompetenz“ aller, bei der „der reflektierte Umgang mit Informationen zu einem Element der Allgemeinbildung werde“, sei eine Vision im Sinne Erich Fromms und seiner Sorge um das Humane, um Freiheit und Demokratie. Auch sonst zeige sich in Pörksens Werk und öffentlichem Engagement seine Nähe zur humanistischen Psychologie und zum Werk von Erich Fromm.

Humanistisches Denken im Mittelpunkt

Der mit 10 000 Euro dotierte Preis wird seit 2006 jährlich von der Internationalen Erich-Fromm-Gesellschaft verliehen. Es werden Personen ausgezeichnet, die mit ihrem wissenschaftlichen, sozialen, gesellschaftspolitischen oder journalistischen Engagement Hervorragendes für den Erhalt oder die Wiedergewinnung humanistischen Denkens und Handelns im Sinne des Sozialpsychologen Erich Fromm (1900-1980) geleistet haben bzw. leisten. Bisherige Preisträger waren unter anderen Noam Chomsky, Eugen Drewermann, Gesine Schwan, Götz Werner, Daniel und Sabine Röder (Pulse of Europe), Paul Mason und Maja Göpel.