Übergriffe in Freibädern heizen die Flüchtlingsdebatte an. Tübingens grüner OB hält dagegen – und präsentiert stolz einen syrischen Bademeister.

Tübingen - Boris Palmer, der grüner Bürgermeister von Tübingen, ist immer für eine Überraschung gut. Jetzt hat er auf seiner Facebook-Seite stolz verkündet, dass es in Tübingen bereits seit einigen Wochen einen Bademeister aus Syrien gibt. „Die Berichte von sexuellen Übergriffen in öffentlichen Bädern gehören sicher zu den emotionalisierendsten überhaupt“, schreibt Palmer. Er werde immer wieder gefragt, ob es in Tübingen auch solche Vorkommnisse gebe. Bisher habe er verneinen können.

 

Palmer weiter: „Und unsere Stadtwerke haben eine großartige Präventions- und Integrationsmaßnahme ergriffen, damit das so bleibt. Wir haben eine syrischen Bademeister, der auf Arabisch und mit Autorität sagen kann, was geht und was nicht. Danke Stadtwerke! Und gute Arbeit Aiham!“

Aiham Shalgin ist 24 Jahre alt und lebt seit einem Jahr in Deutschland. Er spricht bereits sehr gut Deutsch. Geboren sei er in Damaskus, berichtet das „Schwäbische Tagblatt“. Er habe Jura studiert und nebenher als Bademeister und Schwimmlehrer gejobbt. Als der Bürgerkrieg eskaliert sei, sei er geflohen. „Wir wussten nicht, wann der Krieg nach Damaskus kommt, wir hatten keine Zukunft mehr“, sagte er der Zeitung.

Nur in Damaskus gibt es gemischte Bäder

Shalgin hat eine Aufenthaltserlaubnis über drei Jahre und eine Arbeitserlaubnis für Deutschland. Bereits Anfang Juli veröffentlichte das Freibad Tübingen auf seiner Facebook-Seite Porträts seines Aufsichtspersonals für die neue Saison, darunter auch das von Aiham Shalghin. „Aiham ist Syrer, Wasserballspieler, hat Jura studiert und nebenher als Schwimmlehrer und Bademeister in den Frei- und Hallenbädern von Damaskus gearbeitet“, wurde der der 24-Jährige dort vorgestellt. Er habe außerdem eine Ausbildung als Rettungsschwimmer. Bereits seit Mai arbeite er als Badeaufsicht und „kommt wie gerufen“, so die Freibad-Betreiber.

Die Vorfälle in einigen deutschen Städten führt der junge Syrer darauf zurück, dass viele männliche Flüchtlinge noch nie gemeinsam mit Frauen geschwommen seien, erklärte er dem Blatt. In großen Teilen seines Heimatlandes gebe es nur geschlechtergetrennte Bäder. Nun die Hauptstadt Damaskus sei so modern, dass es gemischte Badeanstalten gibt. Frauen seien dort auch im Bikini zu sehen.