Im Winter und speziell in diesem Corona-Winter zünden viele Menschen gerne mal eine Kerze an. Doch lässt sich dies mit dem ökologischen Gewissen vereinbaren? Und gibt es umweltfreundliche Alternativen? Unsere Autorin gerät ins Grübeln.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Stuttgart - Es war im September 2020, ich stand in einem riesigen italienischen Supermarkt irgendwo bei Mailand. Draußen regnete es; passendes Wetter für die Heimfahrt aus unserem Urlaub. Doch bevor dieser so richtig zu Ende ging, wollten wir noch einige ungewöhnliche Nudelsorten und Pesto einkaufen, um den Winter in Deutschland besser zu überstehen. Während diesem Einkauf schlenderte ich auch durch das Bierregal – und entdeckte dabei eine Flasche, die ein so schönes Etikett hatte, dass ich sie nicht im Regal stehen lassen konnte.

 

Das Bier war schnell getrunken, die Flasche aber gibt es noch. Sie dient mir nun als Kerzenständer. Man muss die Kerzen nur unten etwas anspitzen, dann passen sie prima in die Flasche hinein. Und weil ich zurzeit so viel zu Hause bin, sind die Kerzen meist innerhalb weniger Tage runtergebrannt.

Die meisten Kerzen bestehen aus Paraffin

Eigentlich weiß ich, dass Kerzen umweltschädlich sind. Doch so richtig wollte ich mich nie mit dem Thema beschäftigen, weil ich Kerzen so gerne mag. Die Realität ist aber: Kerzen bestehen meist aus Paraffin, das aus Erdöl hergestellt wird. Und auch bei Stearin-Kerzen sollte man genau hinsehen. Denn Stearin wird aus Pflanzenfetten gewonnen - und das bedeutet oft Palmöl.

Teelichter werden meist in Aluhüllen gepackt. Aluminium ist nur unter hohem Energieaufwand herstellbar. Man bekommt auch Teelichter, die nicht in Aluminium ummantelt sind, doch nur die wenigsten Menschen kaufen solche Exemplare. Das liegt auch am Preis: Umweltfreundliche Bio-Kerzen sind deutlich teurer als die Kerzen, die man im Supermarkt, in der Drogerie oder bei Ikea bekommt.

Kerzen aus Raps, Soja oder aus Bienenwachs

Nachhaltiger ist es, aus gesammelten Wachsresten selbst Kerzen herzustellen. Nun bin ich aber kein begabter Do-It-Yourself-Mensch. Deshalb habe ich nach Alternativen gesucht.

Es gibt zum Beispiel Kerzen aus Bio-Masse. Um diese herzustellen, werden nur Fette und Öle verwendet, die als Reste in der Nahrungsmittelindustrie anfallen. Außerdem gibt es Exemplare aus Raps, Soja oder aus Bienenwachs. Letzteres ist für Veganerinnen und Veganer nicht ganz unproblematisch. Zudem wird das Wachs oft aus weit entfernten Ländern importiert. Besser ist es, man fragt bei einer Imkerin oder einem Imker bei sich in der Nähe nach, ob er oder sie Kerzen produziert.

Nach der Recherche bleibt mir der Eindruck: Nachhaltigkeit und Kerzen – so richtig geht das nicht zusammen. Ich werde darüber nachdenken, ob ich echten Kerzenschein tatsächlich weiterhin benötige. Schließlich gibt es auch Alternativen, wie zum Beispiel das Sonnenglas; eine Solarlampe im Einmachglas. Ein solches Sonnenglas habe ich vor einiger Zeit von meiner Schwester geschenkt bekommen und ich mag es sehr gern. Tagsüber kann man es am Fenster durch die Sonne aufladen lassen, abends spendet es stundenlang gemütliches Licht. Vielleicht ist das die bessere Alternative.

Julia Bosch ist Reporterin für Stuttgart und die Region. Die 29-Jährige versucht, so umweltfreundlich wie möglich zu leben. Was sie sich aber regelmäßig fragt: Welche Maßnahmen bringen tatsächlich etwas – und welche beruhigen vor allem das eigene Gewissen?