Die Feuerwehr hat am Montag im Schwaben-Park in Kaisersbach den Notfall geübt. Wir erklären, warum solche Übungen nötig sind und in welchen Fällen die Profis überhaupt anrücken müssen.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Die Gondel steht still. Zwischen den fröhlichen Hühnerfiguren der Achterbahn „Wilde Hilde“ geht nichts mehr, und die eingeschlossenen Fahrgäste müssen dringend herunter. Die Hebebühne, die der Schwaben-Park für so eine Situation bereithält, funktioniert nicht, und auch keine Drehleiter der Feuerwehr ist verfügbar. Das Szenario ist wohl der Albtraum eines Erlebnisparkbetreibers – zum Glück war es nur eine Übung. Im Schwaben-Park in Kaisersbach, einem beliebten Ausflugsziel von Familien mit kleineren Kindern, hat am Montag die Feuerwehr geprobt, die Fahrgeschäfte zu evakuieren. Gefragt waren dabei vor allem die Profis von den Höhenrettern der Berufsfeuerwehr Stuttgart und der Bergwacht Schwäbisch Gmünd, die in solchen Fällen herangezogen werden.

 

Bis es so weit kommen würde, müssten im Falle einer Störung schon sehr viele Dinge schiefgehen, beruhigt André Hudelmaier, der Geschäftsführer des Schwaben-Parks. „Normalerweise könnten wir die Fahrgäste auch selbst herausholen, und die Feuerwehr würde erst einmal versuchen, über die Drehleiter zu evakuieren.“ Doch da in der Realität Dinge schiefgehen können und die Höhenretter für jede Möglichkeit dankbar sind, ihre Fähigkeiten und ihr Vorgehen zu erproben, kam es zur Übung an der „Wilden Hilde“ und an der „Hummel Brummel“.

Der Kommandant der Kaisersbacher Freiwilligen Feuerwehr, Markus Rader, erklärt: „Diese Übungen bringen uns und den Höhenrettern natürlich auch in Sachen Ortskenntnis etwas.“ Und die Einsatzkräfte lernten unter anderem, wie sie die Sicherungsbügel der Fahrgeschäfte öffnen können. Diese sind naturgemäß nicht so ausgelegt, dass sie sich einfach öffnen lassen. Und auch die Führungskräfte der Feuerwehr profitierten davon, wenn sie die Zusammenarbeit mit den Kletterprofis aus Stuttgart und Gmünd probten“, so Rader.

Pannen in Freizeitparks ziehen Feuerwehreinsätze nach sich

Dass Feuerwehreinsätze kein Ding der Unmöglichkeit sind, hatte im Schwaben-Park ein Zwischenfall im Jahr 2019 gezeigt: Kurz nach dem Start der damals brandneuen „Wilden Hilde“ hatte ein Stromausfall eine technische Störung verursacht. Das Parkpersonal brachte damals zwei Fahrgäste mit der Hebebühne nach unten, zwei weitere Personen musste die Feuerwehr über die Drehleiter in Sicherheit bringen. Dass derartige Einsätze aber auch wesentlich dramatischer ausfallen können, zeigte dann nur einen Monat später ein Vorfall im bayerischen Geiselwind: Im Erlebnispark Freizeit-Land hing ein Fahrgeschäft in 60 Metern Höhe fest, die mehr als 20 Insassen mussten schließlich per Helikopter gerettet werden – bis auf ein Kind, das zu große Angst hatte und von einem Höhenretter nach unten bugsiert wurde.

Von einem derart kritischen Szenario ging die Übung im Schwaben-Park jedoch nicht aus. Die in der Gondel eingeschlossenen Fahrgäste waren indes auch ein wenig älter als das durchschnittliche Schwaben-Park-Klientel: In der luftigen Höhe baumelten gestandene Feuerwehrmänner und -frauen. Die Statisten trugen ihre Aufgabe mit Fassung. Gut gelaunt bestellten sie bei ihren Kameraden Leberkäsweckle, während die Höhenretter einen nach dem anderen in das sogenannte Rettungsdreieck bugsierten. Der windelähnliche Ausrüstungsgegenstand ist für Menschen ab einer Körpergröße von 1,30 Metern geeignet und ermöglicht es, Personen ohne direkte Begleitung durch einen Höhenretter nach unten zu lassen.

Der Zeitpunkt für die Übung war kein Zufall. Erst am Sonntag endete die Saison für den familiengeführten Freizeitpark. „Insgesamt sind wir mit der Saison zufrieden – nur im August war das Wetter nicht so, wie wir es uns gewünscht hätten“, sagt der Schwaben-Park-Geschäftsführer André Hudelmaier. Während des laufenden Betriebs wäre eine Übung wie diese nicht zu stemmen gewesen – schließlich gehören die „Hilde“ und die „Hummel“ zu den beliebtesten Fahrgeschäften des Parks.

Besuchern in dieser Saison ist nicht entgangen, dass direkt neben dem Eingang des Parks derzeit gebaut wird. Dort entsteht die nächste Attraktion – sie hätte eigentlich bereits in dieser Saison fertig sein sollen, wegen einiger Verzögerungen beim Bau wird es nun eben 2024, bis die Besucher den „Hans Dampf“ benutzen können. Um was genau es bei der Attraktion geht, darüber macht die Parkleitung noch ein Geheimnis. Verraten wird nur so viel: Es geht um Eisenbahnen, der Untertitel der Indoor-Attraktion lautet „Die total verrückte Abenteuerreise“. Angeblich soll es sich sogar um eine Weltneuheit handeln. Man darf also gespannt sein – und hoffen, dass auch dort die Feuerwehr nur zu Übungen anrücken muss.