Nicht nur auf dem Stuttgarter Frühlingsfest lassen die Besucher bald wieder die Gläser klingen. Schon im Mittelalter hatte Anstoßen Tradition. Damals war es mitunter lebenswichtig.

Stuttgart - „Die Krüge hoch!“, heißt es bald wieder auf dem Cannstatter Volksfest, und alle feierwütigen Lederhosen- und Dirndlträger heben ihre Maß, um miteinander anzustoßen. Doch wieso prosten wir uns zu? Ist das eine Erfindung der Festwirte, um den Bierkonsum anzutreiben?

 

Hinter dem Ritual steckt natürlich mehr als ein geschäftstüchtiger Festwirt. Es gibt verschiedene Theorien über die Herkunft. Eine besagt, dass der Brauch aus dem Mittelalter stammt. Zur damaligen Zeit war es gang und gäbe, einen unliebsamen Gefährten mit Gift im Trank aus dem Weg zu räumen. Um sicherzugehen, dass man nicht seinen letzten Schluck nehmen würde, stieß man seinen Becher kräftig mit den anderen zusammen. Dadurch schwappte der Inhalt über und vermischte sich mit dem Getränk des vermeintlichen Freundes. Zierte der sich daraufhin zu trinken, war Vorsicht geboten. Vor allem für Könige und Herrscher war das eine kluge Vorsichtsmaßnahme.

Eine weitere These hat ihren Ursprung im 16. Jahrhundert. In den Häusern des reichen Bürgertums fanden die Tischmanieren ihren Einzug. Es war ein Zeichen von Wohlstand, jedem Gast ein eigenes Glas anbieten zu können. Und das wurde durch anstoßen lautstark demonstriert. Die spirituellste Theorie besagt, dass der Brauch aus der Antike stammt. Das Klirren der Gläser sollte böse Geister und Dämonen vertreiben. Vermutlich erschienen die Geister dem einen oder anderen jedoch erst nach dem vierten oder fünften Glas.