An dem Spielhaus im Unteren Schlossgarten nagt der Zahn der Zeit. Der Neubau ist beschlossen. Doch wegen der besonderen Lage des Kindertreffs lässt der Baubeginn noch auf sich warten.

Stuttgart - Der kleine Pavillon sollte im Jahr 1977 eigentlich nur für ein halbes Jahr im Unteren Schlossgarten stehen. In dieser Zeit war das Spielhaus als Anlaufstelle für die Kinder während der Bundesgartenschau gedacht. Doch nicht nur die Besucherkinder, sondern auch die Kinder aus den angrenzenden Stadtbezirken nahmen das Haus und das Angebot dort so gut an, dass es schließlich bleiben durfte – und 45 Jahre später immer noch steht. Damit hätte damals wohl kaum jemand gerechnet. „Wie das eben so ist: Ein Provisorium hält oft am längsten“, sagt die Hausleiterin Ingrid Bauer. „Wahrscheinlich weil alle Beteiligten mit besonders viel Herzblut und Ideen dazu beigetragen haben“, fügt sie hinzu. So sehr sie das „kleine, alte Haus“ auch schätze, so sehr freue sie sich jetzt aber über den Neubau, dessen Verwirklichung in greifbare Nähe gerückt ist. Denn im Stadthaushalt 2022 und 2023 wurde der Neubau des Spielhauses, dessen Träger die Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft ist, beschlossen. 2,65 Millionen Euro sind dafür eingeplant.

 

Die Nässe setzt dem Holzhaus zu

Das kleine Haus aus Holz ist schon von außen sichtbar deutlich in die Jahre gekommen. Manche Pfosten und Stützen sind abgefault und das überstehende Vordach musste mit Baustützen gesichert werden. „Es zieht überall und regnet an manchen Stellen rein“, sagt Ingrid Bauer.

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Das alles interessiert die Kinder zwischen sechs und 13 Jahren, die sich vor allem in den Ferien und an den Wochenenden dort aufhalten, nur am Rande. Sie wollen in den Räumen des Spielhauses basteln, malen, werkeln, sich austoben und natürlich Freunde treffen. Seit den Anfängen des Spielhauses wollen die Mitarbeiter den Kindern vor allem Kunst und Kultur näherbringen. Dafür arbeiten sie auch mit den städtischen Museen zusammen. Im Lauf der Zeit kamen beispielsweise mit der Holzwerkstatt und dem Fahrradverleih noch andere Schwerpunkte dazu. „Man kann sich hier ausprobieren. Es geht darum, einfach Kind sein zu dürfen“, erklärt Ingrid Bauer das Konzept.

Der Neubau soll dem ursprünglichen Gebäude ähneln

Das ist weiterhin im Spielhaus möglich – und auch die Sicherheit der Kinder ist gewährleistet: „Ein Statiker hat das Spielhaus erst kürzlich überprüft“, versichert Clemens Kullmann, Leiter der Kinder- und Jugendarbeit bei der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft. Die Aufenthaltsqualität für die Kinder und die Mitarbeiter werde sich durch einen Neubau jedoch erheblich verbessern.

Doch bis dahin müssen sich alle Beteiligten noch etwas gedulden. „Das Geld für den Neubau kommt von der Stadt, das Grundstück gehört aber dem Land“, erklärt Kullmann. Darum dauerten die Absprachen noch etwas an und man könne noch keinen konkreten Baufahrplan nennen. Fest steht jedoch schon, dass der Neubau am selben Standort errichtet werden und sich der Entwurf des Architekten am ursprünglichen Gebäude orientieren soll. „Der Pavillon-Charakter des Spielhauses bleibt erhalten“, sagt Kullmann. Außerdem werde so nachhaltig wie möglich gebaut.

Grünen-Stadtrat Vittorio Lazaridis, Vorstand des Vereins Stuttgarter Jugendhaus, rechnet frühestens mit einem Baustart im Herbst. „Eventuell beginnen die Sanierungsarbeiten aber auch erst Anfang 2023.“

Interimslösung für die Bauphase wird noch gesucht

Sobald ein Datum für den Baubeginn feststeht, will sich die Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft auch nach einer Interimslösung für die Bauzeit umsehen. „Ob wir dann das Angebot reduzieren müssen, werden wir noch sehen“, sagt Kullmann. Doch das Spielhaus soll während der Bauphase in irgendeiner Form Anlaufstelle für die Kinder bleiben. „Es ist ein wichtiger Ort in der Stadt“, betont Kullmann. Dass die Mitarbeiter auch in ungewöhnlichen Zeiten den Betrieb aufrecht erhalten, haben sie seit Beginn der Pandemie bereits unter Beweis gestellt. „Während des Lockdowns haben wir Bastelpakete verteilt, waren telefonisch in Kontakt und haben den Kindern Briefe geschrieben“, sagt Ingrid Bauer. Es sei ihnen wichtig, für die Kinder da zu sein.