Bilfinger & Berger – das war einmal einer der großen deutschen Baukonzerne. Nun weiß das Mannheimer Unternehmen offenbar nicht mehr, wohin Reise gehen soll, kommentiert StZ-Korrespondent Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt/M. - Bilfinger & Berger – das war einmal einer der großen deutschen Baukonzerne. Doch offenbar haben die Manager in Mannheim inzwischen die Bodenhaftung, den Beton unter den Füssen verloren. Es mag sein, dass es das grandiose Scheitern des Ex-Politikers Roland Koch ist, das für den Schlingerkurs des Traditionskonzerns verantwortlich ist, doch auch sein Vorgänger und Interimsnachfolger Herbert Bodner hat es nicht geschafft, das Boot wieder in die Spur zu bekommen. Fünf Gewinnwarnungen in nur zwölf Monaten deuten nicht gerade auf ein vorherschauendes Management hin. Der Übergang vom Bau- zum Baudienstleistungskonzern gestaltet sich offensichtlich deutlich schwieriger als geplant. Die Konzentration auf Kraftwerksbetriebe hat sich im Zuge der Energiewende als Fehlschlag erwiesen – dort wird nicht mehr investiert, und daher gehen Baudienstleister leer aus.

 

Das Profil des Unternehmens ist verloren gegangen. Bilfinger sei nur noch ein „Sammelsurium von Divisionen und Firmen“, beschreibt ein Kunde den derzeitigen Zustand des Konzerns. Der schwedische Finanzinvestor Cevian steht als Großaktionär ebenso ratlos da wie die Kleinaktionäre, die dem einstigen Familienunternehmen die Treue halten. Für Aktieninhaber ist das Bilfinger-Papier eine riskante Anlage, denn ein klarer Kurs ist nicht in Sicht. Der Anfang Juni antretende neue Chef Per Utnegaard ist zwar als bisheriger Swissport-Chef durchaus vertraut mit Dienstleistungen, doch die sehen an einem Flughafen durchaus anders aus als bei Kraftwerken oder auch bei Hochhäusern oder Großbrücken. Die Bauindustrie hat schon seit Jahrzehnten eine ganz eigene Kultur – das haben offenbar weder der CDU-Politiker Koch noch Herbert Bodner wirklich verinnerlichen können. Ob dies der ehemalige Daimler-Vorstand und Metro-Chef Eckhard Cordes als Vertreter des Großaktionärs besser kann, ist noch längst nicht ausgemacht. Irgendwie soll alles, was Bodner seit 1999 aufgebaut hat, anders werden. Aber wie das aussehen soll, darauf hat bisher noch keiner der verantwortlichen Manager eine Antwort gefunden. Auf die Aktionäre, aber vor allem auf die Mitarbeiter des Mannheimer Traditionskonzerns kommen harte Zeiten zu.