Ein Wechsel an der Spitze der US-Garnison in Stuttgart: Oberst Kirk Alexander folgt auf den beliebten Oberst Matt Ziglar. Letzterer hat sich sehr für die deutsch-amerikanische Freundschaft eingesetzt. „Ich bin froh, dass ich hier gelebt habe“, sagte er zum Abschied.

Wegen des brutalen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zeichnen sich die Umrisse eines neuen Europas ab. Vor allem für Deutschland bedeutet dieser Krieg dramatische Veränderungen: Nach langer Zurückhaltung bemüht sich das Land um eine – auch militärische – Zeitenwende und unterstützt auch die Ukraine mit Militärausrüstung in großem Stil. Zentral bei all dem sind die USA des proeuropäischen Präsidenten Joe Biden. Ohne US- Sicherheitsgarantien gibt es für Deutschland auf absehbare Zeit keine Sicherheit.

 

All das schwang auch ein wenig mit beim feierlichen Wechsel an der Spitze der US-Garnison am Mittwoch in Stuttgart. Nach zwei Jahren übergab US-Oberst Matthew (Matt) Ziglar die Führung der US-Standortverwaltung an Oberst Kirk Alexander.

Die US-Garnison hat mit dem Krieg in der Ukraine direkt nichts zu tun. Als eine Art Oberbürgermeister sorgt der Kommandeur eher dafür, dass die mehr 28 000 US-Militärangehörigen, Zivilbeschäftigten und ihre Familien eine Wohnung finden oder mit Bussen zur Arbeit und in die Schule gelangen. In seiner launigen, am Ende aber auch emotionalen Abschiedsrede auf dem Paradefeld der Patch Barracks versäumte es Ziglar nicht, zahlreiche Bürgermeister und Bezirksvorsteher mit Namen zu begrüßen oder den US-Pfadfinderinnen zu danken. „Matt war außergewöhnlich“, lobt der Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer (CDU) das herausragende Engagement des 47-jährigen Spezialsoldaten für zivil-militärische Angelegenheiten. Nach Jahren der Vernachlässigung bemühte sich Ziglar den Zusammenhalt zwischen den US-Bürgern und den deutschen Nachbarn wieder zu stärken. „Unsere Sicherheit hängt von der Präsenz der Amerikaner ab“, meint Vöhringer mit Blick auf die neue weltpolitische Lage und die gewachsene strategische Bedeutung der US-Garnison Stuttgart mit den beiden Militärkommandos für Europa (Eucom) und für Afrika (Africom).

Trotz mancher fortdauernder Reibungspunkte – den jahrelangen Klagen über den Schießlärm in der Nähe der Böblinger Panzerkaserne , die trotz Dämmbemühungen bis heute nicht ganz verstummen oder der neuen Absperrung, die Radfahrer und Spaziergänger vom US-Übungsgelände im Böblinger Wald fernhalten – war Ziglar im Umgang mit der deutschen Öffentlichkeit um Offenheit und Nähe bemüht. Er holte Deutsche zum schwäbisch-amerikanischen Biergarten in die Kaserne. Und zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli lädt die US-Garnison auf seine Initiative zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder deutsche Bürger zum Mitfeiern ein. „Wir sind eine Gesellschaft, die auf Verbindung und Freundschaft aufbaut“, betonte er kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung.

Ziglars Nachfolger Oberst Kirk Alexander tritt also in große Fußstapfen. Der 46-Jährige stammt aus dem Südstaat Georgia, wo er zunächst in der Nationalgarde diente, bevor er am North Georgia College einen Wirtschaftsabschluss machte und seine Laufbahn als Artillerieoffizier startete – eine Truppengattung, die wegen des Ukraine-Kriegs derzeit besonders im Fokus steht.

Alexander absolvierte Einsätze in Afghanistan, Irak und Katar. Er kommandierte ein Artillerie-Trainingsbataillon, bevor er Berater eines Viersternegenerals für alle Heeresschulen wurde. In Deutschland ist er mit seiner Familie gerade erst aus Tampa, Florida eingetroffen. Beim US-Zentralkommando (Centcom) war er zuletzt als Divisionschef für alle Operationen von Syrien über Afghanistan bis zur Beobachtung des Iran zuständig. Er und seine Familie freuten sich auf Stuttgart, betonte er kurz. Die Stadt stehe ja im Ruf, das US-Militär warmherzig zu empfangen. Oberst Ziglar setzte für sich am Ende das Garnisonsmotto in die Vergangenheit: „Ich bin froh, dass ich hier gelebt habe.“ Sein neuer Job: das Personalmanagement aller Heeresspezialkräfte in Fort Knox, Kentucky.