Larry Hagman feiert seinen 80. Geburtstag. Als J. R. Ewing in "Dallas" wurde er weltberühmt. Doch es gab auch immer ein Leben jenseits der Serie.

Stuttgart - "Böse sein kann Spaß machen, und so habe ich das gespielt", sagt Larry Hagman über seine Rolle als intriganter Öltycoon J. R. Ewing. Eigentlich hatten die Produzenten sich ja Bobby und Pam als Hauptfiguren in "Dallas" ausgedacht, aber dann reißt dieser so fies unter seinem Stetson herausgrinsende J. R. die Soap-Serie sofort an sich, intrigiert sich in den Vordergrund, ist der große Star, um den das übrige Ensemble herumkreist. Wie seine Zähne blitzen, wie seine Augen funkeln! J. R. steht immer unter Strom und ist immer bereit zu neuen Schandtaten. "Wie schon mein Vater sagte: Wo ein Weg ist, ist auch ein Wille!"

 

Von 1978 bis 1991 läuft die Serie in den USA, und in jeder Minute ist Larry Hagman, der am Mittwoch seinen 80. Geburtstag feiert, anzusehen, wie sehr er seine Rolle genießt. In gut 90 Ländern der Erde entert sein sardonischer J.R. die Fernsehschirme, wird zu einem der berühmtesten Schurken der Welt - und erobert sich die Herzen der Zuschauer. Jawohl, die Herzen - oder jedenfalls deren dunklere Teile. Denn so sehr das Publikum auch mit dem verantwortungsvoll-sympathischen Bobby fühlt, und so sehr es sich auch empört über die Taten des älteren Bruders: Klammheimlich identifiziert es sich wohl mit diesem Mann, der nach der Devise lebt: "Sag nie die Wahrheit, wenn es eine gute Lüge tut." Ach, wenn man doch auch mal so die Sau rauslassen könnte wie J. R.!

357 Folgen

Larry Hagman ist übrigens der einzige Schauspieler, der in allen 357 Folgen mitwirkt, und lange Zeit ist der stattliche 1,85-Meter-Kerl auch der einzige echte Texaner auf der Southfork Ranch. In Fort Worth ist er zur Welt gekommen, wird nach der frühen Scheidung der Eltern von der Großmutter aufgezogen, lebt nach deren Tod bei der Mutter Mary Martin, die in New York ihre Kino- und Broadwaykarriere verfolgt, und steht mit ihr später sogar mal auf der Bühne, in einer Londoner Produktion des Musicals "South Pacific".

Vorher aber arbeitet er für einen Freund seines Vaters auf dessen Ranch, spielt dann an der Highschool Theater und beginnt seine professionelle Karriere schließlich an jenem Ort, der zu einer Art Namenszusatz geworden ist: Dallas.

Nicht gewusst, worum es ging

Während des Koreakriegs wird Hagman zur Air Force eingezogen, als Truppenunterhalter kann er den Fronteinsatz vermeiden und erklärt später, das sei auch gut gewesen, er habe sowieso nicht gewusst, worum es bei diesem Konflikt überhaupt ging. Vom Vietnamkrieg hält er auch nichts, ist in dieser Zeit aber trotzdem wieder in Uniform zu sehen: Als Tony Nelson, Hauptmann und später Major der Nasa, gelingt ihm in der TV-Sitcom "Bezaubernde Jeannie" der große Erfolg. Allerdings ist er in dieser Rolle nicht mal Herr im eigenen Haus, ein von ihm entdeckter und von Barbara Eden gespielter Flaschengeist müsste ihm zwar gehorchen, schafft es aber immer wieder mit List, Tücke und Zauberei, dem gutmütig-naiven Tony seinen Willen aufzuzwingen. Wie hilflos, verdutzt und bald auch verliebt Hagman da gucken kann!

Ja, es gab für Larry Hagman also ein (Schauspiel-)Leben vor "Dallas", eine Zeit, in der er weichgeknetet wurde und eine Frau in erotisch-orientalischem Haremslook ihn springen ließ! Dieser eifersüchtig-kapriziösen Jeannie darf er aber nicht zu nahe kommen, das US-Fernsehen ist in den Sechzigern noch so prüde, dass nicht mal ihre gläserne Behausung in seinem Schlafzimmer gezeigt wird. Der harmlos-nette Tony mit der Frau in der Flasche und der böse J.R. (mit der Frau an der Flasche), sie zeigen die Bandbreite des Schauspielers Larry Hagman an. Zwischen diesen beiden nur ein knappes Jahrzehnt auseinanderliegenden Rollen spielt er auch anderes, oft für das Fernsehen und manchmal auch fürs Kino, darunter durchaus Respektables. Aber im Rückblick wird alles überdeckt von Tony und vor allem von J.R. Als "Dallas" 1991 doch einmal zu Ende geht, ist Hagman ganz groß mit Hut, von nun an ist er in jeder Rolle ein bisschen der Gast von der Southfork Ranch, schaut 1992 sogar im "Schloss am Wörthersee", 2002 in der "Lindenstraße" und in diesem Jahr auch beim Wiener Opernball vorbei.

Leben jenseits von Dallas

Tatsächlich aber gibt es auch einen Larry Hagman jenseits von J.R. Der ist seit 1954 mit Maj Axelsson verheiratet und hat zwei Kinder. Der braucht Mitte der neunziger Jahre eine neue Leber, weil er lange Zeit schwer getrunken hat. Der hat von Jack Nicholson den Tipp bekommen, statt Alkohol mal Marihuana zu probieren. Der ist inzwischen Nichtraucher und Vegetarier und legt einmal in der Woche einen Schweigetag ein, um seine Selbstdisziplin zu testen. Der ist außerdem Mitglied der demokratischen Partei, hat Bill Clinton, Al Gore und Barack Obama unterstützt und über George W. Bush gesagt: "Eine traurige Figur, nicht sehr gebildet, kommt kaum aus Amerika heraus. Er wird das Land Richtung Faschismus führen."

Und dann ist Larry Hagman noch etwas, was ihm J.R., der Herr des schwarzen Öls, wohl nie verziehen hätte: ein Grüner, der für die Sonnenenergie wirbt. Aber wer weiß, vielleicht hat sich inzwischen sogar J.R. gewandelt, vielleicht bereut er inzwischen Sätze wie diesen: "Ein Gewissen ist wie ein Boot oder ein Auto: wenn du eins brauchst, miete dir eins!" Im kommenden Jahr wissen wir mehr, da wird die Southfork Ranch nämlich wieder in Betrieb genommen, da trifft sich - soweit noch vorhanden - das alte Ensemble, da geht es also weiter mit "Dallas". Aber irgendwie kann man sich gar nicht vorstellen, dass J.R. zahm geworden ist. Ein bisschen J.R. hat schließlich sogar auf Hagman abgefärbt: "Ich kann mit Erfolg umgehen. Und verdammt noch mal, ich verdiene ihn ja auch."