Schon die ersten Stunden des Republikaner-Konvents legen den tiefen Riss offen, der durch die Partei geht. Ein augenscheinlich simples Votum über die Parteitagsregeln wird von heftigen Tumulten begleitet. Trumps Frau Melania sorgt später für Glamour.

Cleveland - Chaos, Glamour und ein Kurzauftritt des Kandidaten: Nach turbulentem Auftakt haben die Republikaner bei ihrem Parteitag mit harschen Attacken auf den politischen Gegner die Marschrichtung für den Hauptwahlkampf vorgegeben. Ein Redner nach dem anderen ging am Montagabend (Ortszeit) in Cleveland hart mit Präsident Barack Obama und dessen Parteifreundin Hillary Clinton ins Gericht. Einen Gegenpol bildete Melania Trump, die ihren bislang größten Auftritt in der Präsidentschaftskampagne ihres Gatten hatte.

 

Sie zeichnete das Bild eines sanftmütigen und fürsorglichen Kandidaten, der sein Land liebe. Trump selbst zeigte sich den Delegierten nur kurz, als er seine Frau vorstellte. „Wir werden gewinnen, wir werden ganz groß gewinnen“, erklärte er unter dem Jubel der Delegierten.

Schon Stunden nach Konventbeginn zeigte sich allerdings, dass viele Delegierte immer noch mit Donald Trump fremdeln. Als die Führung der Republikaner die Versammlung per Zuruf über die Parteitagsregeln abstimmen ließ, regte sich lautstarker Protest. Hunderte sozialkonservative Trump-Gegner verlangten eine offene Abstimmung, bei der jeder US-Staat namentlich aufgerufen werden sollte. Letztlich ging es den beteiligten Delegierten darum, den Milliardär als Kandidaten zu verhindern. Dessen Anhänger im Plenum übertönten jedoch die Gegner des Immobilienmoguls.

Ablehnung von Clinton als Bindemittel

Chaotische Szenen wie diese hatte die Führung der Republikaner vermeiden wollen. Stattdessen sollten die Delegierten auf das Bindemittel einschwören, das die Parteiflügel zusammenhält: deren Ablehnung von Hillary Clinton.

Zahlreiche Redner schossen sich denn auch auf die voraussichtliche demokratische Rivalin von Trump ein. Vielfach wurde auf Clintons Rolle bei dem Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi 2012 mit vier getöteten Amerikanern verwiesen. Damals diente sie unter Obama als Außenministerin. Die Mutter eines der Opfer, Pat Smith, machte Clinton persönlich für den Tod ihres Sohnes verantwortlich. So habe die damalige Chefdiplomatin falsche Angaben zur Attacke gemacht. „Wenn Hillary Clinton uns nicht die Wahrheit geben kann, warum sollten wir ihr die Präsidentschaft geben“, fragte Smith.

Der frühere New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani warf Clinton in seiner Rede schwache Führungskraft in der Sicherheitspolitik vor. „Wer würde es Hillary Clinton zutrauen, die Amerikaner zu schützen?“ fragte er. „Ich nicht.“

Zahlreiche Parteimitglieder blieben fern

Trumps Frau Melania konzentrierte sich in ihrer Ansprache auf die Charaktereigenschaften ihres Mannes. „Er kann hart sein, wenn er will, aber er ist auch nett und fair und fürsorglich“, erklärte das ehemalige Topmodel. „Diese Güte wird nicht immer bemerkt, aber jeder kann sie sehen. Das ist einer der Gründe, warum ich mich überhaupt in ihn verliebt habe.“

Trumps Team verspricht, die Partei bis zum Ende der Woche hinter sich zu haben und den Blick auf die absehbare Konfrontation mit Clinton zu richten. Doch ein Blick auf die Sprecherliste beim Parteitag warf ein Schlaglicht auf die Zerrissenheit bei den Republikanern: Zahlreiche Parteimitglieder sind dem Konvent ferngeblieben. Dazu gehört auch der Gouverneur von Ohio, John Kasich, in dessen Staat die Versammlung stattfindet.

Der Parteitag der Demokraten steigt kommende Woche in Philadelphia. Die eigentliche Hauptwahl ist im November. Der Sieger löst Amtsinhaber Barack Obama im Januar im Weißen Haus ab.