Der Präsident Donald Trump hat seinem Sohn in der Russlandaffäre offenbar eine Stellungnahme, die nicht der Wahrheit entsprach, vorgegeben.

Washington D.C. - Donald Trump hatte gerade den nach seiner Meinung „sehr erfolgreichen“ Besuch beim G-20-Gipfel in Hamburg beendet, als sich der US-Präsident schon wieder mit innenpolitischem Klein-Klein beschäftigen musste. Die „New York Times“ hatte Wind von einem bislang unbekannten Treffen von Trump-Vertrauten mit einer russischen Anwältin während des amerikanischen Wahlkampfs bekommen und plante einen Artikel.

 

Wie die „Washington Post“ nun am Dienstag exklusiv berichtete, nahm der Präsident sich auf dem Rückflug aus Hamburg an Bord der Air Force One persönlich der Sache an und formulierte eine Stellungnahme, die eindeutig nicht der Wahrheit entspricht. Noch aus dem Flugzeug wurde die Formulierung Trumps ältestem Sohn, Donald Trump junior, diktiert, der laut Recherchen der Zeitung daraufhin eine vier Sätze kurze Erklärung abgab: „Wir haben in erster Linie über ein Programm zur Adoption russischer Kinder gesprochen“, hieß es dort. Über Wahlkampfthemen sei nicht geredet worden. Noch vor der Landung des Präsidenten auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews stand die Geschichte der „New York Times“ über das ominöse Treffen im Juni 2016 mit der abwiegelnden Darstellung des Trump-Sohns online. Aus Sicht des Präsidenten war das wohl ein weiterer Geniestreich.

Die Erklärung ist grob irreführend

Das Dumme nur: Die Erklärung ist zumindest grob irreführend, und das lässt sich leicht nachprüfen. Donald Trump junior hatte vor dem Treffen mit der russische Anwältin Natalja Veselnitskaja im New Yorker Trump-Tower, an dem auch Schwiegersohn Jared Kushner und Wahlkampfmanager Paul Manafort teilnahmen, nämlich eine E-Mail erhalten. In der inzwischen veröffentlichten Nachricht wurde ihm ausdrücklich kompromittierendes Material versprochen, das der demokratischen Spitzenkandidatin Hillary Clinton im Wahlkampf schaden könnte. Donald junior antwortete begeistert: „Ich liebe es!“

Dass Trumps Sohn die Wahrheit verbogen hat, ist schon länger bekannt. Brisant an der aktuellen Enthüllung ist aber, dass nach Angaben mehrerer anonymer Informanten der Präsident persönlich Urheber der Falschaussage war – und dass er diese gegen die Empfehlung seiner Berater in die Welt setzte. Die Anwälte hatten laut „Washington Post“ nämlich empfohlen, die Stellungnahme möglichst transparent zu formulieren, damit man beim absehbaren Bekanntwerden der E-Mails nicht in Widersprüche verwickelt werden könnte.

Die Geschichte könnte für Trump problematisch werden

Auch die Anwälte von Kushner drangen dem Bericht zufolge auf eine möglichst realistische Schilderung. Diesen Konsens aber habe Trump über Bord geworfen. „Das war unnötig“, zitiert die „Washington Post“ einen Berater des Präsidenten: „Nun kann jemand sagen, dass der Präsident dazu verleitet, nicht die ganze Wahrheit zu sagen.“ Zwar ist die Irreführung der Öffentlichkeit durch einen Präsidenten nicht strafbar, trotzdem könnte die Geschichte für Trump problematisch werden. Sonderermittler Robert Mueller und sein Watergate-gestähltes Team sammeln derzeit eifrig Belege für eine mögliche Zusammenarbeit der Trump-Kampagne mit russischen Offiziellen. Außerdem untersucht Mueller, ob Trump die Justiz bei der Aufdeckung der Affäre behindert hat. Die aktuelle Geschichte würde den Eindruck verstärken, dass ein problematischer Vorgang vertuscht werden sollte. Der Präsident hat die gesamte Russlandaffäre als „größte Hexenjagd in der Geschichte“ abgetan.