Sowohl eine Umfahrung von Enzweihingen, als auch ein Tunnel unter der B 10-Ortsdurchfahrt bringt dem Ort laut einer neuen Studie Entlastung.

Vaihingen/Enz - Womöglich hat die Schutzgemeinschaft Mittleres Enztal ihrem Kurztunnel einen Bärendienst erwiesen. Lautstark hat die Initiative darauf hingewiesen, dass die ungeliebte B 10-Umfahrung des Vaihinger Stadtteils Enzweihingen riesige Umwege produzieren werde – wegen der riesenhaften Zu- und Abfahrtsrampen am Vaihinger Eck. Das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) nahm die Kritik auf. Und siehe da: die großen Rampen sind gar nicht nötig. Und die Umfahrung wird dadurch deutlich billiger.

 

Dennoch: „Wir sind zufrieden“, sagt Bernhard Geiger, einer der Köpfe der Schutzgemeinschaft. Denn die Zahlen, die das Regierungspräsidium jüngst vorgelegt hat, zeigen, dass ein von der Initiative ins Spiel gebrachter Kurztunnel unterhalb der heutigen B 10 in Enzweihingen dem Ort eine gigantische Verkehrsentlastung bringen könnte. Heute rollen laut einer neuen Zählung vom vorigen Oktober täglich rund 28 000 Fahrzeuge durch die Ortsmitte, davon knapp 3100 Lastwagen. Mit einem Tunnel könnten es nur noch gut 6000 sein – und nur noch etwa 300 Lastwagen.

„In Enzweihingen muss etwas passieren“

Nun ist Geiger zuversichtlich, dass das RP bei der Prüfung der beiden Varianten dem Tunnel den Vorzug gibt. „Jetzt muss die Ökologie sprechen. Da haben wir eine ganz klare Erwartung“, sagt er.

Der Haken an der Sache: der Vaihinger Oberbürgermeister Gerd Maisch ist auch zufrieden. Denn laut dem neuen Gutachten wird die von ihm favorisierte Umfahrung dem Ort genau die selbe Entlastung bringen wie ein Kurztunnel. Die vom Regierungspräsidium vorgelegten Zahlen sind für Maisch „ein klarer Beleg dafür, dass in Enzweihingen bald etwas passieren muss“. Dort herrschten „nach wie vor dramatische Verkehrsverhältnisse“. Wenn weder Umfahrung noch Kurztunnel gebaut werden, dann steigert sich die Verkehrsbelastung im Ort bis 2025 auf knapp 31 000 Fahrzeuge pro Tag.

Varianten bringen viel Entlastung

Die Prüfung der beiden Varianten wird laut dem RP bis zum kommenden Frühjahr dauern. Klar ist aber schon jetzt: die potenzielle Entlastung von bis zu 96 Prozent beim Schwerlastverkehr sei bei Tunnel und Umfahrung „außerordentlich hoch“, sagt Clemens Homoth-Kuhs, Sprecher des RP. Üblich seien Quoten von 60 bis 70 Prozent. Die Kosten für eine Umfahrung werden auf 32 Millionen Euro geschätzt. Die Behauptung, dass der Kurztunnel etwa gleich viel koste, mag man bei der Planungsbehörde nicht teilen. Wie teuer der kleine Tunnel wird, sei noch nicht geprüft worden, sagt Homoth-Kuhs. Bei Tunneln gebe es immer Unwägbarkeiten.

Beim Blick auf die Details zeigen sich derweil erhebliche Unterschiede zwischen den beiden Varianten. So wird beispielsweise die Umfahrung deutlich mehr neuen Verkehr (etwa 1900 Fahrzeuge) anziehen als der Tunnel (350 Fahrzeuge). Für den 395 oder gut 550 Meter langen Kurztunnel müssten wohl einige Häuser weichen. Zudem ist er aus ökologischer Sicht wohl nicht völlig unproblematisch. Laut den vom RP beauftragten Verkehrsplanern müsste die Enzbrücke und ein Teil der B 10 vor dem Tunnel vierspurig ausgebaut werden – andernfalls droht dort erneut Stau.