Der Stuttgarter Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) ist in den Ruhestand verabschiedet worden. Er war 19 Jahre lang Beigeordneter und insgesamt 42 Jahre im Rathaus tätig, zuerst als Bezirksbeirat, dann als Stadtrat und SPD-Fraktionschef.

Stuttgart - „Die Fernbedienung toppt alle Geschenke.“ Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) hat die Dankesreden nach 42 Jahren im Rathaus – erst als Bezirksbeirat, dann als Stadtrat und SPD-Fraktionschef und die letzten 19 Jahre als Beigeordneter für Städtebau und Umwelt – mit der ihm eigenen Gelassenheit zur Kenntnis genommen. Der Jurist bekannte, dies sei schon immer sein Traumberuf gewesen, empfing einen goldenen Fernsehturm aus den Händen von OB Fritz Kuhn (Grüne), als Erinnerung an die gemeinsam zu verantwortende Sperrung. Und er freute sich über das Versprechen, er könne Wagners Tristan im Orchestergraben erleben. Würde sich das Land wider Erwarten gegen diese Idee sperren, wäre es vorbei mit der Beteiligung an den Sanierungskosten für die Oper.

 

Zum Abschied eine Fernbedienung

Am meisten hatte sich Hahn also über das Präsent des Genossen Martin Körner gefreut, das dieser im Auftrag aller Stadträte übergab, speziell aber jener des Technischen Ausschusses, den der Baubürgermeister 640 Sitzungen und 2000 Stunden lang geleitet hat. „Ich war der Herr des Lichts und der Vorhänge“, beantwortete Hahn die Sinnfrage für die vielen Gäste, die zur Verabschiedung nach der letzten Sitzung des Gemeinderats vor den Sommerferien ins Rathaus gekommen waren und ein Fragezeichen auf der Stirn hatten. Der Sitzungsleiter sorgte stets für Dunkelheit, wenn Folien an die Wand geworfen wurden, schloss die Fenster, wenn es auf dem Marktplatz zu laut wurde, und ließ es Tag werden, wenn es ans Diskutieren ging. Seine Sorge galt deshalb an diesem Abend seinem Nachfolger Peter Pätzold. Wie der Grüne seine erste Sitzung leiten werde – ganz ohne Fernbedienung? Pätzold wurde zuvor von Parteifreund Kuhn als Stadtrat verabschiedet, der ihn etwa wegen seiner Schulzeit in der oberschwäbischen Diaspora hänselte, schlussendlich aber mit der Erinnerungsmedaille in Gold für elfjähriges ehrenamtliches Wirken als Bezirks- und Stadtrat ehrte.

Hahn hat noch Termine

Hahn gibt sein Amt am 31. August ab, da dann übernimmt Pätzold das Referat. Auch wenn am Mittwoch schon Abschiedsstimmung aufkam: noch muss der Italien-Freund den Verlockungen des Ruhestands widerstehen. Am Montag hat er einen Termin wegen des alten Olgahospitals.

Ein Hahn alleine machte übrigens noch keinen Sommer. Körner erinnerte in seinem Grußwort an eine Dynastie. Vor Matthias Hahn wirkte Vater Jürgen von 1964 bis 1979 als Erster Bürgermeister im Rathaus. „Diese Familie hat die Stadt geprägt“, sagte der SPD-Chef. Wie OB Kuhn würdigte er vor allem das Engagement von Matthias Hahn für den sozialen Zusammenhalt. Thomas Hermann betonte für die Architektenkammer, es sei ein Verdienst Matthias Hahns, dass es in Stuttgart keinen sozialen Brennpunkt gebe. Auch er ließ nicht unerwähnt, dass die Architekten anfangs Vorbehalte gegen den Juristen hatten. In dessen Amtszeit sind 16 000 Baugenehmigungen vergeben wurden. Eine stolze Zahl, befand Kuhn. Damit werde dem Eindruck widersprochen, es gehe im Baurechtsamt nicht voran. Tatsächlich sei Hahn „die Inkarnation der Baugenehmigungen“.