Ein neues Veranstaltungskonzept namens Via Musica richtet sich an Wanderer – und Musikfreunde. Für die Veranstalterin ist das eine Chance, den oft stressigen Alltag hinter sich zu lassen.

Hemmingen - August 2015, in einem kleinen Örtchen an den Hängen der Alpen in Tirol. Sarah Baltes verbrachte gerade ihren Sommerurlaub in den Bergen, eine Etappe ihrer Tour hatte sie nach Holzgau geführt. Sie beschloss, der kleinen Kirche des Dörfchens einen Besuch abzustatten. Die Kirche, so schildert es die 35-Jährige, sei leer gewesen – bis auf zwei Frauen aus ihrer Wandergruppe. „Wir haben dann spontan angefangen, zu singen“, erzählt Baltes ein halbes Jahr später beim Kaffee an ihrem Esstisch in Ludwigsburg. Die Frauen seien von dem Gesang so ergriffen gewesen, dass ihnen Tränen in die Augen gestiegen seien. So schildert es Baltes heute, und dieses Erlebnis in Österreich markiert den Startschuss für ein neues Veranstaltungskonzept namens Via Musica – der „musikalische Weg“, das Baltes ins Leben gerufen hat.

 

Mit diesem Konzept will Baltes, die Kulturmanagement und Musikwissenschaften studiert hat, zwei ihrer Hobbies vereinen: Wandern und Musik. „Ich bin selbst sehr gern draußen“, erzählt Baltes, „und es ist toll, was für schöne Orte es ganz in der Nähe gibt.“ Einer dieser Orte ist für Baltes Hemmingen. Dort ist sie mal zufällig durchgefahren, als ihr das Rathaus und der angrenzende Alte Schulplatz aufgefallen sind. „Das fand ich sehr schön.“ Hemmingen ist nun der Ort, wo für Via Musica alles beginnt. Am 19. März startet Baltes von dort aus die erste Tour aus der neuen Veranstaltungsreihe. Konkret heißt das: Ausgehend von dem Ort im Strohgäu geht es über Dörfer, Felder und das Strudelbachtal, nach Eberdingen, Hochdorf und Riet.

Blechbläser spielen in Kirchen

Die 15 Kilometer lange Wanderung ist der eine Bestandteil von Baltes’ Konzept. Der andere ist es, die Zeit in der Natur mit Musik zu verbinden – und damit, so die Hoffnung von Baltes, vielleicht bei anderen Menschen eine ähnliche Ergriffenheit auslöst wie im Sommer bei ihr und den Wanderinnen in der Kirche in Tirol.

Deshalb legen die Wanderer am 19. März einen Zwischenstopp in einer Dorfkirche in Eberdingen ein, wo das Blechbläserquartett Philowbrass der Stuttgarter Philharmoniker auftritt. In einer kleinen Kirche neben dem Schloss in Hochdorf spielt das Ensemble später ebenfalls. Baltes erwartet sich von dessen schwungvollen Liedern zwischen „alten Tänzen und den Beatles“ eine fröhliche Grundstimmung. Sarah Baltes sieht ihr Angebot auch als Chance, aus dem Alltag herauszukommen – quasi ein „Kurzurlaub für die Seele“, wie sie es formuliert. Um mitzumachen, das stellt Baltes klar, sei es nicht nötig, sehr fit zu sein. Die Wanderungen seien gemütlich und mit vielen Pausen zwischendurch.

Zwei bis drei solcher Veranstaltungen will Baltes künftig jeden Monat anbieten. Einige Orte kennt sie schon seit ihrer Kindheit, andere wollte sie gern kennen lernen. Bei der Planung orientiert sie sich an den Jahreszeiten. Die nächsten Touren führen deshalb zur Tulpenblüte in Gönningen und zum Blütenfest in Remseck.