Seit Freitag können die Böblinger ihr Wasser wieder bedenkenlos nutzen, ohne es abzukochen. Die Suche nach der Ursache geht weiter.

Volontäre: Julika Wolf (jwo)

Der Spuk hat ein Ende. Mehr als eine Woche lang mussten Bürger in einigen Teilen Böblingens ihr Wasser abkochen. Egal ob beim Trinken, beim Zähneputzen oder beim Gemüse waschen – das Wasser musste erst durch den Wasserkocher gejagt werden. Die Verunsicherung war groß, viele Bürger waren besorgt ob der Auswirkungen.

 

Entwarnung am Freitagmittag

Am Freitagmittag dann kam die Entwarnung. „Aufgrund der durchgeführten Spülungen, Desinfektionen einzelner Netzabschnitte und der Chlorung im betroffenen Versorgungsgebiet weisen die nun vorliegenden Ergebnisse vom 6. September 2023 keine Verunreinigungen durch E.coli-Bakterien und coliforme Bakterien mehr im Trinkwasser auf“, teilten die Stadtwerke Böblingen mit.

Für das Ende des Abkochgebots mussten zwei aufeinanderfolgende Proben negativ auf die E.coli-Bakterien getestet werden. Das war nun mit den Proben vom Dienstag und vom Mittwoch der Fall. In den Untersuchungen vom Dienstag war an zwei Entnahmestellen rund um das Flugfeld herum der Keim Pseudomonas aeruginosa in geringer Konzentration festgestellt worden. Der sei in den Proben vom Mittwoch bereits nicht mehr nachweisbar gewesen. „Selbst wenn es ihn noch gäbe, wäre das kein Problem“, sagt Birte Engel, Pressesprecherin der Stadtwerke. Denn er hatte nur in so geringer Konzentration vorgelegen, dass dafür kein Abkochgebot notwendig gewesen wäre.

Das Wasser wird weiter gechlort

Trotz der Entwarnung werde das Trinkwassernetz über die nächsten Wochen weiterhin gechlort. „Das müssen wir ausschleichen“, sagt Engel. Wie bei einem Antibiotikum müsse der Stoff noch eine Weile nachwirken. Auch habe das Gesundheitsamt weiterhin die Auflage erteilt, täglich Proben zu entnehmen – am Wochenende genauso wie unter der Woche. Die Behörde gebe dann irgendwann vor, dass das Testintervall angepasst werden dürfe.

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Verunreinigungen durch dieselben Bakterien – oder gar durch ganz andere andere – zurückkehren, vermag Engel nicht sagen. „Wir gehen davon aus, dass es jetzt vorbei ist.“ So weit, so gut. Komplette Entwarnung kann sie nicht geben. „So etwas kann passieren.“

Im vergangenen Jahr war ein ähnlicher Fall in Sindelfingen eingetreten, jetzt der in Böblingen. Dort hatte man in den letzten 30 Jahren nichts Vergleichbares erlebt. „Jetzt hoffen wir mal, dass es in den nächsten 30 Jahren nicht wieder vorkommt“, sagt sie.

Die Ursachensuche geht weiter

Vorbei ist die Arbeit noch lange nicht. Denn auf die Frage, wie die Bakterien ins Trinkwassernetz kommen konnten, gebe es nach wie vor keine Antworten. „Wir arbeiten weiterhin mit dem Karlsruher Technologiezentrum Wasser an der Ursachenforschung“, sagt sie. Es sei aber nicht sicher, dass die Ursache je aufgeklärt wird. „Wenn wir es je herausfinden, werden wir Erkenntnisse daraus ziehen und daran arbeiten, dass das nie wieder passiert.“ Der Wunsch nach Gewissheit ist also groß.

Auch wenn die Arbeit noch nicht vorbei ist: Birte Engel ist froh, dass sie und ihre Kollegen erst einmal aufatmen können. Mehr als 400 Anrufe und 150 Mails seien jeden Tag bei ihrem Team eingegangen. Hunderte Kommentare haben die Stadtwerke auf ihren Social Media-Kanälen beantwortet und moderiert. Sie berichtet von Beleidigungen, Beschimpfungen und Bedrohungen. „Es war eine extrem herausfordernde Zeit.“ Das war es sicherlich für alle Bürger.