Eine Spaziergängerin meldet unzählige giftige Ambrosia-Pflanzen auf Feldern in Stuttgart-Möhringen. Doch der Landwirt, der die Äcker bewirtschaftet, gibt sofort Entwarnung.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Die Frau klingt besorgt. Bei einem Spaziergang über die Möhringer Felder habe sie Ambrosia-Pflanzen entdeckt. Es seien nicht nur ein paar wenige, sondern Hunderte oder gar Tausende. Sie würden an einem viel genutzten Weg wachsen. Das sei gefährlich, denn Ambrosia könne schwere Allergien auslösen. Zum Beweis für ihre Entdeckung hat die Rentnerin ein paar Fotos mit dem Handy gemacht und an unsere Redaktion geschickt.

 

Axel Brodbeck, der landwirtschaftliche Obmann in Möhringen, reagiert teils belustigt und teils verärgert auf die Meldung. Die Felder, auf denen die Pflanzen wachsen, gehören ihm. Aber Ambrosia sei das nicht. Ganz im Gegenteil, es handele sich um Phacelia, die er bewusst dort angebaut und dafür zuvor extra Saatgut gekauft habe. Phacelia ist eine sogenannte Zwischenfrucht und verbessert mit ihren Wurzeln die Bodenstruktur. Die Pflanzen sterben bei Frost ab, verrotten und erhöhen dann den Humusgehalt und damit die Ertragsfähigkeit des Ackers.

Phacelia ist bei Insekten sehr beliebt

Auch in Gärten ist die Phacelia eine beliebte Pflanze. Denn Insekten fliegen auf die blau-lila Blüten, die den ganzen Sommer über bis in den Herbst hinein strahlen. Nicht umsonst wird sie auch Bienenfreund genannt. Wäre die Spaziergängerin in der warmen Jahreszeit an Brodbecks Feld vorbeigekommen, hätte sie die Pflanzen dort wahrscheinlich nicht mit der gelbblühenden Ambrosia verwechselt.

Wegen dieser Blüten ist sie eine potenzielle Gefahr. Denn ihre Pollen können schwere Allergien, Bindehautentzündung, Heuschnupfen, Asthma und Hautreaktionen auslösen. Sie gehört zu den Neophyten. So nennt man Pflanzen, die aus anderen Ländern eingeschleppt wurden und die sich dann invasiv in der heimischen Natur ausbreiten.

Ambrosia stammt ursprünglich aus Nordamerika und kam mutmaßlich Mitte des 19. Jahrhunderts durch verunreinigtes Vogelfutter nach Deutschland. Allein von 2006 bis 2016 hat sich der Bestand des Korbblütengewächses in Deutschland schätzungsweise verzehnfacht. Daher gehen viele Experten davon aus, dass auch die Klimaveränderung die Ausbreitung begünstigt.

Welche Pflanzen den Landwirten Sorgen machen

In Stuttgart ist Ambrosia bisher aber so gut wie nicht zu finden. Das liegt unter anderem daran, dass die Stadtverwaltung entsprechenden Meldungen konsequent nachgeht und die Pflanzen umgehend entfernt. „Ich habe Ambrosia bei uns überhaupt noch nicht bewusst gesehen“, sagt auch Klaus Brodbeck, der ebenso wie sein Namensvetter Axel Brodbeck Felder in Möhringen bewirtschaftet. Als problematischer empfindet er das Jakobskreuzkraut. Die Pflanze ist zwar in Deutschland heimisch, breitet sich aber immer weiter aus. Sie ist giftig und darf deshalb nicht verfüttert werden. Ähnlich sei es bei der Herbstzeitlose, sagt Klaus Brodbeck. Auch diese Pflanze ist zwar heimisch, aber für Pferde und Rinder ungenießbar.