Der VfB in Not: auch die zweite Mannschaft des VfB rangiert auf einem Abstiegsplatz – in der dritten Liga. Verstärkungen gibt es nicht und auch Hilfe von den Profis ist kaum zu erwarten.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Die Rechnung geht nicht auf. 17 Punkte aus 19 Spielen – das ist zu wenig. Das weiß auch Rainer Adrion, Stuttgarts Nachwuchschef, dazu ist er zu lange im Geschäft. Gerade in der dritten Liga. „Uns fehlen drei bis sechs Punkte“, sagt der 61-Jährige zur Halbzeit der Saison. Die geht zwar nahtlos weiter, weshalb die bescheidene Zwischenbilanz derzeit etwas unter geht. Aber die Aufgaben in diesem Jahr werden nicht leichter. Am Freitag kommt der Spitzenreiter Dresden, dann geht’s zum Tabellenvierten nach Münster.

 

Von der Papierform her am leichtesten war da die Aufgabe am vergangenen Samstag gegen den auswärts noch sieglosen SV Wehen Wiesbaden. Doch da gab die Mannschaft das Spiel beim 1:2 aus der Hand, trotz einer 1:0-Führung. „Die zweite Halbzeit war nicht gut“, weiß Adrion. Da traten die Schwächen in der Abwehr ebenso zu Tage wie die mangelnde Durchschlagskraft im Angriff. Das ist auch eine Qualitätsfrage. „Die Mannschaft muss sich entwickeln“, sagt Adrion. Allerdings darf dieser Prozess nicht zu langen dauern. Denn die Konkurrenz (siehe Wehen) schläft nicht.

Spielpraxis für die Talente

Und auf Verstärkungen im Winter dürfen die Verantwortlichen ebenso wenig hoffen wie auf Hilfe von oben, schließlich haben die Profis genug eigene Probleme. „Das macht die Situation nicht einfacher“, weiß Adrion. Vergangene Saison waren phasenweise die Rekonvaleszentenein Ginczek oder Didavi eingesprungen, dazu die ausgemusterten Holzhauser oder Sararer, nicht zu vergessen Routiniers wie Rausch (jetzt Stammspieler beim Bundesligisten Darmstadt 98) oder Haggui (Düsseldorf), der die Abwehr stabilisierte.

Wichtig wäre deshalb schon mal, wenn die Nachwuchstalente wie Arianit Ferati, Mart Ristl oder Marvin Wanitzek regelmäßig bei der Zweiten wären, um dort einen Lern- und Reifeprozess durchzumachen. „Meine Rede“, sagte vergangenes Wochenende Walter Thomae, der Interimscoach der Amateure. „Ich denke, das würde auch den Spielern gut tun.“ Es ist immer ein schmaler Grat, das weiß auch Adrion. „Es ist ja unsere Aufgabe, Spieler nach oben heranzuführen – also kann man das auch als Erfolg verkaufen.“ Um aber der Rolle als Ausbildungsbetrieb gerecht zu werden, ist ein Platz in der dritten Liga Pflicht, darüber herrscht – im Gegensatz zu einigen Bundesligakonkurrenten – Konsens im Verein.

Kramny und Thomae kennen sich lange

Und Adrion betont: „Die Durchlässigkeit war noch nie so hoch wie jetzt.“ Kein Wunder, schließlich kennen sich der Chefcoach Jürgen Kramny und Thomae, der ist schon seit 2006 im Verein. Dennoch denkt er nicht langfristig. Ganz im Gegenteil. „Nur bis morgen“, sagt er auf die Frage, wie weit er als Interimscoach nach vorne blickt. Aber natürlich würde er die Aufgabe weitermachen – was im Umkehrschluss allerdings bedeutet, dass Kramny Chef bei den Profis bliebe. Da wird das letzte Wort erst in der Winterpause fallen. So lange gilt, was Thomae betont: „Der Austausch ist unheimlich eng.“

So wird es auch vor dem Dresden-Spiel am Freitag sein, das den Auftakt zur Rückrunde bildet. Ein schwere Aufgabe, aber eine durchaus machbare, glaubt zumindest Thomae: „Die Jungs wachsen auch mit den Aufgaben.“ Hoffentlich, denn Adrion weiß: „Zum Klassenerhalt braucht man 40 Punkte.“ Da wäre es gut, wenn der VfB bis zur Winterpause zumindest die Hälfte auf dem Konto hätte.