Mauro Camoranesi spielt beim VfB Stuttgart keine Rolle mehr und will den Verein so schnell wie möglich verlassen.

Stuttgart - Das Regelwerk im Training des VfB ist manchmal gnadenlos. Wer zum Beispiel beim Sprinten als Letzter ankommt, muss zwanzig Liegestützen machen. Zweimal trifft es Georg Niedermeier, brav absolviert der Innenverteidiger das vorgesehene Pensum. Dann erreicht Mauro Camoranesi als Schlusslicht das Ziel. Auch er geht in die Horizontale - bricht allerdings schon nach zehn Liegestützen wieder ab.

Man muss das verstehen. Einerseits ist Mauro Camonaresi schon 34, in einem Alter also, in dem der Körper meist nicht mehr so leistungsfähig ist wie bei einem 22-Jährigen. Und andererseits fällt es schwer, das Letzte aus sich rauszuholen, wenn man ohnehin keine Hoffnung hat, wenn man mit seinem Verein schon abgeschlossen hat und möglichst schnell gehen will. "Für den VfB und für mich wäre es die beste Lösung, wenn wir uns wieder trennen würden", sagt Camoranesi.

Erst Ende August, am letzten Tag der Sommertransferfrist, ist der gebürtige Argentinier verpflichtet worden. Als großer Hoffnungsträger kam er nach Stuttgart, er hat schließlich jahrelang für Juventus Turin gespielt und 55-mal für die italienische Nationalmannschaft, er ist in der Serie A dreimal Meister geworden und 2006 Weltmeister mit der Squadra azzura. Ein Mann mit solch geballter Erfahrung, so hieß es, könne der jungen VfB-Mannschaft entscheidend weiterhelfen.

Mauro Camoranesi als Symbol einer verfehlten Vereinspolitik


Eine Gelegenheit, sein Können zu zeigen, hat Camoranesi dann jedoch kaum bekommen. Nur dreimal stand er in der Vorrunde der Bundesliga in der Startelf, in vier weiteren Spielen wurde er eingewechselt. Die Zweifel, die es im Umfeld des Vereins schon vor dem Wechsel gab, sind bei diesen Auftritten bestätigt worden. Camoranesi ist nicht mehr der schnelle Außenspieler, der er einmal war; er wusste nie so recht, was er tun sollte, ihm fehlte jegliche Bindung zum Spiel.

Man kann ihm nicht vorwerfen, dass er beim VfB viel Geld verdient - niemand hat den Club gezwungen, dem alternden Weltstar einen Vertrag zu geben. Man kann ihm auch nicht vorwerfen, dass er sich nicht integrieren würde - "voller Hoffnung und Euphorie" sei er mitsamt der Familie nach Stuttgart gekommen. Und niemand kann es Camoranesi zur Last legen, dass der VfB zeitgleich das junge Eigengewächs Sebastian Rudy nach Hoffenheim verkaufte und im Gegenzug einen 34-Jährigen holte.