Der Niederländer  will beim VfB in den kommenden Spielen den gesperrten Kapitän Matthieu Delpierre in der Innenverteidigung ersetzen.

Stuttgart - Es gibt derzeit beim VfB nicht viel zu lachen, schließlich ist der Abstiegskampf eine ernste Angelegenheit. Ein wenig schmunzeln muss der VfB-Cheftrainer Bruno Labbadia nach dem Training aber doch, als er gefragt wird, wer den gesperrten Matthieu Delpierre am Samstag gegen Schalke als Kapitän ersetzen soll. Neben dem Franzosen haben in dieser Saison schon sechs weitere Spieler (Cacau, Gentner, Tasci, Gebhart, Niedermeier und Harnik) die Binde getragen. "Den einen beflügelt es, für den anderen ist es eine Last", sagt Labbadia und mag sich darüber keine allzu großen Gedanken machen.

 

Wichtiger als die Frage, wer in den nächsten drei Spielen den Kapitän Delpierre ersetzt, ist ohnehin die Frage, wer den Innenverteidiger Delpierre ersetzt. Zumindest eine Vorentscheidung scheint dabei gefallen zu sein - jedenfalls ist es gestern im Trainingsspiel Khalid Boulahrouz gewesen, der an der Seite von Serdar Tasci das orange Trikot der vermeintlichen Stammkräfte trug. Die Sperre Delpierres könnte dem Niederländer also einen ganz unverhofften Aufschwung bescheren.

Als eher unauffälliger rechter Verteidiger hatte Boulahrouz zuletzt agiert, bis sich Delpierre im Spiel bei Eintracht Frankfurt (2:0) zu dem fatalen Rempler gegen Maik Franz hinreißen ließ. Nachdem zunächst Boulahrouz selbst die fällige Rote Karte gesehen hatte, rückte er nach der Korrektur dieses Irrtums in die Innenverteidigung. Draußen lief sich zwar schon Georg Niedermeier warm - "doch Boula hat mir schnell signalisiert, dass es keinen Grund zum Wechseln gibt", wie Labbadia berichtet. Also blieb der Vizeweltmeister von 2010 im Abwehrzentrum des VfB und spielte dort so stark wie lange nicht. "Er war sehr präsent und hat viel Verantwortung übernommen", sagt der Trainer: "Das war für ihn ein wichtiger Schritt."

Boulahrouz kämpft gegen das Missverständnis an

Bisher galt bei Khalid Boulahrouz in seiner Zeit beim VfB zumeist das Motto: viel Geld für wenig Gegenleistung. In gut zweieinhalb Jahren hat er nur 34 Bundesligspiele bestritten, überzeugte dabei selten, war dafür aber oft verletzt. Zuletzt riss im Wintertrainingslager in der Türkei bei einem Sprint wieder einmal eine Muskelfaser im Oberschenkel, was Labbadia aus nächster Nähe erlebt hat: "Ich stand direkt daneben und habe selten bei einem Spieler eine solche Enttäuschung gesehen." Das wertete der Trainer als gutes Zeichen, "denn ich habe gemerkt, mit welchem Ehrgeiz er in die Mannschaft will".

Mit Verzögerung hat es Boulahrouz nun geschafft, in den vergangenen vier Pflichtspielen stand er in der Startformation. Das soll auch in Zukunft so bleiben. "Ich fühle mich gut, habe hart gearbeitet und tue alles dafür, jetzt dranzubleiben", sagt der 29-Jährige und hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sein bislang so verkorkstes Engagement beim VfB nicht länger ein großes Missverständnis bleibt. Das wünscht sich, schon im Eigeninteresse, auch Labbadia: "Mit seiner Erfahrung kann er im Abstiegskampf sehr wichtig sein."