Der VfB-Stuttgart-Trainer Alexander Zorniger erklärt, was er von seiner Mannschaft erwartet und welche Erkenntnisse ihm das Trainingslager im Zillertal geliefert hat. Das Miteinander spielt für ihn eine zentrale Rolle.

Mayrhofen - Der Anfang ist gemacht. An diesem Montag beendet der VfB sein Trainingslager im Zillertal. Die Spieler haben einen ersten Eindruck von ihrem Trainer bekommen, Alexander Zorniger hat damit begonnen, am Teamgeist und der völlig neuen Spielkonzeption zu feilen, den Schwerpunkten seiner Arbeit. Vor der Rückreise nach Stuttgart spricht der 47-Jährige über . . . 

 

. . . die Tage in Mayrhofen „Wir haben hier Grundlagen geschaffen, die wir für unsere Art des Fußballs benötigen. Ich bin ein Trainer, der auf Tempo steht. Wir wollen in der Saison einen Großteil der Spielzeit in hoher Geschwindigkeit absolvieren. Das bereitet dem Gegner Probleme und bringt das eigene Team in eine ganz andere Ausgangsposition. Man muss daher anders trainieren. Meine Prämisse lautet: erwarte nichts von den Spielern, was du nicht auch im Training erarbeitet hast. Mein Training ist sehr laut und sehr intensiv – denn nur dort habe ich die Möglichkeit, gewisse Dinge so hinzubekommen, wie ich es später auch im Spiel sehen will. Bisher lief alles ordentlich.“

. . .  den Teamgedanken „Es gibt bei mir nichts, was über dem Team steht. Da spreche ich nicht nur von den Spielern, sondern auch von allen Betreuern drumherum. Alle meine Mannschaften haben sich immer auch über den Teamgedanken definiert. Ich glaube, an dieser Geschlossenheit hat es beim VfB in der vergangenen Saison in manchen Phasen gehapert. Es gibt im Fußball nur ganz, ganz wenige Beispiele, die dem widersprechen, dass man im Team mehr Erfolg hat. Das bedeutet, das Miteinander auch im Training einzufordern. Der Kreis, den wir im Training immer bilden, mag eine Macke von mir sein. Aber er soll dem Spieler zeigen, dass der Zusammenhalt ganz wichtig ist.“

. . . die neue Spielkonzeption „Ich bin seit 13 Jahren Trainer und habe klare Vorstellungen davon, wie ein Spiel abzulaufen hat. Das meiste von dem, was ich von den Spielern fordere, ist in der Mannschaft schon drin. Darauf bauen wir auf und wollen jetzt einen klaren Plan dahinter setzen und eine Kontinuität in dem, was sie tun. Pressing, Gegenpressing, Umschaltverhalten, den Gegner jagen – das sind Aspekte, die ständig sichtbar sein müssen. Wir wollen künftig mehr durch die Mitte spielen, mit zwei Stürmern. Der kürzeste Weg zum Tor ist nun einmal über das Zentrum. Einige Spieler haben mir auch schon gesagt: diese Spielweise ist genau das Richtige für uns.“

. . . die Ursprünge seiner Spielidee „Unsere Spielphilosophie ist begründet worden von Helmut Groß und Ralf Rangnick. Was mich zudem mit beeinflusst hat, ist Jürgen Klopps Spielweise in seinem ersten Jahr in Dortmund. Das war das Spiel, das auch ich damals im Amateurbereich praktiziert habe – und ich habe dann gesehen, dass das auch auf höchstem Niveau funktioniert. Mich beeindruckt auch Jürgen Klopps Art. Nicht jeder mag ihn, er ist total authentisch, hat unglaublich gute Ideen und kann Massen mobilisieren.“

. . . die Zusammensetzung des Kaders „Ich arbeite mit den Spielern, die auf dem Platz stehen. Da interessiert es mich erstmal nicht, ob vielleicht noch einer geht. Das vertraue ich Robin Dutt an. Wir sprechen uns ab, ich bin auf dem Laufenden. Wir werden sehen, was passiert, auch im Falle von Antonio Rüdiger. Klar ist: wir haben im Abwehrzentrum jetzt schon eine offene Position, da ich Daniel Schwaab eher als rechten Verteidiger sehe. In Mittelfeld und Sturm sehe ich uns ausreichend gut aufgestellt.“

. . . den Umgang mit den Spielern „Insgesamt habe ich ein unglaublich williges Team angetroffen. Da passt zwar manches noch nicht im Spielverhalten – aber viel mehr, als ich es erwartet hatte. Die Spieler sind sehr gut zu coachen. Das ist keiner dabei, der sagt: das haben wir noch nie gemacht, das will ich nicht. Darauf ist unser Miteinander aufgebaut: Ich brauche Spieler, die mir bedingungslos vertrauen. Spieler, die sich ausschließlich selbst vertrauen, bringen uns als Team nicht weiter. Sie müssen offen für Veränderungen sein, sie müssen mir folgen. Im Gegenzug bin ich immer für sie da und versuche so zu trainieren, dass sie sehen, der Trainer weiß, was er tut. Jeder darf mich auch duzen. Ich baue mir keine Autorität auf, indem ich mich siezen lasse. Trotzdem machen es die meisten.“

. . . die Chance für die jungen Spieler „Die Tür ist immer offen – wenn auch die Leistung durchgängig stimmt. Ein junger Spieler darf nicht denken, dass er es geschafft hat, wenn er mal kurzfristig gut spielt. Leistung in diesem Bereich ist relativ vergänglich, die Erwartungshaltung der Talente aber bleibt unverändert groß. Ihre Devise muss lauten: Leistung bringen, sich nicht nur auf den Berater verlassen, weiter an sich arbeiten. Der Rest kommt dann.“

. . .  seinen schwäbischen Dialekt „Ich rede nun einmal schwäbisch und habe auch in Leipzig nicht versucht, plötzlich hochdeutsch zu sprechen. Wie das von außen gesehen und interpretiert wird, interessiert mich nicht. Ich bin Fußballlehrer und kein Deutschlehrer. Ich stehe zu meiner Herkunft und bin stolz, ein Schwabe zu sein. Denn er verkörpert einige Attribute, die auch für mich stehen: Er ist sehr stur, sehr zielorientiert, er erwartet am Anfang ein bisschen mehr, als er zunächst selbst bereit ist zu geben. Das ändert sich, wenn man sich besser kennengelernt hat.“