Pop, Gospel, Country – der Sillenbucher Chor Viva Voce hat alles im Repertoire. Am Wochenende gibt er ein Konzert. Der Chorleiter John Outland im Interview.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Sillenbuch - Als Opernsänger kam John Outland 1983 nach Deutschland. Der Solist aus Tennessee war vor allem auf sich fokussiert. Als Dirigent hat er hingegen verschiedene Stimmen im Blick. Vor elf Jahren hat der heute 64-Jährige den Sillenbucher Chor Viva Voce gegründet; zu ihm gehören circa 30 Leute. Im Interview spricht Outland über seine Leidenschaft.

 
Herr Outland, warum singen Sie?
Ich habe schon in meiner Jugend festgestellt, dass ich es kann, es mir Spaß macht, und ich habe mich immer darauf gefreut, so mein Geld zu verdienen.
Das heißt, Sie haben Ihr Geld immer mit dem Singen verdient?
Ja. Ich habe immer meine Passion mit meinem Beruf verbunden.
Wie viele Chöre leiten Sie zurzeit?
Außer Projektchören habe ich drei regelmäßige Chöre: einen in Esslingen, er heißt Singebration, einen in Böblingen, Voices-E-Motion, und natürlich Viva Voce in Sillenbuch.
Womit sticht der Sillenbucher Chor hervor?
Da muss ich ein bisschen aufpassen (lacht). Vielleicht das: Die Leute sind sehr engagiert in ihrem Hobby, es kommen viele Ideen, und es gibt viel, was automatisch läuft. Manchmal kommt es in Chören zur Cliquenbildung, bei VivaVoce haben wir derartige Probleme nie gehabt. Unsere Mitglieder sind sehr offen, wenn neue Leute zu uns kommen. Niemand wurde je dazu aufgefordert, aber wenn zum Beispiel jemand Geburtstag hat, gibt es in der nächsten Singstunde stets eine kleine Feier. Das spiegelt die gute Stimmung in der Gruppe wider.
In der Martin-Luther-Kirche singt Viva Voce „Gospel Unlimited“, was ist das?
Gospel ist das Hauptmotiv, aber weil es „Unlimited“ heißt, gibt es auch Liedgut von anderen Bereichen, sei es Pop oder Country oder sonst was, Lieder, die auch eine christliche Botschaft haben und vom Geist des Gospel inspiriert sind.
Pop, Country, Jazz, Klassik, Rock, Swing - Viva Voce hat ein breites Repertoire. Gibt es irgendetwas, was Sie nicht machen?
Es gibt wenig, was wir nicht machen. Es ist mein Ziel, das Beste aus jedem Genre herauszuholen.
Singen Sie nur Englisch?
Vorwiegend singen wir Englisch, aber manchmal auch auf Deutsch, und wir bauen andere Sprachen in das Repertoire ein. Ein Lied ist zum Beispiel auf Italienisch, und wir singen das Vaterunser auf Swahili.
Wie wird der Chor begleitet?
Manchmal haben wir eine Live-Band dabei, aber dieses Mal ist unser Techniker zuständig. Eine Live-Band können wir uns aus logistischen und ökonomischen Gründen nicht immer leisten. In meinen Ansagen erläutere ich die Botschaften der einzelnen Lieder. Dazu singen alle Chormitglieder die Lieder komplett auswendig und fügen manchmal choreografische Elemente hinzu, um die Botschaft jedes Liedes zu unterstreichen.
Herr Outland, Sie waren früher Solist, jetzt sind Sie Dirigent. Was ist der größte Unterschied für Sie?
Das Schöne beim Dirigieren ist: Man hat die Verantwortung für mehrere Dinge gleichzeitig, es geht darum, die vielen unterschiedlichen Stimmen zusammenzubasteln. Als Solist ist man vorwiegend mit sich selbst beschäftigt, das ist auch was Schönes, aber es ist nicht so facettenreich.
Und so sind Sie dann also zum Chorleiter geworden.
Genau, ich habe eine Weile die Chöre in regulären Gesangsvereinen geleitet und jedes Mal mit einem jungen Chor begonnen, weil die Vereine alle unter Nachwuchsschwund gelitten haben oder immer noch leiden. Die jungen Chöre waren der Versuch, das Weiterbestehen des Chores zu ermöglichen. In keinem Fall ist das gelungen. Vor 15 Jahren habe ich dann begonnen, eigene Chöre zu gründen, die alle noch sehr lebendig sind.