Berufsverkehr in der Dämmerung: Nach der Zeitumstellung sind Autofahrer zu besonderer Vorsicht aufgerufen.

Altkreis Leonberg - Um 7 Uhr auf dem Weg zur Arbeit: „Dabei ist doch jetzt eigentlich erst 6 Uhr“, geht es seit der Zeitumstellung am Wochenende wohl den meisten durch den Kopf. Ein Grund für die Kreisjägervereinigung Böblingen, noch einmal deutlich darauf hinzuweisen: „Wildtiere kennen keine Sommerzeit.“ Mit der Zeitumstellung nehme die Gefahr von Wildunfällen rapide zu. „Jetzt ist im Straßenverkehr besondere Vorsicht geboten.“ Denn der morgendliche Berufsverkehr und die Dämmerung fallen jetzt für mehrere Wochen zusammen.

 

Rehe, aber auch Wildschweine folgen weiterhin ihrem natürlichen Rhythmus und sind vor allem in den Morgen- und Abendstunden auf den Läufen.“ Nach dem Winter, der auch den Altkreis in diesem Jahr immer noch fest im Griff hat, seien die Notreserven von Pflanzenfressern aufgebraucht, „frisches Grün und Streusalzreste locken besonders Rehe an Straßenränder“. Und Rehe verursachen knapp 90 Prozent der Kollisionen mit Fahrzeugen. „Hinzu kommen Revierkämpfe, die jungen Rehböcke werden vertrieben.“

Nachwuchs ist aktuell zwar noch keiner anzutreffen, der kommt erst ab Mai. „Dafür sehr oft hochträchtige Geißen auf der Suche nach guter Äsung“, sagt Claus Kissel, Kreisjägermeister der Kreisjägervereinigung Böblingen. Die Jäger appellieren deshalb an alle Verkehrsteilnehmer, in der Dämmerung besonders auf Landstraßen mit reduzierter Geschwindigkeit zu fahren.

Reflektoren für mehr Sicherheit

„Wildwechsel kann es überall geben, wo Straßen durch den Wald führen oder am freien Feld vorbei“, erklärt Bodo Sigloch, Kreisjägermeister der Kreisjägervereinigung Leonberg. Nicht nur auf Straßen mit Kuppeln und schlecht einsehbaren Strecken ist eine umsichtige Fahrweise extrem wichtig. Besondere Gefahr geht nach Siglochs Erfahrung außerdem von langen geraden Strecken aus – nicht weil dort mehr Tiere querten, sondern weil Fahrer sich dort weniger an die Geschwindigkeitsbegrenzung hielten.

Auf dem Weg zu mehr Sicherheit für Mensch und Tier haben die Jäger inzwischen an vielen Stellen fünffarbige Wild-Warn-Reflektoren an den Leitpfosten angebracht, berichtet Sigloch. Die Aktion wurde vom Kreis Böblingen bezuschusst. Autofahrer kennen die meist rein blauen Reflektoren, die, wenn sie angestrahlt werden, die Aufmerksamkeit der herannahenden Tiere wecken sollen, damit diese stehen bleiben und ihre Umgebung im Auge behalten. Der Wechsel zu einer jetzt fünffarbigen Variante hat einen Grund: „Das ist, damit sich die Tiere nicht daran gewöhnen können“, erklärt Bodo Sigloch. Der „Schreckmoment“ wegen der ungewohnten Lichtreflexion muss erhalten bleiben, damit das Tier auch wirklich innehält und nicht einfach weiterläuft.

Verhaltenstipps bei Wildunfällen

Die Jägervereinigung rät: Wenn Wild am Straßenrand auftaucht: abblenden, hupen und kontrolliert bremsen. Achtung: Rehe und Wildschweine sind meist nicht allein unterwegs. Ist eine Kollision mit einem Wildtier unvermeidbar, Lenkrad gut festhalten und weiterfahren. Unkontrollierte Ausweichmanöver können schlimme Folgen haben.

Ist es doch zu einem Unfall gekommen, direkt die Warnblinkanlage einschalten und die Unfallstelle absichern. Das Tier, sofern möglich, mit Handschuhen bergen und an den Randstreifen schaffen, damit keine Folgeunfälle passieren. Ein verletztes Tier sollte nicht berührt oder gar mitgenommen werden. Es besteht Verletzungsgefahr für den Menschen, und das Wildtier leidet Todesangst. Ein totes Tier mitzunehmen, bedeutet übrigens Wilderei und wird bestraft. Der Unfall muss unverzüglich der Polizei gemeldet werden – auch wenn das Tier geflüchtet ist. Außerdem wichtig: Eine Bescheinigung über den Wildunfall ausstellen lassen. Das ist bedeutsam für den Schadensersatzanspruch.