Weniger Inhalt, gleicher Preis? Bei vielen Produkten wird getrickst. Derzeit können Verbraucher wieder online abstimmen, welches Produkt für sie die „Mogelpackung des Jahres“ ist.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Die Preise für Lebensmittel und Drogerieartikel sind 2023 stetig gestiegen. Doch nicht immer ist das ganze Ausmaß auf den ersten Blick erkennbar. Der Grund: Hersteller und Händler bedienen sich zahlreicher Tricks, um höhere Preise zu verschleiern.

 

Bei Verbraucherschützern gingen zahlreiche Beschwerden ein. „Viele Verbraucherinnen und Verbraucher fühlen sich von der Politik im Stich gelassen“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Obwohl das Problem schon lange bekannt sei, habe es stets nur Lippenbekenntnisse und keine Verbesserungen gegeben.

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat 2023 so viele Mogelpackungen wie nie zuvor veröffentlicht. Bis Ende des Jahres wurden 104 Produkte in ihre Liste der Mogelpackungen aufgenommen. 2022 waren es 76, im Jahr 2021 nur 47. Doch bei welchem Produkt wurde am dreistesten geschummelt? Verbraucher können noch bis 22. Januar 2024 auf der Internetseite der Verbraucherschützer abstimmen, welches Produkt für sie die Mogelpackung des Jahres ist.

Bereits zum zehnten Mal richtet die Verbraucherzentrale Hamburg diese Abstimmung aus. Dabei spielen die Zahl der Beschwerden zu einem Produkt, die Höhe und die Art der Preissteigerung eine Rolle. Fünf Kandidaten stehen zur Auswahl. Nominiert sind dieses Jahr die Yoghurt-Gums von Katjes, die Tuc Bake Rolls Meersalz von Mondelez, die Schokoladentafel Chocolat Amandes Vollmilch von Aldi, die Mundspülung Listerine Total Care von Johnson & Johnson sowie das Oreo Stieleis von Froneri. Laut Verbraucherschützern sind damit unterschiedliche Schummeleien verbunden.

Shrinkflation-Trick

Kandidat eins ist das Unternehmen Katjes, das die Füllmenge vieler Fruchtgummi-Packungen von 200 auf 175 Gramm reduzierte. Das verteuerte die Süßigkeiten um mindestens 14 Prozent. Shrinkflation ist der Begriff für so einen Trick – also bei gleicher Packungsgröße und gleichem Preis schrumpft der Inhalt.

Markenwechsel-Trick

Das bedeutet, dass die Einführung eines Produkts unter einer anderen Marke genutzt wird, um den Preis drastisch zu erhöhen. Mondelez produziert seine ehemaligen 7Days Brotchips seit 2023 unter der Marke Tuc als Bake Rolls. Die Rezeptur des Snacks, der bei der Wahl zur Mogelpackung des Jahres als Kandidat 2 zur Wahl steht, wurde praktisch nicht verändert. Dennoch kosten die Chips 127 Prozent mehr.

Größere-Packung-Trick

Die Verpackung wird größer, aber die Füllmenge kleiner – wie bei der Chocolat Amandes von Aldi, Kandidat 3. Der Umkarton der Schokolade ist seit vergangenem Jahr 22,5 statt 18 Zentimeter lang, der Inhalt aber von 184 auf 150 Gramm geschrumpft. Das Produkt wird laut Verbraucherschützern um insgesamt 30 Prozent teurer, obwohl die Packung darüber hinwegtäuscht.

Weniger-drin-und-teurer-Trick

Bei solch einem Preistrick sinkt nicht nur die Füllmenge eines Produkts, sondern zusätzlich wird auch noch der Preis erhöht. Auf diese Weise fällt der Preisanstieg deutlich höher aus, wie etwa bei der Mundspülung Listerine Total Care, die als Kandidat 4 nominiert ist. Der Inhalt schrumpft von 600 auf 500 Milliliter, der Preis steigt vermeintlich moderat von 4,45 Euro auf 4,95 Euro. Die doppelte Preiserhöhung beträgt aber fast 34 Prozent.

Sammelpack-Trick

Laut Verbraucherschützern werden Sammelpackungen auch genutzt, um Produkte scheinbar preisgünstig, jedoch im kleineren Format anzubieten. Der Inhalt des Oreo Eis-Sammelpacks von Froneri, Kandidat 5 bei der Wahl zur Mogelpackung des Jahres, schrumpfte 2023 von vier auf drei Stieleise mit jeweils 90 statt 110 Millilitern Eis. Dadurch wurde die Eispackung um 63 Prozent teurer bei gleichem Verkaufspreis.

Die Abstimmung zur Mogelpackung des Jahres

Formular
Die Online-Abstimmung läuft noch bis 22. Januar um 16 Uhr, das Formular ist auf der Seite der Verbraucherzentrale Hamburg zu finden: https://umfrage.vzhh.de/webform/mogelpackung2023