Auf der spanischen Ferieninsel La Palma wüten Waldbrände. Innerhalb weniger Stunden sind mehr als 4500 Hektar Land verbrannt. Und die Feuer breiten sich mit rasender Geschwindigkeit aus.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Auf der spanischen Ferieninsel La Palma sind am Samstag (15. Juli) innerhalb weniger Stunden mehr als 4500 Hektar Land verbrannt. „Das Feuer breitet sich sehr schnell aus“, sagt der Präsident der Regionalregierung der Kanaren, Fernando Clavijo. Die Flammen würden begünstigt „durch den Wind, das Klima, die Hitzewelle“.

 

Laut Clavijo betrifft der Waldbrand auf La Palma die Gemeinden Tijarafe, Puntagorda und Garafía. Nach Angaben der Inselbehörden bahnt sich die Flammen-Front ihren Weg in Richtung des Nationalparks Caldera de Taburiente. Die Brandbekämpfer versuchen derzeit, das Übergreifen auf den unter Naturschutz stehenden Park zu verhindern.

Der starke Rauch beeinträchtigt inzwischen auch den Flugverkehr. Die Landungen und Abflüge vom Flughafen von La Palma mussten vorübergehend eingeschränkt werden.

Eine deutsche Auswanderin aus Esslingen, die seit mehr als 25 Jahren auf der Kanareninsel in der Gemeinde La Sabina im Osten der Insel lebt, berichtet, dass die Brände ihrem Haus bedrohlich nahe kommen würden. "Zum Glück liegt noch eine Hügelkette zwischen meinem Haus und den Flammen", sagt die 81-Jährige in einem Telefongespräch mit unserer Zeitung am Sonntagmorgen (16. Juli).

Auf unserer Karte sehen Sie, wo die Waldbrände auf La Palma derzeit wüten:

Das Feuer ist außer Kontrolle

Das Feuer war nahe dem Autobahn-Kilometer 76 an der LP-1 ausgebrochen. Der erste Anruf ging am Sonntagfrüh um 1.05 Uhr bei der Notrufzentrale ein. Bereits um 6.12 Uhr wurde der Waldbrand auf La Palma auf Stufe 2 angehoben. Ab diesem Moment übernimmt die Regierung der Kanarische Inseln das Krisenmanagement.

Da sich die Windrichtung immer wieder ändert, haben die Einsatzkräfte das Feuer bisher noch nicht unter Kontrolle bekommen. Mehr als Menschen haben laut Behördenangaben ihre Häuser verlassen müssen. Laut Inselregierung mussten auch Häuser weiter südlich in der Gemeinde Tijarafe geräumt werden. Vor allem der Norden der Insel ist bei Auswanderern aus Deutschland beliebt.

Löschflugzeuge vom spanischen Festland im Einsatz

Das erste Löschflugzeug vom spanischen Festland aus der andalusischen Stadt Málaga kommend war am Samstagabend auf La Palma eingetroffen. Das zweite erreichte die Insel am Sonntagmorgen. Insgesamt sollen zwölf Flugzeuge zum Einsatz kommen.

Trockenheit und heiße Winde begünstigen Ausbreitung der Feuer

Ursprünglich hatten die Behörden von mehr als 2000 Hektar verbranntem Land gesprochen. „Das ist ein Feuer, das sich extrem schnell ausgeweitet hat“, erklärt Tourismusminister Héctor Gómez.

Das Feuer brach nach Angaben der Behörden nahe der Ortschaft Puntagorda aus. „Wegen der großen Trockenheit und heftiger Winde breiten sich die Flammen schnell aus“, berichtet der Bürgermeister des Ortes, Vicente Rodríguez.

Hitzeglocke über Spanien

Ganz Spanien inklusive seiner Inseln leidet in diesem Jahr unter ungewöhnlicher Hitze und Trockenheit. Das Land erlebte den heißesten Frühling seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, auch aktuell stöhnt Spanien unter einer Hitzewelle. Die Wetterbedingungen begünstigen den Ausbruch von Feuern. Seit Beginn 2023 verbrannten in Spanien bereits 66 000 Hektar Land.

Neuer Vulkan spuckte 2021 monatelang Lava

Die westlichste der Kanareninseln war 2021 monatelang in den Schlagzeilen, weil der Vulkan Tajogaite riesige Mengen Lava ausspuckte, die als rot glühende Ströme Richtung Meer flossen. Mindestens 7000 Menschen mussten damals vor der Lava fliehen, Landhäuser, Bananenplantagen und Weinberge wurden unter meterdicker Lava begraben.

Info: La Palma – Insel der Vulkane

Vulkaninsel
Die bei deutschen Touristen beliebte Insel La Palma ist wie die sechs anderen Kanareninseln Gran Canaria, Lanzarote, Teneriffa, Fuerteventura, El Hierro und Gomera vulkanischen Ursprungs. Anders als in Deutschland, wo es keine aktiven Vulkane mehr gibt, spuckt die Erde auf dem 45 Kilometer langen und 27 Kilometer breiten Flecken mitten im Atlantischen Ozean immer wieder Magma aus – zuletzt 1971. Drei Wochen lang trat aus den Schloten des Teneguía Lava aus und floss zum Meer, wo 29 Hektar Neuland entstand.

Vulkanroute
Die rund 20 Kilometer lange Vulkanroute verläuft längs durch den südlichen Teil La Palmas, der auch Cumbre Vieja genannt wird. Über pechschwarzes Vulkangestein und Lavaasche geht es vorbei an über 100 Vulkanen. Spektakulärer Höhepunkte der Tour sind der bei der vorletzten besonders explosiven Eruption im Juli 1949 entstandene Cráter del Hoyo Negro, die Vulkane Deseada I und II sowie der Vulkan Martin bei der im Süden gelegenen Gemeinde Fuencaliente. Sie geben fantastische Einblicke in die geologische Vergangenheit der Insel.

Caldera
Der Norden La Palmas wird von der überwältigenden Caldera de Taburiente beherrscht, einem riesigen Felskessel, der einen Durchmesser von neun und einen Umfang von 28 Kilometern hat. Als vor einigen Hunderttausend Jahren die Westflanke des Taburiente-Vulkans einstürzte, hinterließ sie ein gewaltige Gestein- und Geröllhalde. Durch den Einsturz entstand der zehn Kilometer langen Gebirgszug der Cumbre Nueva. Eindringlicher als auf der Schwäbischen Alb zeugen die zyklopischen Landschaftsformationen von den ungeheuren Kräften im Erdinneren, welche Vulkane schufen und wieder zusammenbrechen ließen.