Geht der Name der Eberhard Karls Universität Tübingen auf einen Antisemiten zurück? Nach entsprechenden Forderungen will die Uni sich einer Debatte stellen. So äußerte sich die Rektorin.

Nach der Forderung des baden-württembergischen Antisemitismusbeauftragten Michael Blume nach einer Umbenennung der Eberhard Karls Universität Tübingen will sich die Hochschule der Debatte stellen. Die Uni wies am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zwar darauf hin, dass im Juli 2022 der Hochschulsenat einen Antrag auf Umbenennung der Universität abgelehnt habe. Aus Sicht von Rektorin Karla Pollmann gelte es, „diese Entscheidung zu respektieren“.

 

Zugleich habe die Universität daraus aber „den Auftrag mitgenommen, sich weiterhin mit ihrer eigenen Geschichte auseinanderzusetzen, und zwar sowohl mit den Licht- als auch den Schattenseiten“, hieß es. Pollmann amtiert seit Oktober 2022.

Benennung nach „Judenhasser“?

Uni-Sprecherin Antje Karbe kündigte an, die 1477 gegründete Universität werde ihr 550-Jahr-Jubiläum 2027 „auch zu einer kritischen historischen Betrachtung nutzen“. Blume hatte betont, es sei notwendig, die Benennung der Universität „nach einem Judenhasser und Judenvertreiber“ zu beenden.

Der Name Eberhard Karls Universität bezieht sich auf zwei Personen: Graf Eberhard im Bart (1445-1496), der Gründer der Uni, gilt als Antisemit. Historiker kamen in einem Gutachten vom Frühjahr 2022 zu dem Ergebnis, dass Eberhard entschieden hatte, Aufenthaltsgenehmigungen für in Tübingen ansässige Juden nicht mehr zu verlängern. Herzog Karl Eugen von Württemberg (1728-1793), der seinen ersten Namen hinzufügte, war demnach verantwortlich für den Verkauf württembergischer Soldaten an auswärtige Mächte, um der eigenen Staatskasse zusätzliche Einnahmen zu sichern.