Sanieren oder neu bauen? Das viel diskutierte Thema findet noch immer kein Ende und wird erneut vertagt.

Als Monika Wenger vor etwa sechs Jahren Rektorin an der Warmbronner Grundschule wurde, ist es bereits ein Thema gewesen: Das in die Jahre gekommene Schulgebäude, das dringend saniert werden muss, damit es den Anforderungen einer Ganztagsschule entspricht. Schon sehr lange wird darüber diskutiert, passiert ist bislang nichts.

 

Schule liegt zu nah am Wald

Denn nach der Behördenbeteiligung am Bebauungsplanverfahren ist allen Beteiligten seit Herbst 2020 klar, dass eine umgebaute Schule weniger als 30 Meter und daher zu nah am Wald liegen würde. Zu gefährlich also für die Kinder. Früher gab es Ausnahmegenehmigungen, wenn eine sogenannte Haftungsfreistellungerklärung übernommen wurde. Diese wurden in den vergangenen Jahren von der Rechtsprechung für nichtig erklärt.

Und diese Situation beschäftigt die Schulleiterin. „Wer gibt mir die Unterschrift im Haftungsfall, wenn tatsächlich mal etwas passiert“, sagt Monika Wenger. So idyllisch die Umgebung mitten im Wald für alle Beteiligten ist, so genau weiß sie, in welcher schwierigen Lage sie ist.

Jede bauliche Veränderung am bestehenden Gebäuden würde zum Verlust des Bestandsschutzes führen, sodass das Gebäude künftig auf jeden Fall den erforderlichen Waldabstand einhalten muss. Fakt ist: Der Warmbronner Ortschaftsrat kämpft einstimmig für den Erhalt der Grundschule mit einer Sanierung und einem Anbau auf Stelzen. Währenddessen brachten die Leonberger Stadträte längst die Variante eines Neubaus ins Spiel, die wiederum eine zeitintensive Waldverjüngung zur Folge hätte und sich über Jahre hinweg ziehen würde.

Die Warmbronner wollen das Gebäude erhalten

Sanierung oder Neubau? Eine Antwort auf diese Frage gab es auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung nicht. Der Leonberger Baubürgermeister Klaus Brenner stellte noch einmal die beiden Varianten und die damit verbundenen möglichen Kosten für eine Interimslösung zur Unterbringung der Kinder in der Bauphase vor. Doch so schnell wollten sich die Räte nicht durchwinken lassen. Vor allem nicht Christiane Hug von Lieven (SPD), die im Ortschaftsrat für die Warmbronner Liste aktiv ist. Und auch nicht ihr Ortschaftsratskollege Fabian Strecker (GABL). Beide appellierten noch einmal eindringlich, das ursprüngliche Gebäude nicht abzureißen.

Johannes Frey und Jutta Metz (beide Freie Wähler) oder auch Susanne Kogel (CDU) plädierten allerdings für einen Neubau. „Energetisch macht eine Sanierung keinen Sinn“, sagte Frey. „Wir kaufen die Katze im Sack“, meinte Kogel. Und Jutta Metz hat als Gemeinderätin schon viele Sanierungen miterlebt. „Die sind meistens ein Fass ohne Boden.“

Auch der OB ist mit seinem Latein am Ende

Nach einer mehr als einstündigen Diskussion war selbst Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) mit seinem Latein am Ende. Einen neuen Impuls erhoffte er sich von Rektorin Monika Wenger, als er ihr die Gelegenheit gab, ihre Meinung den Räten aus schulischer Sicht zu schildern. Doch auch für Wenger gibt es keine eindeutige Richtung. Sie weiß das in die Jahre gekommene Gebäude in der Büsnauer Straße mit seinen großen Klassenzimmern aus pädagogischer Sicht sehr zu schätzen. So aber auch einen möglichen Neubau, der allen energetischen Anforderungen gerecht werden würde. „Die Sache ist zu komplex, um eine einfache Lösung finden zu können“, sagte sie.

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Um sich erst einmal einen vagen Überblick verschaffen zu können, welche Tendenz sich bei den Gemeinderäten abzeichnen könnte, ließ Cohn die Gemeinderäte probeweise abstimmen. Und hier gab es eine äußerst knappe Mehrheit von nur einer Stimme für den Neubau. „So bekomme ich keinen Frieden in Warmbronn“, vertagte Cohn das Thema erneut.

Auch die Sportvereine sollen integriert werden

Einig waren sich dann alle, das Thema noch einmal zu vertagen, um noch zu viele offene Fragen zu klären. Die Räte fordern präzisere Fakten, beispielsweise zu den Kosten. Wie genau funktioniert eine Waldverjüngung? Auch wünschen sie, dass die Meinung der Warmbronner Sportvereine, die in der Büsnauer Straße ihr Gelände haben, mit einfließen kann. Die Schulleiterin bekam die Einladung, künftig in den Entscheidungsprozess eingebunden zu werden. Das nahm Monika Wenger gerne an.