Der Stadtmarketingverein betreibt drei Wochen lang mitten in der Stadt eine Eisbahn. Alle Beteiligten sind überzeugt davon, dass dies eine Attraktion wird – und auch Besucher aus den Nachbarstädten kommen.

Gerlingen - Kufen kratzen auf dem Eis, Schlittschuhe knirschen, Kinder und Jugendliche schreien vor Vergnügen. Mutige probieren erste Schritte, Geübte springen Pirouetten. Solche Szenen werden sich um die Weihnachts- und Neujahrszeit auf dem Gerlinger Rathausplatz abspielen. Dort ist vom Freitag, 13. Dezember bis zum Montag, 6. Januar, eine Eisbahn aufgebaut. Drumherum kommen Stände für Verpflegung, Getränke und Schlittschuhverleih. So will der Marketingverein „Mein Gerlingen“ die Stadt beleben. „Gerlingen auf Eis“ sei etwas Besonderes zur Jahreszeit, auch in der Umgebung.

 

Im Finanzausschuss des Gemeinderats wurde die Idee jüngst begeistert aufgenommen. Der Marketingverein, so seine Vorsitzende Heike Bischoff, habe „die Idee übernommen“. Der Verein miete die Bahn und achte sehr auf eine umweltverträgliche Anlage. Das Kühlmittel werde beim nächsten Einsatz wieder verwendet. Der Strom stamme aus Wasserkraft; die Bahn sei neu und sehr viel energieeffizienter als andere Systeme. Die nötigen 36 000 Liter Wasser entsprächen dem Verbrauch in der Stadt innerhalb von 21 Minuten.

Viele Argumente für die Eisbahn

„Mein Gerlingen“ hat viele Argumente für die Bahn: Sie belebe den Rathausplatz, werde zum Treffpunkt, sei eine sportliche Arena und ein attraktiver Platz für ein Ferienprogramm. Die Gastronomiehütten verpachte man wochenweise an Gerlinger Wirte, Mitglieder von Vereinen könnten Karten verkaufen und Schlittschuhe verleihen. Sogar eine Vergütung für deren Zeit von zehn Euro pro Stunde ist vorgesehen – die einem Spendenprojekt zugute kommen können. Der Verein hat die Idee, auf der Bahn eine Eisdisko abzuhalten, es könnte Wettbewerbe im Eisstockschießen geben, auch Kinderprogramme rund ums Eis seien denkbar. Und man erwartet Besucher aus den Nachbarkommunen.

Unter der Woche soll die Bahn von 14 Uhr an geöffnet sein, freitags bis sonntags von 11 Uhr an. Feierabend ist um 21 Uhr. Die Eintrittskarten gibt es an der Bahn – oder als Geschenk in Gerlinger Läden.

Der Aufbau und Betrieb der Bahn soll rund 45 000 Euro kosten. In seiner Kalkulation geht der Verein davon aus, dass etwa die Hälfte der Einnahmen aus dem Ticketverkauf kommen, Werbung, Gastrolizenzen und Firmenveranstaltungen sollen den Rest der Einnahmen erbringen. Ein eventuelles Defizit werde aus dem städtischen Etat für Stadtmarketing gedeckt, sagte der Bürgermeister Georg Brenner. „Dafür ist der Etat da.“ Er könne sich auch vorstellen, die Kollegen der Gewerbevereine in Korntal-Münchingen und Ditzingen anzusprechen, ob sich die dortigen Einzelhändler an der Kartenverschenkaktion beteiligen wollten.

Kritische Stimmen von den Grünen

Alle Fraktionen waren begeistert von der Aktion, einzig die Grünen sprachen sich gegen die Eisbahn aus. Solche Aktionen seien zwar begrüßenswert, so Ulrike Stegmaier, sie sehe das Projekt aber kritisch – wegen des Klimaaspekts, wegen der Bezahlung der Mitarbeiter aus den Vereinen und dem hohen Ansatz der Sponsorengelder. „Wir installieren keine Klimaschleuder“, konterte Brenner, es gebe nicht mehr Emissionen als bei einem normalen Fest. Die Eisbahn sei auch ein Angebot für die Daheimgebliebenen, alle Weihnachtsmärkte würden kurz vor Weihnachten schließen. „Es geht nicht nur um ein sportliches Angebot, sondern um Marketing für Gerlingen in der Innenstadt“, sagte Brenner unserer Zeitung.

Es ist nicht die erste Eisbahn, die in Gerlingen entsteht. Klaus Herrmann, der Leiter des Stadtarchivs, erinnert sich an kalte Winter in seiner Jugendzeit. Da habe in den sechziger und Anfang der siebziger Jahre die Feuerwehr auf dem Platz bei der Pestalozzischule eine Eisbahn gespritzt. „Da bin ich rumgeschlittert wie viele andere auch.“ Im Archiv finden sich leider weder Fotos noch Texte über das Wintervergnügen der Gerlinger Jugend. Dafür blieb um so mehr in den Köpfen hängen. „Es war eine Mordsgaudi“, sagt eine Gerlingerin, die sich gerne an die Zeit anfangs der achtziger Jahre erinnert. Viele seien mit normalen Schuhen auf der Eisfläche herumgeschlittert – und wenn es wieder warm wurde, habe es viele Pfützen gehabt.

Auf der Kunsteisbahn, die jetzt kommen soll, ist es von unten her immer kalt.

Der Marketingverein

„Mein Gerlingen“ wurde Ende November 2015 im Rathaus gegründet. Der Verein hat das Ziel, Gerlingen attraktiver zu machen. Er vertritt nicht nur die Interessen des Einzelhandels am Ort, sondern kümmert sich auch um die Themen Wohnen und Arbeiten. Vorsitzende ist Heike Bischoff. Im Vorstand sitzt zudem der Bürgermeister Georg Brenner (parteilos), der Gemeinderat ist mit den Stadträten Gabriele Badenhausen (CDU) und Rolf Schneider (Grüne) vertreten.

„Mein Gerlingen“ lädt am 30. Januar 2020 zur zweiten Ausbildungsbörse ein. Regelmäßige Abendspaziergänge zu Unternehmen und der Einkaufsabend „Nachtschwärmen“ im Frühjahr gehören auch zum Veranstaltungsprogramm.

Zum fünften Abend für Unternehmer bittet „Mein Gerlingen“ für den Donnerstag, 31. Oktober, um 19.30 Uhr. Anmeldungen sind bis 25. Oktober möglich, Telefonnummer 0 71 56/205-71 04.