Seit eineinhalb Jahren gibt es die Stadt- und Touristeninformation am Marktplatz. Jetzt haben die Verantwortlichen Bilanz gezogen. Die fällt rundum positiv aus. 70 Prozent der Besucher sind Einheimische. Aber auch die Gäste sind zufrieden.

Weil der Stadt - Ein neugieriger Blick, dann die Frage auf den Lippen: „Wo kann man hier denn nett wandern?“ Octavie Hoyer macht zurzeit mit Mann und Hund Urlaub in Neubulach, dem kleinen Fachwerkschmuckstück im Nordschwarzwald. Heute morgen waren die Hoyers in Calw, jetzt schauen sie sich in Weil der Stadt um. Ein Blick auf die Stellwand hier in der Touristeninfo reicht und Octavie Hoyer weiß: Ja, und wie nett man hier wandern kann!

 

Jetzt noch schnell an die große weiße Theke, wo bereits Renate Vollbrecht mit einem Stadtplan wartet. „Hier finden Sie unsere Altstadt“, sagt die Tourismus-Beraterin und zeigt die Stelle auf dem Plan. Durchschnittlich 46 Mal am Tag helfen Renate Vollbrecht und ihre Kolleginnen Besuchern, seit die Stadt- und Touristeninfo an Ostern 2015 eröffnet hat.

„Hier waren schon sehr viele Nationalitäten da“, erzählt Birgit Gollhofer, die ebenfalls hinter der Theke steht. Amerikaner, Spanier, Engländer, Australier. „Und vor allem Holländer – die kommen oft mit dem Fahrrad“, hat sie festgestellt. So, wie Octavie Hoyer, die sich gerade informiert. „Sehr schön ist es hier“, schildert die Urlauberin ihren ersten Eindruck. „Vor allem auch sehr ruhig.“

Ob Touristen oder Einheimische – es ist gut was los

Schön und ruhig – zwei Stichworte, die auch Michaela Leven nur zu gut kennt. Sie leitet den Bereich Tourismus bei der Stadtverwaltung und arbeitet mit ihrem Team daran, dass es in Weil der Stadt zwar so schön, aber nicht unbedingt so ruhig bleibt. „Tourismus hat hier schließlich noch so viel Potenzial“, ist sie sich sicher. Und dass sie das ausschöpfen will, das merkt jeder sofort, der sie durch ihre neue Touristeninformationsstelle begleitet.

Schon ganz vorne, an der großen Theke, wo die Kolleginnen arbeiten – drei Festangestellte und sechs Aushilfskräfte wechseln sich hier ab. „Das war ja früher der Gasthof Engel hier“, erklärt Michaela Leven. „Diesen Gasthaus-Charakter wollten wir mit der schönen Theke erhalten.“ Einer der früheren Eigentümer war Sebaldus Kepler, der Großvater von Johannes Kepler. Der berühmte Astronom wohnt jetzt wieder hier – in Miniaturausgabe, auf Taschen, Tassen, Magneten und auch auf Kugelschreibern. „Der Kepler ist international bekannt“, erklärt Michaela Leven. „Wir wollen hier eine Marke aufbauen. Und dafür nehmen wir natürlich ihn.“

Jetzt bedienen sich dort Touristen. Einheimische nehmen den Kepler gerne als Mitbringsel. 18 000 Euro hat die Touristeninfo mit solchen Werbemitteln im vergangenen Jahr umgesetzt, steht in der Weiler Tourismus-Jahresbilanz 2015.

„Die Info wird wirklich als neue Visitenkarte von Weil der Stadt angenommen“, stellt Michaela Leven zufrieden fest. Vor allem sind es nämlich auch die Weil der Städter selbst, die in ihre neue Stadtinformation kommen. Sie stellen 70 Prozent der Besucher. Sie bekommen hier Infos, Prospekte und Eintrittskarten über das Easy-Ticket- und Reservix-System – fast 30 000 Euro Umsatz hat die Stadtverwaltung mit dem Ticketverkauf 2015 gemacht.

Eine Tourismusexpertin mit vielen Ideen im Kopf

Ein Erfolg, vor allem für Michaela Leven, die das alles seit drei Jahren in den Händen hält. Davor war sie Betriebswirtin in der Werbewirtschaft, hat Werbung für große Firmen in der Region Stuttgart gemacht. „Jetzt gehe ich zu einer Stadtverwaltung“, hatte sie sich dann gedacht, „da geht’s ein wenig ruhiger zu“. Um dann aber festzustellen: „Mir war’s noch nie so wenig langweilig wie hier.“ Netzwerken, die Potenziale von Weil der Stadt zusammenbringen, was bewirken, Ideen haben.

Michaela Leven wendet alles an, was die hohe Kunst der Werbewirtschaft bietet. „Dabei will ich vor allem die Talente ausnutzen, die es in Weil der Stadt gibt“, erklärt sie. Und zeigt auf den Kepler und den Brenz, zwei kleine Tonköpfe, die es hier zu kaufen gibt, getöpfert von der Keramikerin Brigitte Schweikert. Und den Stadtplan, der hier verteilt wird, hat der Weiler Steinmetz Gernot Zechling gezeichnet.

Bald gibt es vielleicht auch einen Kinder-Reiseführer für Weil der Stadt. Langweilig wird’s Michaela Leven nicht, Ideen hat sie genug – etwa ein Maskottchen, neue Beschilderungen der Gebäude und immer wieder die Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten stehen auf ihrer Agenda. „Wir sind im Bereich Tourismus richtig gut aufgestellt“, lobt ihr Chef, Bürgermeister Thilo Schreiber, sie einstweilen schon jetzt.

Öffnungszeiten Die Weiler Stadt- und Touristinfo ist montags zu. Dienstag bis Freitag ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet, samstags zwischen 10 und 13 Uhr und sonntags (nur von Mai bis September) von 13.30 bis 16.30 Uhr. Der Ticketverkauf läuft dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr und am Samstag zwischen 10 und 13 Uhr.