Ein gebürtiger Weiler ist er nicht, obwohl er nun seit 15 Jahren hier lebt – aber Harald Engesser passt auch irgendwie zu Weil der Stadt. Er ist ein Multitalent, macht gerne Musik, am allerliebsten organisiert er aber Kultur, Events, Konzerte, oder eben seit vier Jahren Kriminaldinner.

Weil der Stadt - Ein gebürtiger Weiler ist er nicht, obwohl er nun seit 15 Jahren hier lebt – aber Harald Engesser passt auch irgendwie zu Weil der Stadt, oder vielleicht noch besser zu Merklingen. Weil er ein Schaffer ist, der gerne etwas bewegt, und dennoch vor Ort verwurzelt ist. Er ist ein Multitalent, macht gerne Musik, am allerliebsten organisiert er aber Kultur, Events, Konzerte, oder eben seit vier Jahren Kriminaldinner.

 

Aber beginnen wir von vorne – geboren ist Harald Engesser in Donaueschingen, hat nach der Schule mit 20 Jahren an der Berufsakademie Stuttgart studiert. Industrie-Marketing, das war schwäbisch-solide. Aber irgendwie doch nicht kreativ genug. Deswegen machte der junge Mann noch ein Aufbaustudium zum Kultur- und Freizeitmanagement in Osnabrück. Aber das beschreibt diese Phase im Leben nur unvollständig. Denn schon mit 14 Jahren hat Engesser Gitarre gelernt und mit Kumpels die Band JBB gegründet. „Johnnys Birthday-Band“ heißt das übersetzt, das lief auch eine Zeit ganz gut mit flotten Rock’n’Roll-Rhythmen, auf Hochzeiten oder Partys.

Und ein guter Kontrast zum Ausbildungsbetrieb während des BA-Studiums. „Die waren sehr konservativ“, sagt Harald Engesser nur. Jeder Strich mit dem Lineal gezogen, es staubte vor Seriosität bei dem Automobilzulieferer. Daher vielleicht auch der Drang zum Freizeitmarketing.

Der erste Kontakt zur Branche kam im Europapark Rust – die Diplomarbeit sollte die Kundenzufriedenheit bei den Liveshows untersuchen. 450 wurden gefragt. „Ein wichtiges Ergebnis war, dass die Sitze zu hart sind“, schmunzelt Engesser. Ob man dafür eine Studie brauchte – sei’s drum, der Einstieg in eine Welt von Organisation und Management war getan. Und so ging es rasant herauf und herunter auf der Karriereleiter. Erst arbeitete Engesser bei der Agentur Rot-Lore-Lorenz in Stuttgart, dann für einen Konzertveranstalter im Rhein-Neckar Kreis. „Das Highlight war ein Openair mit AC/DC und irrsinnig vielen Zuschauern“, erinnert sich der Weiler. Aber auch den spanischen Flamenco-Tänzer Joaquin Cortes hat er damals gemanagt. Als Assistent des Geschäftsführers war Engesser vorne an der Front. Es ging weiter mit einer Agentur, die in Stuttgart die Chippendales gemanagt hat.

„Wenn man in der Branche mal arbeitet, ergeben sich ständig neue Sachen“, erklärt der 38-Jährige den häufigen Wechsel alle paar Jahre. Die nächste Station war eine entscheidende, prägende. Harald Engesser war wiederum Assistent der Geschäftsleitung. Mit seinem damaligen Chef Jan Vercveer verstand er sich prächtig. „Er ist ein guter Freund geworden“, sagt Engesser heute noch. Drei Jahre blieb er, managte die Stücke „Tanz der Vampire“, „Elisabeth“ und „Mamma Mia“. Obwohl nach der Doppelpleite der Anfangsjahre die Musical Hall in Stuttgart-Möhringen mit dem Hamburger Betreiber Stage Entertainment besser lief – es war ein hartes Geschäft.

Irgendwann wurde der Geschäftsführer ausgetauscht, ein Assistent wurde gar nicht mehr gebraucht. Harald Engesser wechselte den Job und die Branche, hat vier Jahre bei Debitel gearbeitet, Kunden betreut, Kampagnen gesteuert. Doch irgendwann riet man ihm: „Mach dich doch selbstständig.“ Und so hat er 2010 in Merklingen im Industriegebiet ein kleines Büro aufgezogen – mit zwei Ex-Mitgliedern der Band „Fools Garden“. Mit denen spielt er übrigens heute noch in der Gruppe „Acustic Fools“ bisweilen in Weil.

Die Idee: Theater und Gastronomen zusammenbringen, um Krimi-Dinner zu organisieren. Ursprünglich ist es 1995 in den USA entstanden, seit den 2000ern gibt es die Kombination von Krimi und gutem Essen auch in Deutschland. Das erste startete in Weil der Stadt, dann ging es nach Calw, Stuttgart, Ravensburg, Radolfzell. „Ich gehe gerne in die kleinen Städte“, sagt Engesser. Es kam München dazu, dort steigt es in der Alten Reitschule, Hannover, Hamburg und Berlin – immer weiter zog Engesser seine Kreise. Ein großes Projekt ist „Mord im Brauhaus“ in Dortmund – passend in der Aktienbrauerei. Aber immer wieder kommt er auch nach Weil der Stadt, wie aktuell in den Landgasthof 1610 in Merklingen von Oktober an.

Es waren schwierige Aufbaujahre, inzwischen läuft das Büro und wird demnächst sogar vergrößert. Doch es gibt viele Fallstricke. Einer ist der Patentschutz: Der große Konkurrent Krimi-Dinner.de hat zwei Mal in Hamburg dagegen geklagt, dass Engesser den Namen „Krimi-Dinner“ verwenden darf. Markenschutz, weil sie das Label erstmals genutzt hätten im Jahr 2002. „Dabei habe ich Zeitungsberichte, dass es das schon viel früher gab“, beharrt der Merklinger Unternehmer.

Er will vor Gericht beharrlich bleiben, bislang gibt es nur Eilentscheidungen. Trotzdem heißt sein Angebot nun „Kriminal-Dinner“. Harald Engesser ist jedenfalls angekommen in der Keplerstadt, ist verheiratet und hat ein Kind. Und spielt immer noch gerne Gitarre, damit schließt sich der Kreis. Neben den „Accoustic Fouls“ macht Engesser auch noch in einer Grunge-Band in Maichingen mit. „Under Petrol Station“, unter einer Tankstelle. Vielleicht passt das ja besonders zu einem Leben, das immer und stetig im Fluss ist.