Willy Trostel sammelt Kleeblätter. 40 vier- und fünfblättrige Exemplare befinden sich in seinem Besitz. Mit dem seltenen Glücksklee möchte er auch ins Fernsehen. Bei sich selbst hat der Senior noch „keine gravierenden Veränderungen“ festgestellt.

Weissach -

 

Manchmal fühlt sich Willy Trostel, als hätte er gerade den Jackpot geknackt und eben mal ein paar Millionen abgesahnt. Dieses Gefühl überkommt ihn, wenn er ein vier- oder fünfblättriges Kleeblatt von der Wiese pflückt. „Das ist wie ein Sechser im Lotto“, schwärmt der Weissacher, dessen stolze Sammlung ganze 40 Exemplare des seltenen Glücksklees zählt.

Willy Trostel ist ein echter Glückspilz. Man könnte sagen, wenn einer das Glück gepachtet hat, dann ist es der Mann aus Weissach. Denn um ein vierblättriges Kleeblatt auf der Wiese zu finden, gehört mächtig Glück, ist es doch das höchste der Gefühle, entdeckt man im Leben überhaupt einen der botanischen Exoten.

Über die mickrige Ausbeute kann der Weissacher nur müde lachen. „Ich habe an einem einzigen Tag gleich sechs vierblättrige Kleeblätter im Heimerdinger Wald gefunden“, berichtet der 69-Jährige, der die Exponate fein säuberlich in seinem ausgebauten Wohnkeller aufbewahrt. Auf vier Täfelchen aus Pappe hat er die Kleeblätter geklebt. Zum Konservieren legte er den Klee für mehrere Tage zwischen die Seiten eines Buches, welches er mit ordentlich Gewicht beschwerte, bis das Gewächs getrocknet war.

Im Renninger Wald hat alles begonnen

Angefangen hatte alles mit einem Spaziergang im Renninger Wald im vergangenen Sommer. „Ich habe eine Bekannte begleitet, die ein vierblättriges Kleeblatt suchte“, berichtet Trostel, der damals selbst zu den Skeptikern gehörte und ihr keine großen Hoffnungen machte. „Nachdem sie eines fand, sagte ich mir: „Jetzt versuche ich auch mal mein Glück!“

Und so streift er seither durch die umliegenden Wälder. Bis zu vier Mal in der Woche macht er sich auf die Suche und durchkämmt mit einem Stock eine Wiese nach der anderen. „Es ist schon wie eine kleine Sucht“, gibt Trostel zu, „immer wenn mich zwischen den Zehntausenden Kleeblättern ein vier- oder fünfblättriges Exemplar anlächelt, dann kribbelt es richtig, das ist ein unbeschreibliches Gefühl.“ Ungläubige Blicke erntet der Weissacher nicht selten, wenn er von seinem Hobby berichtet. Niemand will ihm so recht abnehmen, dass er gleich mehrere der seltenen Kleeblätter sein Eigen nennt. „Die meisten sagen, das ist unmöglich!“, erzählt der 69-Jährige mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Dass er an manchen Tagen mit leeren Händen nach Hause zurückkehrt, davon lässt sich der Sammler nicht entmutigen. „Die Enttäuschung gehört dazu“, sagt Trostel. Vor allem müsse man Geduld mitbringen und einen scharfen Blick. „Nicht zuletzt braucht man aber auch das nötige Quäntchen Glück“, fügt der Weissacher grinsend hinzu. Ein Erfolgsrezept gebe es aber nicht.

Dass sich der begeisterte Sammler stundenlang in Wäldern herumtreibt, kommt nicht von ungefähr. Für Flora und Fauna hegte der gelernte Schlosser schon immer eine große Leidenschaft. Vor der Haustür lässt er in einem kleinen Gewächshaus Gurken und Kürbisse gedeihen, daneben planschen zwischen prächtigen Seerosen mehrere Goldfische im Teich, während zwei 40 Jahre alte griechische Landschildkröten über die Wiese trotten.

„Das Glück braucht sicherlich Zeit, bis es einsetzt“

Ob ihm die Glücksbringer auch tatsächlich Glück bringen? „Bislang konnte ich noch keine einschneidenden Veränderungen ausmachen, aber das Glück braucht sicherlich seine Zeit, bis es einsetzt“, scherzt der Weissacher, der sogleich ergänzt: „Ich kann mich aber auch sonst nicht über meinem Leben beschweren!“

Falls ihm die Kleeblätter kein Glück bringen, dann vielleicht anderen. Erst kürzlich habe er eine Gemeinderätin aus Flacht mit einem vierblättrigen Kleeblatt beschenkt.

An seiner Sammlung möchte Trostel auch die Öffentlichkeit teilhaben lassen. „Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, die Kleeblätter im Fernsehen zu zeigen“, erklärt der Weissacher seine Pläne und hofft dabei auf Schützenhilfe aus der Nachbarschaft. Denn nur einen Katzensprung entfernt wohnt Volker Kugel, seines Zeichens Direktor des Blühenden Barocks in Ludwigsburg und Botanik-Experte der SWR-Sendung „Grünzeug“.

Doch zunächst packt Willy Trostel die Koffer. Mit der Gattin geht es für einige Tage an die Ostsee. Dass der begeisterte Sammler aus Weissach mit seinem Stock und den scharfen Blick die Wälder des Nordens unter die Lupe nimmt, um einen weiteren Jackpot zu knacken, das versteht sich von selbst.