In Weitmanns Waldhaus mischt die Festlesspezialistin Conny Weidmann die Idylle beim SV Heslach kräftig auf. Die schwäbische Küche soll Stammgäste im besten Rentenalter ebenso halten wie Familien und junge Ausflügler.

Stuttgart - Auf zum Wünsch!“ Am Sonntag holte der Opa den Kadett aus dem Hof und hinauf ging‘s vom Westen Richtung Birkenkopf, zum Vereinsheim des SV Heslach. Wünsch hieß der langjährige Wirt im Heslacher, wie die Stammgäste zu ihrem Wohnzimmer im Grünen auch sagten. Durch die großen Fenster wächst der Wald bis in die Gaststube, wo er jetzt mit den sattgrün gestrichenen Wänden konkurriert. „S‘isch nemme des – s‘isch vornehm worde“ konstatieren zwei ältere Besucherinnen. Stimmt – und auch nicht.

 

Conny Weitmann, stadtbekannt durch ihre Stände auf dem Weihnachtsmarkt und dem Sommerfest, hat im März ihr erstes Restaurant eröffnet und ordentlich investiert, die Küche ist nagelneu. Der Wünsch heißt jetzt Weitmanns Waldhaus. Die frühere Festwirtin hat in ihrem Fundus gekramt, sie hat Kommoden aufgestellt, Geweihe aufgehängt, Kissen und Läufer aufs rustikale Mobiliar gelegt und Vorhänge – grün natürlich mit Hirschmotiv – aufgehängt. Die Speisen stehen mit Kreide auf Schiefertafeln geschrieben, der Geschirrwagen ist dezent in die Ecke gerückt – und doch erkennt man das Vereinsheim mit seinem 70er-Jahre-Fliesenboden wieder.

Conny Weitmann und ihr Sohn Timo wollen den Spagat schaffen: die Stammgäste im besten Rentenalter halten und Familien, Ausflügler, junge Städter gewinnen. Das dürfte ihr vor allem mit dem lauschigen Biergarten gelingen. Hier sitzt man an weißen Holztischen unter gestreiften Sonnenschirmen oder der Markise, auch drei Strandkörbe stehen bereit. Der Springbrunnen plätschert und auch an schwülen Tagen weht am Waldrand ein Lüftchen.

Das Essen wird am Mikro ausgerufen

Essen und Trinken bestellen die Gäste innen an der Theke. Die Getränke, etwa ein erfrischender Maibock (3 Euro) oder ein Johannisbeersaftschorle (1,80 für zwei Deziliter) werden gleich ausgeschenkt, das Essen wird am Mikro ausgerufen. „Die 198, die 199, das Dessert“: wie in alten Tagen.

Die Küche ist schwäbisch, ergänzt durch saisonale Angebote wie etwa Stangenspargel und ein Tagesessen. Außerdem gibt’s Vesper, Salate, vegetarische Gerichte, Kaffee und Kuchen. Die Preise sind angesichts der gewaltigen Portionen sehr fair kalkuliert. Eine Wucht sind die hausgemachten geschmälzten Maultaschen (7,80 Euro): Im dünnen Teig steckt richtig viel Fülle, mit ordentlich Spinat und frischen Kräutern drin. Der Kartoffelsalat dazu dürfte herzhafter abgeschmeckt sein. Zu den Kässpätzle mit Zwiebelschmelze gibt’s einen bunten frischen Salat (7,80 Euro). Der kann freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die rahmigen Spätzle eine echte (Kalorien-)Bombe sind. Am Rostbraten (12,90 Euro mit Bauernbrot) gibt’s nichts auszusetzen, und auch das Rindergulasch (8,80 Euro mit Semmelknödel) ist wunderbar mürbe, mit dezenter Schärfe.

Opa hätte es hier oben gut gefallen, der Enkelin sowieso.

Weitmanns Waldhaus, Rotenwaldstraße 373, 70197 Stuttgart, Telefon 07 11/2 36 50 24, Montag Ruhetag. Von Dienstag bis Sonntag geöffnet: von 11 Uhr an, Küche bis 21 Uhr; Informationen unter www.weitmanns.de.

Die Bewertung:

Küche ****

Ambiente ***

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.