In Wimsheim gibt es eine große Jugendabteilung, größer sogar als in Renningen. Allerdings schwindet die Begeisterung mit zunehmendem Alter.

„Den starken Zulauf von Kindern und Jugendlichen während der Coronazeit kann ich mir nicht recht erklären“, sagt Tobias Engel, der Jugendwart der Freiwilligen Feuerwehr Wimsheim. „Das erstaunt uns schon“, ergänzt der Feuerwehrkommandant Markus Geiger. Denn im ersten Lockdown waren bei der Feuerwehr als systemrelevanter Einrichtung keine Treffen möglich und im zweiten Lockdown nur mit einem strengen Hygienekonzept. „Trotzdem sind die Kinder zu uns gekommen“, sagt Geiger, der als Grund dafür Mundpropaganda unter den Jugendlichen vermutet. Außerdem würden die Kinder vieler junger Familien in Wimsheims Neubaugebieten eine Rolle dabei spielen. Es spreche sich unter den Kids herum, wenn jemand zur Feuerwehr geht.

 

2022 kamen acht Mädchen und ein Junge hinzu

Aktuell sind in der Jugendabteilung 44 Jugendliche aktiv, davon 18 Mädchen. „So groß waren wir noch nie“, sagt der 44-Jährige. Allerdings zeigt die Statistik über die Jahre hinweg deutliche Schwankungen bei der Mitgliederzahl. Waren 2018 noch 24 Jugendliche dabei, so stieg die Zahl seither kontinuierlich an, besonders auffallend im vergangenen Jahr 2022, als neun neue Mitglieder, davon acht Mädchen, kamen. „Aber wir haben auch ein attraktives Angebot“, erklärt Tobias Engel.

Im Freizeitbereich gehören Schlittschuhlaufen, Minigolf, ein Indiaca-Turnier oder ein Zeltlager ebenso dazu wie gemeinsames Müllsammeln vor Kurzem bei der Flurputzete. In Sachen Feuerwehr gibt es die regelmäßigen Übungsabende an den Fahrzeugen, man lernt Brandtheorie, Knoten machen oder Erste Hilfe. Außerdem übt der Nachwuchs einen Löschangriff und Personen retten. Aktuell trainieren die älteren Jugendlichen für den Erwerb der Leistungsspange, zu dem im praktischen Teil ein Löschangriff, eine Schlauchstafette, Kugelstoßen und ein Staffellauf gehören.

Mit der Pubertät lässt das Interesse nach

Um der großen Zahl an Kindern bei Ausbildung und Übungen für den Feuerwehrdienst, aber auch den sieben ehrenamtlichen Betreuern gerecht zu werden, wurden in Wimsheim jetzt zwei Gruppen gebildet, eine für Neun- bis Elfjährige und eine für Zwölf- bis 18-Jährige. Diese wechseln sich 14-tägig in der Feuerwache ab. Feuerwehr sei aber ein „Teamsport“ und Kameradschaft werde großgeschrieben, deswegen sollen die Gruppen auch immer wieder zusammen aktiv werden.

„Die Jugendfeuerwehr ist unsere wichtigste Abteilung“, sagen Tobias Engel und Markus Geiger übereinstimmend. Schließlich soll sich aus ihr der Nachwuchs für die Einsatzabteilung rekrutieren. Doch nicht alle Jugendlichen bleiben so lange dabei. „Am Anfang tragen sie ihre Uniform stolz durch den Ort, in der Pubertät wird’s dann manchen peinlich“, hat Tobias Engel beobachtet. Ab 14, 15 Jahren lassen viele die Feuerwehr zugunsten anderer Interessen links liegen.

Das zeigen auch die Zahlen: 13 Jahre und älter sind nur noch zwölf Mitglieder. „Von fünf, die in die Jugendfeuerwehr eintreten, kriegen wir in der Regel nur einen bis zur Einsatzabteilung durch“, so Jugendwart Tobias Engel, der auch stellvertretender Kommandant ist. „Wenn Jugendliche gehen, ist es immer schade, besonders, wenn man sie jahrelang kennengelernt hat“, sagt er. Im Moment besteht die Wimsheimer Einsatzabteilung aus 44 Mitgliedern. Von diesen waren 25 vorher bei der örtlichen Jugendfeuerwehr.

Mehr Mitglieder als die Jugendfeuerwehr von Renningen

Der aktuell große Feuerwehrnachwuchs in Wimsheim – die Gemeinde hat rund 2900 Einwohner – löst auch bei Feuerwehren in der Nachbarschaft einiges Erstaunen aus. Nicole Rühle ist Jugendleiterin in Heimsheim, einer Stadt mit rund 5500 Einwohnern. Dort hätten, anders als in Wimsheim, einige Jugendliche während der Pandemie eher das Interesse verloren, sagt sie. Aktuell hat dort die Jugendfeuerwehr 18 Mitglieder. Doch anders als in Wimsheim sei in den vergangenen Jahren der Großteil der Jugendlichen in die Einsatzabteilung eingetreten.

Selbst in der deutlich größeren Stadt Renningen mit knapp 19 000 Einwohnern gibt es derzeit mit 34 Jugendlichen weniger Jugendfeuerwehrleute als in Wimsheim. „Auch bei uns gab es in der letzten Zeit einen größeren Andrang, das kommt immer so periodisch“, berichtet Timo Grötzinger, Pressesprecher der Renninger Wehr. Laut Statistik würden etwa 70 Prozent der Jugendlichen später dann auch in die Einsatzabteilung wechseln. Und wie in Wimsheim sagt auch der Renninger Feuerwehrmann: „Die Jugendfeuerwehr ist überlebenswichtig für unsere Feuerwehr.“

Die Wimsheimer können sich in Zukunft noch attraktiver für den Nachwuchs der Gemeinde aufstellen, dank einer großen Spende von 12 500 Euro, die ihr bei der Auflösung einer Stiftung zufloss. Ideen für die Verwendung des Geldsegens gibt es schon einige, spruchreif sind sie allerdings noch nicht.