Als SPD-Kreisrätin hat Katrin Altpeter den Neubau in Winnenden auf den Weg gebracht. Als baden-württembergische Gesundheitsministerin hat sie die Klinik gestern feierlich eingeweiht.“ Es war die richtige Entscheidung“, betonte sie in ihrer Ansprache. In zwei Wochen ziehen die Patienten ein.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Winnenden - Als Kreisrätin hat Katrin Altpeter den Neubau in Winnenden einst mit auf den Weg gebracht. Gestern hat sie die Klinik der Zentralversorgung als baden-württembergische Gesundheitsministerin (SPD) feierlich eingeweiht. Dass wegen des Neubaus die Standorte in Backnang und Waiblingen aufgegeben werden, ist laut Altpeter schmerzlich, aber „die Entscheidung war richtig und zukunftweisend“. Der „Hürdenlauf mit Steinen und Schlaglöchern“ habe sich gelohnt. Die Ministerin machte keinen Hehl daraus, dass sie die Krankenhausversorgung trotz des Strukturwandels im Gesundheitsbereich für eine originäre Aufgabe der öffentlichen Hand hält. Beispiele aus anderen Landkreisen, die diese Aufgabe an private Unternehmen abgegeben hätten, zeigten, dass dies nicht der richtige Weg sei. Während sich die Krankenhausbetreiber „die Rosinen rausgepickt“ hätten, bleibe die aus finanzieller Sicht unattraktive medizinische Grundversorgung weiter an den Kommunen hängen.

 

Nukleus der medizinischen Daseinsvorsorge

„Es ist geschafft, das Werk ist vollbracht“, sagte der Landrat Johannes Fuchs, wenngleich auch bei der symbolischen Einweihung im Hintergrund noch einige Handwerker letzte Hand an das voraussichtlich knapp 300 Millionen Euro teure Gebäude legten. Man habe in Winnenden einen „Nukleus der medizinischen Daseinsvorsorge“ geschaffen – nach „zehn Jahren kontroverser Familienplanung und einer Zangengeburt mit Steißlage“.

Auch Fuchs verteidigte noch einmal den am 14. Juli 2008, fast genau vor sechs Jahren, mit denkbar knapper Mehrheit in Schwaikheim gefällten Baubeschluss. „Wir haben einen konsequenten Schritt gewagt. Dieser medizinische Quantensprung wäre mit einem ,weiter so’ undenkbar gewesen.“ Natürlich sei der Weg dahin nicht ohne Pannen gewesen und die gegenüber der Planung voraussichtlich um 14 Prozent höheren Kosten seien schmerzlich. Allerdings sei ein Krankenhaus nun einmal „kein Gebäude von der Stange“. Was zähle, sei das Ergebnis, und das könne sich sehen lassen.

Das Ziel sei gewesen, trotz eines riesigen Bauvolumens – rund 70 000 Quadratmeter Brutto-Grundfläche (BGF) – ein menschlich einladendes Haus und keine Klinikmaschine zu schaffen, betonte der Architekt Rainer Hascher. Die insgesamt fünf Einzelpavillons seien hervorragend in ein städtebauliches Konzept eingebunden, das Ensemble füge sich ungezwungen in eine grüne Auenlandschaft ein und nehme Bezug auf sie. Gleichzeitig sei im Inneren eine funktionale Struktur geschaffen worden, die „konsequent auf optimale Betriebsabläufe ausgerichtet“ sei.

In einem Wort: attraktiv

Der Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken, Jürgen Winter, fasste alles in einem Satz zusammen: „Die neue Klinik ist attraktiv.“ In ihr könnten künftig weit mehr als 80 Prozent aller Krankheitsbilder versorgt werden – und dies zum Teil von „Topspezialisten“, die man ohne die Neubauperspektive wohl kaum hätte engagieren können. Das Krankenhaus sei nun weitgehend fertig, der letzte dicke Stein werde ihm vom Herzen fallen, wenn der Patientenumzug aus Waiblingen und Backnang in zwei Wochen gut über die Bühne gegangen sei, sagte Winter. Dann müssten neben den Patienten nur noch die Mitarbeiter in dem neuen Klinikum heimisch werden. Dies alles aber sei ein bisschen wie mit einem neuen Auto. „Nach ein paar Fahrten ist alles wieder am richtigen Platz.“