Die Bundesligisten haben sich mit der kürzeren Unterbrechung im Winter arrangiert, dennoch üben die Club-Verantwortlichen Kritik an den Umstellungen im Terminkalender.

Stuttgart - Die Bremer Profis konnten sich kaum halten vor Lachen. So viel Heiterkeit hatte schon lange keine Trainingseinheit beim SV Werder ausgelöst. Denn bei „Spiele ohne Grenzen“ vor genau einer Woche an der türkischen Riviera musste Marko Arnautovic Sackhüpfen, Kevin de Bruyne mit dem Mountainbike Slalomfahren und Nils Petersen Medizinbälle werfen. Ganz gleich, ob in der Türkei, Spanien, Portugal, Katar oder den Emiraten, überall, wo die Fußball-Bundesligisten zur Vorbereitung auf die am Freitag wieder startende Rückrunde Station machten, standen spielerische Elemente irgendwann im Vordergrund.

 

Wenn eine Winterpause nur 33 Tage währt, kann nicht jeder Trainingstag mit einem ausgedehnten Strandlauf beginnen und einem schweißtreibenden Kraftzirkel enden. Die meisten Fitnesstrainer der Liga sind der Meinung, die Winterpause ist immer noch notwendig. Zur Regeneration für Physis und Psyche. Von der Trainingssteuerung sei die kurze Pause zwar kein Problem mehr, betonen Leistungsdiagnostiker wie Holger Broich von Bayer Leverkusen. Als immens kräftezehrend wird aber die Terminhatz im Februar und März beispielsweise für die Europa-League-Teilnehmer angesehen, wenn mitunter weniger als 48 Stunden zwischen zwei Pflichtspielen zur Erholung blieben. Doch sei das deutsche Modell immer noch besser als das atemlose englische.

Mehr als vier Testspiele sind kaum möglich

Gleichwohl drängt auch hierzulande die Zeit. Die volle Belastbarkeit wird in diesen Tagen im Schnelldurchgang wiederhergestellt. Mehr als vier Freundschaftsspiele lassen sich kaum durchführen; maximal zweimal wird die Wunschformation getestet. Was waren das für selige Zeiten Ende der 80er Jahre, als die Unterbrechung zur Jahreswende stattliche 76 Tage währte.

Warum bittet die Bundesliga so früh im  Jahr auf tiefgekühlte Bühnen? Der derzeitige Zustand wurde zur Saison 2009/2010 geschaffen, als der Dachverband Uefa das Champions-League-Finale an einem Samstag im Mai verankerte. „Wegen eines Spiels mit zwei Vereinen schauen 5000 andere Clubs in Europa zu“, ereifert sich Frankfurts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen noch heute, der sich im Ligavorstand damals heftig gewehrt hatte, „aber die Lobby der Verbände war zu groß.“

2021 steht wohl eine radikale Reform an

Da gleichzeitig auch der DFB nicht davon abrückt, das Pokalfinale samstags abzuhalten, sind zwei Wochenenden im Mai blockiert. Anschließend hat der Weltverband Fifa wieder eine Abstellungsperiode verankert. Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler empfindet es „als Wahnsinn, dass den halben Mai und den ganzen Juni nicht gespielt wird“. Bruchhagen ergänzt: „In Frankfurt hat von Mai bis August kein Bundesligaspiel stattgefunden, das kann weder uns noch den Zuschauer freuen.“Er bemerkt in diesem Zusammenhang zu Recht, dass der gemeine Profi gewiss nicht überlastet sei. Die Mehrzahl, die nicht bei einer WM oder EM antrat, kam in den Genuss ausgedehnter Sommerferien. Der Grund: im Kalenderjahr 2012 rollte in der Bundesliga zwischen 5. Mai und 24. August kein Ball. Bei der Abstimmung zum Rahmenterminkalender 2013/2014 setzten sich immerhin jüngst jene Vereine durch, die einen Frühstart bereits am 9. August befürworteten. Die Hinrunde streckt sich dann bis zum 23. Dezember, der erste Rückrundenspieltag beginnt am 24. Januar 2014, ehe wegen der WM in Brasilien schon wieder am 10. Mai 2014 Schluss ist.

Eine radikale Reform kündigt sich spätestens in acht Jahren an. Der Uefa-Präsident Michel Platini wirbt bereits darum, wegen der WM 2022 in Katar den Spielplan an das Kalenderjahr anzupassen. Demnach soll dann in Europa im Sommer durchgespielt werden, damit in der Wüste im Winter die WM ausgetragen werden kann.